Handball-Derby Es geht um sehr viel Prestige

Bonn · Es geht weder um die Meisterschaft noch um den Abstieg, nicht um persönliche Rivalitäten oder um die Befriedigung von Revanchegelüsten. Dennoch steht viel auf dem Spiel.

 Ein Derby, in dem die Spieler bis an die Schmerzgrenze gehen: Hier wird der Bonner Thomas Onnebrink unsanft von der Rheinbacher Deckung gestoppt.

Ein Derby, in dem die Spieler bis an die Schmerzgrenze gehen: Hier wird der Bonner Thomas Onnebrink unsanft von der Rheinbacher Deckung gestoppt.

Foto: Wolfgang Henry

Für die Handballfreunde der Region, die Anhänger beider Lager und die Mannschaften selbst ist es wohl das interessanteste Spiel der noch sieben Spieltage dauernden ersten Saison der Regionalliga Nordrhein: Das Lokalderby zwischen dem TSV Bonn rrh. und der HSG Rheinbach/Wormersdorf am Samstag (Anwurf: 19.30 Uhr) in der dann wieder einmal viel zu kleinen Sporthalle an der Ringstraße.

So geht es eigentlich nur um die Klärung der prestigeträchtigen Frage, wer nun wirklich die Nummer eins in der Region ist. Nach derzeitigem Stand hat der TSV als Tabellendritter mit drei Punkten Vorsprung vor der sechstplatzierten HSG die Nase leicht vorne. Das Hinspiel brachte keine Klärung, denn es endete leistungsgerecht 24:24 und machte Lust auf mehr. Es war ein hochklassiges Derby spannend und wohltuend fair.

Damals kam der TSV als sensationeller Tabellenzweiter nach einer beeindrucken Serie von 10:2 Punkten nach Rheinbach, während die von Verletzungen gebeutelte HSG im Mittelfeld dümpelte. So wurde die Punkteteilung von den Rheinbachern wie ein Sieg gefeiert, während die Beueler enttäuscht waren. Mittlerweile haben sich die Formkurven beider Mannschaften angeglichen. Während beim TSV der Schwung und spielerische Glanz der Hinrunde etwas verblasst ist, nähert sich die HSG der in der Hinrunde phasenweise vermissten Stabilität.

Rheinbachs Trainer Dietmar Schwolow macht die wechselhaften Ergebnisse an zwei Ursachen fest: an verletzungsbedingten Ausfällen und dem Spielplan. „Mit Mike Ribbe und Oliver Dasburg fielen langfristig zwei Leistungsträger aus. Außerdem trafen wir nach Siegen auf stärkere Mannschaften, gegen die wir nur in bester Besetzung eine Chance gehabt hätten. So war ja auch nur der Angriff von den Leistungsschwankungen betroffen, während die Abwehr durchweg überzeugende Leistungen brachte. Dass wir die wenigsten Gegentore der Liga kassiert haben, ist hierfür ein Beleg.“ TSV-Trainer David Röhrig hat für den fehlenden spielerischen Glanz im Vergleich zur Hinrunde ebenfalls eine nachvollziehbare Erklärung: „Wir haben in der Hinrunde über unserem Niveau gespielt. Außerdem haben uns die Gegner wohl unterschätzt. In der Rückrunde haben sich die gegnerischen Mannschaften besser auf unser variables Angriffsspiel eingestellt. Wir sind dabei, neue Lösungen einzuüben, wir müssen vor allen Dingen unsere Außen besser ins Spiel bringen.“

Bisher lag die alleinige Angriffslast auf den Rückraumspielern Thomas Onnebrink, Simon Röhrig und dem immer besser in die Spielmacherrolle wachsenden Florian Benninghoff-Lühl. Lief es bei ihnen mal nicht so, wurden sie von den Nachwuchskräften Fabian Struif, Nils Bullerjahn und Clemens Maeser glänzend unterstützt. Einen ganz starken Eindruck hinterließ in den letzten Wochen nach einer verletzungsbedingten längeren Zwangspause Niklas Rath. Mit dem durchsetzungsstarken Daniel Rohloff verfügt der TSV über einen schwer zu verteidigenden Kreisspieler.

Eng verbunden mit den mannschaftlichen Fortschritten der HSG sind die Leistungssteigerungen einiger Spieler. So spielt René Lönenbach eine überragende Saison. Er führt derzeit mit 129 Treffern die Torschützenliste der Liga an. „Vor drei Jahren haben wir René auf seinen Wunsch von Linksaußen auf die Mittelspielerposition gestellt. Zu seinen individuellen Qualitäten kann er jetzt auch immer besser seine taktischen Erfahrungen einbringen“, sagt Schwolow. Kreisspieler Daniel Fischer ist zu einem Leistungsträger im Innenblock gereift. Auch Linksaußen Timm Schwolow hat sich auf Grund seiner Treffsicherheit und seiner Abwehrstärke in dieser Saison zum Stammspieler gemausert. Mit Jan Hammann und dem wieder genesenen Mike Ribbe konnte die HSG den überraschenden Wechsel von Robert Lauktien zum TSV ohne Substanzverlust kompensieren.

Obwohl Schwolow am Samstag bis auf den Langzeitverletzten Florian Feindt seine beste Besetzung aufbieten kann, sieht er seine Mannschaft nicht als Favorit. „Wir sind zwar diesmal nicht Außenseiter wie im Hinspiel, doch in ihrem Bunker sind die Beueler immer im Vorteil.“ Dagegen muss Röhrig wie zuletzt auf einige Leistungsträger verzichten. Mit Enno Hachgenei und Christopher Röhrig fehlen zwei für die Abwehr enorm wichtige Spieler ebenso wegen Verletzung wie Julius Palmen. Fabian Struif ist studienbedingt nicht dabei, während über den Einsatz von Hans-Günter Labes erst kurz vor dem Spiel entschieden wird.

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