Spielstätte an der Ringstraße in Beuel Handballer der TSV Bonn rrh. führen Regionalliga an

BONN · Nach sechs Spielen führen die Herren der TSV Bonn rrh. die Regionalliga ohne Punktverlust an. Nicht regionalligatauglich ist jedoch die Heimspielhalle an der Beueler Ringstraße. Viele Zuschauer sehen dort nicht einmal das ganze Spielfeld.

 Wenn Zuschauer um Pfeiler herumgucken müssen: Die Halle an der Ringstraße ist nicht regionalligatauglich.

Wenn Zuschauer um Pfeiler herumgucken müssen: Die Halle an der Ringstraße ist nicht regionalligatauglich.

Foto: Wolfgang Henry

Es gibt durchaus Sterne-Restaurants, die so gar nicht nach Gourmettempel aussehen. Womöglich blättert die Fassadenfarbe schon ein wenig, und auch die Tischdecken haben ihre besten Jahre längst hinter sich. Aber das Essen . . . Mit den Handballern der TSV Bonn rrh. verhält es sich ähnlich. Die Heimspielhalle an der Beueler Ringstraße ist, nun ja, nicht mehr zeitgemäß, aber die Handballkost genügt höheren Ansprüchen.

Nach sechs Spieltagen in der Regionalliga Nordrhein führt die Mannschaft von der rechten Rheinseite mit sechs Siegen und ohne Verlustpunkt die Tabelle an. Dass am Ende der Saison der Aufstieg in die 3. Liga steht, ist nach wie vor unwahrscheinlich. Doch es wäre fahrlässig, würden die Verantwortlichen dieses Szenario nicht zumindest durchdenken.

3. Liga – das ist schon was im Handball. Noch kein Vollprofitum, aber bei dem einen oder anderen Verein mit täglichem Training. Auch geht so manche respektable Karriere in dieser Spielklasse auf die Zielgerade. Soll heißen: Von der TSV, wo allenfalls mal ein Benzinkostenzuschuss gezahlt wird, ist das alles ziemlich weit weg.

Trainer Röhrig hat ein gewachsenes Team

Ohnehin will sich Trainer David Röhrig noch nicht damit befassen, was im nächsten Sommer sein könnte. „Unsere Siege waren fast alle sehr knapp und wurden auch längst nicht immer mit spielerischem Glanz errungen“, sagt er. „Ich glaube, wir können uns in der Spitzengruppe etablieren. An den Aufstieg zu denken, wäre im Moment noch vermessen.“

Immerhin kann der junge Trainer (26) auf ein gewachsenes Team bauen, das mit Thomas Onnebrink über einen überragenden Rückraumschützen verfügt und vor der Saison noch mit dem starken Torhüter Michael Rieder (Pulheim) getunt wurde. Zudem sind die Beueler keineswegs neu in den besseren Kreisen der Regionalliga. Auch in der vergangenen Saison mischten sie lange ganz oben mit und wurden am Ende Vierter.

Röhrig übernahm die Mannschaft im Sommer 2016 vom „ewigen“ Jochen Scheler, der heute die Frauen des Vereins in der Regionalliga trainiert. Für einen 25-Jährigen war das damals ein sehr ungewöhnlicher Schritt, denn wer beendet in diesem Alter schon seine Karriere und sitzt gleich in der Regionalliga auf der Trainerbank. Bei Röhrig gab es zwei Gründe. Erstens: fünf Kreuzbandrisse. Zweitens: das vertrauensvolle Verhältnis zu Scheler, der seinen Nachfolger selbst aufbaute.

Halle mit langer Mängelliste

Dass der Kader in der aktuellen Zusammenstellung nicht zwingend drittligatauglich ist – es fehlt zum Beispiel ein Linkshänder –, ahnen alle im Verein. Dass die Halle nicht einmal Regionalligaansprüchen genügt, wissen sie dagegen definitiv. „Die Ringstraße würde nie zugelassen“, meint Röhrig. Die Mängelliste fängt mit zahlreichen kaputten Lampen, die nie ersetzt wurden, an. Und hört mit den maroden Sanitäranlagen oder dem „Fassungsvermögen“ von rund 100 Zuschauern noch längst nicht auf. „Viele Besucher sehen auf dem Oberrang nur ein Tor, wenn sie in der fünften Reihe stehen“, weiß Scheler. „Deshalb nehmen wir auch nur fünf Euro Eintritt.“

Als am vergangenen Wochenende TuSEM Essen II mit vier Spielern aus dem Zweitligakader an der Ringstraße auflief, waren die Herren doch einigermaßen entsetzt. „Die haben sich eine Stunde lang echauffiert, dass sie in diesem Bunker spielen mussten“, erzählt Scheler. Die TSV-Spieler sind da abgehärtet. Sie gewannen mit 29:26. Für den Fall der Fälle hat Abteilungsleiter Markus Achenbach schon mal bei der Stadt Bonn vorgefühlt.

Röhrig konzentriert sich zunehmend auf Handball

„Man darf ja nichts versäumen, auch wenn ich einen Aufstieg für wenig wahrscheinlich halte“, sagt er. Die Antwort war ernüchternd: „Derzeit könnte uns die Stadt keine taugliche Halle anbieten.“ Ein Aufstiegsverzicht kommt für die Beueler trotzdem nicht infrage. „Wenn man die Möglichkeit hat, sollte man sie wahrnehmen“, meint Röhrig. „Aber auch in der 3. Liga nur mit Benzingeld“, betont Achenbach.

Unabhängig davon, wo das noch endet mit der TSV – einer will in jedem Fall aufsteigen. Und das nicht nur eine Liga höher. David Röhrig ist inzwischen auf den Geschmack gekommen und konzentriert sich zunehmend auf den Handball. Neben seiner Tätigkeit in Beuel arbeitet er auch beim Handballverband Mittelrhein mit und betreut die B-Jugend von Bayer Dormagen, einem der besten Ausbildungsvereine in Deutschland. „Profitrainer – das käme mir sehr entgegen“, sagt Röhrig zurückhaltend. „Aber erst, wenn ich nächstes Jahr mein Geschichtsstudium beendet habe.“

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