Kein Schmetterling fliegt schneller

Nina Schiffer von SSF Bonn gewinnt bei Deutschen Schwimm-Meisterschaften in Berlin Goldmedaille über Paradestrecke 200 Meter Schmetterling

Kein Schmetterling fliegt schneller
Foto: dpa

Bonn/Berlin. Die Sensation ist perfekt: Nina Schiffer von den SSF Bonn hat am Sonntag bei den 119. Deutschen Schwimm-Meisterschaften in Berlin in beeindruckender Art und Weise die Goldmedaille über die 200 m Schmetterling gewonnen.

Die erst 16-jährige Bonnerin siegte mit neuer persönlicher Bestzeit in 2:11,28 Minuten auf der langen 50-m-Bahn und entschied dabei das packende Duell gegen die 36-fache Deutsche Meisterin, ehemalige Vizeweltmeisterin und Europameisterin Annika Mehlhorn von der SG ACT/Baunatal für sich.

Die deutsche Topschwimmerin hatte nach einhundert Metern mit einer Durchgangszeit von 1:02,55 Minuten noch vorne gelegen. Aber wie schon bei ihrer Silbermedaille über die 400 m Lagen am Donnerstag, wuchs Schiffer im Europapark an der Landsberger Allee im Schlussspurt über sich hinaus und verwies Mehlhorn auf den zweiten Platz.

Am Sonntagmorgen hatte sich die junge Bonnerin in 2:13,53 Minuten noch hinter Mehlhorn für den Endlauf qualifiziert. Bei der Siegerehrung war der 24-jährigen die Enttäuschung über die "erste Wachablösung" dann auch deutlich anzumerken. Mit dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft über ihre Paradisziplin hat sich Nina Schiffer früher als erwartet in der deutschen Spitze des Schwimmsports eingefunden.

Wenn ihre Leistungsentwicklung weiterhin in einem solch rasanten Tempo vorangeht, könnte sogar noch eine Teilnahme an den Olympischen Spielen 2008 drin sein. Allerdings müsste sich Schiffer nochmals um mehr als zwei Sekunden auf der langen Bahn steigern, um eine Chance auf das Ticket für Peking zu haben. Im vergangenen Jahr war die SSF-Athletin bei der Junioren-EM im Juni auf Mallorca noch eine 2:15,52 geschwommen.

"Diese Leistungssteigerung ist einfach klasse. Ich hätte nicht gedacht, dass Nina jetzt schon unter 2:12 schwimmen kann", freute sich ihr Trainer Martin Grabowski riesig. In Anbetracht der neuen Bestzeit will Grabowski jetzt auch nicht mehr entschieden das Wort "Olympia" aus seinem Wortschatz streichen: "Dem Thema können wir jetzt nicht mehr aus dem Weg gehen. Man muss sich damit befassen und in einigen Wochen mit dem DSV sprechen, welche Möglichkeiten der Trainingsförderung möglich sind."

Doch nicht nur Schiffer zeigte für die SSF gute Leistungen: Bonns Valerie Mülder glänzte in Berlin über die 1 500 Meter Freistil. Die 17:42,71 Minuten bedeuteten am Ende Platz acht. Über die 400 m Freistil lief es nicht ganz so gut - Rang 29 in 4:38,43 Minuten. Ihre Vereinskameradin Denise Möller absolvierte die gleiche Strecke in 18:01,24 Minuten und wurde damit Elfte. Über die 400 m Freistil erkämpfte die junge Bonnerin Rang 24 in 4:33,57 Minuten.

Die 200 m Schmetterling schwamm sie am Sonntagmorgen in 2:23,74 Minuten und belegte damit Platz 21. Corinna Richter schwamm die 200 m Lagen in 2:29,09 Minuten (25.). "SSF-Schwimmoldie" Karsten Grote hatte bei den NRW-Meisterschaften kurzfristig das Ticket für die DM gelöst und erreichte am Samstag über die 50 m Brust Platz 21 (30,39 Sekunden).

Für die deutschen Schwimmstars Britta Steffen und Thomas Rupprath gab es am Wochenende bei der DM nach der verpatzten WMin Melbourne noch ein versöhnliches Ende. Steffen schwamm über die 100 m Freistil in 53,57 Sekunden eine starke Zeit, die bei der WM in Australien Silber bedeutet hätte. Gleiches schaffte Thomas Rupprath über die 50 m Schmetterling. Er schwamm in 23,46 Sekunden einen neuen deutschen Rekord.

"Über die Zeit bin ich glücklich. Aber natürlich ärgere ich mich, dass ich die Leistung nicht bei der WM abrufen konnte", meinte der 30-Jährige, der 13 Hundertstel unter seiner zwei Jahre alten Bestmarke blieb. Bemerkenswert war auch die Zeit von Kamil Kasprowicz über die 200 m Lagen. Der Hannoveraner glänzte in 2:00,47 Minuten und unterbot damit den alten deutschen Rekord von Christian Keller um 59 Hundertstel, der immerhin 14 Jahre lang gehalten hatte.

Unspektakulär und ein wenig traurig war indes der Abschied von Mark Warnecke, der mehr als 20 Jahre lang die deutsche Schwimmszene mit Topleistungen bereichern konnte. Am Samstag stieg der 37-jährige Mediziner, der in der vergangenen Woche noch Fieber hatte, nach seiner Vorlaufbestzeit über die 50 m Brust (28,19) aus dem Wasser und verzichtete anschließend auf eine Finalteilnahme.

"Wen interessiert es, ob ich nochmal Gold gewonnen hätte. Ich wollte meinen letzten Start einfach in Ruhe genießen", erklärte der Olympia-Dritte von 1996 in Atlanta, der sich 2005 in Montreal zum ältesten Weltmeister gekürt hatte. Deutscher Meister über diese Strecke wurde der Bremer Hendrik Feldwehr in 27,90 Sekunden.

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