Bonn Capitals Emotionaler Abschied von BJ Roper-Hubbert

Bonn · Sieben Jahre lang waren die Bonn Capitals sein Lebensmittelpunkt. Nach dem Gewinn des deutschen Meistertitels der Baseballer kehrt der US-Amerikaner in seine Heimat zurück. Seine Rückennummer 20 wollen die Caps zu seinen Ehren nicht mehr vergeben.

Bradley Roper-Hubbert ist ein echter Brocken. Gut 1,95 Meter lang und mehr als 100 Kilogramm schwer. Kein Wunder, dass der Ball, wenn der Hüne aus den USA richtig trifft, schon des Öfteren über die Zäune der deutschen Baseballarenen fliegt. Am Sonntag hatte der Spielertrainer des neuen, aber noch inoffiziellen deutschen Baseballmeisters Tränen in den Augen, als ihm der Capitals-Vorsitzende Udo Schmitz das Mikrofon überreichte. Denn es galt nicht nur zu feiern, sondern auch Abschied zu nehmen. Roper-Hubbert, seit sieben Jahren als Spieler und spielender Trainer bei den Capitals nicht mehr wegzudenken, hört auf.

Der 33-Jährige, mit vollem Namen Bradley Justin, aber von allen nur BJ genannt, kehrt in einigen Wochen in die USA zurück. Sieben Jahre war BJ in Bonn zu Hause.

Einem Zufall war es zu verdanken, dass er kurz vor der Saison 2011 zu den Capitals stieß. Bonns damaliger Catcher Jon Marshall – 2018 auch Teil des Meisterteams – hatte sich den Arm gebrochen. Die Caps brauchten kurzfristig Ersatz, und innerhalb einer Woche war alles arrangiert. Roper-Hubbert flog nach Frankfurt und fuhr von dort direkt zum Training. Und half anschließend mit, den Zaun im Outfield aufzuarbeiten.

So ist das bei den Capitals. Jeder packt mit an, ob Spieler, Vorstandsmitglied oder Fan. Von da an war der schlagkräftige Amerikaner Teil der Bonner Baseballfamilie – und fühlte sich so wohl, dass er bis jetzt geblieben ist. „Ich wurde herzlich aufgenommen“, sagt Roper-Hubbert. Und: „Das sind alles tolle Menschen im Verein, die sich ehrenamtlich um so vieles kümmern und uns helfen, wo sie nur können. Die Capitals sind wie eine Familie für mich. So fühlen alle, die wie ich von weiter weg nach Bonn gekommen sind.“

Wenn Roper-Hubbert, der auf den Bermudas geboren wurde und in Atlanta/Georgia aufwuchs, von seinem Team spricht, leuchten seine Augen. „Ich bin so stolz auf die Jungs. Ich liebe sie. Sie sind für mich wie Brüder.“ Viele Jahre lang war der Spieler und Coach Roper-Hubbert wichtiger Bestandteil des Entwicklungsprozesses der Capitals. „Schritt für Schritt sind wir besser geworden, stabiler, haben wichtige Ergänzungen im Team bekommen“, sagt er.

Die meisten Spieler, die in den vergangenen drei oder vier Jahren zum Bundesligateam gestoßen sind, sind Eigengewächse. So wie Sascha Koch, Riccardo Migliore, Kevin van Meensel oder Kevin Lambertz. Überhaupt besteht der allergrößte Teil des Teams aus Spielern, die in Bonn groß geworden sind. Einer von ihnen, Jan Jacob, beendet nach 17 Jahren Baseball seine Karriere – das war noch so ein emotionaler Moment am Sonntag.

Pitcher Riley Ball verlässt die Caps in Richtung Australien. „Die tolle Entwicklung des Baseballs in Bonn sieht man auch bei den Fans. Es macht so viel Spaß, vor solch einer Kulisse zu spielen“, sagt Roper-Hubbert und fügt hinzu. „Diese Fans haben uns zum Titel getragen.“ Insgesamt besuchten fast 4000 Zuschauer das vierte und fünfte Finalspiel. Sie gaben alles, damit der große Traum nach 23 Jahren Bundesliga endlich wahr wurde.

BJ fällt der Abschied sichtlich schwer. Dem Baseball will er in den USA treu bleiben. Genau weiß der Amerikaner noch nicht, was er machen wird. Aber er freut sich jetzt erst einmal auf die Familie und alte Freunde. „Seine“ Capitals haben ihm mit dem Titel nicht nur das schönste Abschiedsgeschenk gemacht, sondern erweisen ihm noch ein besondere Ehre: Roper-Hubberts Rückennummer 20 wird „retired“, also in den Ruhestand versetzt. In Zukunft wird kein Bonner Bundesligaspieler jemals mehr diese Nummer tragen.

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