Mittelrheinpokal gegen Fortuna Köln Bonner SC hofft zum Finale auf 8000 Zuschauer

BONN · Zum Finale um den Fußball-Mittelrheinpokal zwischen dem Regionalligisten Bonner SC und Drittligist Fortuna Köln werden am Donnerstag 8000 Zuschauer erwartet. Die ARD berichtet live.

Städtische Mitarbeiter wischen die Sitzschalen auf der Haupttribüne feucht ab. Auf der Terrasse des Stadionrestaurants stehen Pavillons, die die Ehrengäste vor Sonne oder Regen schützen sollen. Die Umrandung des Spielfeldes ist werbefrei, bis zum Finale werden eigens vermarktete Banden montiert. Der Sportpark Nord wird fernsehfein gemacht. Am Donnerstag (17 Uhr) findet dort das Endspiel um den Mittelrheinpokal zwischen dem Bonner SC und Fortuna Köln statt. Das „Erste“ überträgt live.

Fußball im Fernsehen – das ist Nationalmannschaft, Champions League, Bundesliga. Aber Amateure? Allenfalls hin und wieder in den Dritten Programmen. Einmal im Jahr jedoch bekommen auch die Kleinen eine große Bühne. Das „Erste“ überträgt die Endspiele der Landespokal-Wettbewerbe in drei Konferenzen. Stundenlang. Von 12.35 bis 20 Uhr ist die ARD am Donnerstag auf Sendung. Einige Spiele gibt's sogar im Livestream auf sportschau.de. „Finaltag der Amateure“ heißt das Format.

Bonn hofft auf 8000 Zuschauer

Auch Bonn ist ein bisschen Berlin, wo ja das große DFB-Pokalfinale stattfindet. Zu einem Einundzwanzigstel, um genau zu sein. 21 Landesverbände hat der Deutsche Fußball Bund, und Bonn ist seit 2012 Endspielort am Mittelrhein. Weil es der Bonner SC nach 2015 erneut ins Finale schaffte, wird es voll werden im Stadion. Sehr voll. Alfred Vianden, Präsident des ausrichtenden Fußball-Verbandes Mittelrhein, rechnet mit „6000 bis 7000 Zuschauern – vorsichtig geschätzt“. Beim BSC tippt der eine oder andere auf 8000. Das gab es in einem Pflichtspiel seit längst verblassten Zweitligazeiten nicht mehr. Also seit genau 40 Jahren.

Vor einem Jahr unternahm die ARD erstmals den Versuch, dem großen Publikum den kleinen Fußball nahezubringen. Das klappte ganz gut, denn im Durchschnitt sahen 1,37 Millionen Menschen zu, in der Spitze über zwei Millionen. Mit einem Marktanteil von über zehn Prozent konnte der Sender zufrieden sein, war man doch mit großem Besteck unterwegs. Mehr als 80 Kameras kamen insgesamt zum Einsatz, rund 600 Mitarbeiter schwärmten aus. Mehr sind selbst an einem Olympiatag nicht im Einsatz. WDR-Sportchef Steffen Simon, der das Projekt koordiniert, sprach anschließend von einer „rundum gelungenen Sache“.

Jürgen Bergener kommentiert in Bonn

Auch diesmal werden wieder einige echte Hobbykicker beim „Finaltag der Amateure“ ihren Karrierehöhepunkt erleben. Mit dem VfR Hausen (Südbaden) und den Sportfreunden Dorfmerkingen (Württemberg) schafften es immerhin zwei Landesligisten ins Endspiel. Auch die BSC-Fußballer gehen als Amateure durch. Aber eigentlich ist der sympathische Titel des ARD-Formats ein wenig Etikettenschwindel. Unter den 20 Regionalligisten in den Endspielen sind zu einem großen Teil Profiteams, unter den elf Drittligisten ausschließlich.

Die bekanntesten Namen hantieren allerdings nicht mit dem Ball, sondern mit dem Mikrofon. Aus Bonn wird Jürgen Bergener übertragen, vom Niederrhein Steffen Simon, das Rheinland-Finale kommentiert Tom Bartels, der sich 2014 vom WM-Finale aus Rio meldete. Die ARD und ihre Landesrundfunkanstalten lassen sich nicht lumpen. Das liegt auch daran, dass Steffen Simon praktisch der Geburtshelfer war. „Vor zweieinhalb Jahren habe ich ihm auf einer FVM-Veranstaltung den Vorschlag gemacht, auch mal die kleinen Pokalfinals zu übertragen“, erzählt Alfred Vianden: „Danach ging das dann sehr schnell.“ Hilfreich war sicherlich, dass keine TV-Rechte gekauft werden mussten. Die Endspiele im Landespokal gibt's für die ARD umsonst.

Vianden merkte allerdings schnell, dass er sich und seinem Verband jede Menge Arbeit aufgehalst hatte. „Seit sechs, sieben Wochen arbeiten wir mit 20 Mann für das Spiel in Bonn und das DFB-Pokalfinale der Frauen am Samstag in Köln“, sagt er. In Bonn ist der FVM Gastgeber mit allen Rechten und Pflichten, der BSC kommt deshalb am Donnerstag als Gast ins eigene Haus.

Vergangenes Jahr sahen in der Spitze zwei Millionen zu

Mit rund 80 000 Euro geht der Verband in diesem Jahr in Vorlage, um nichts dem Zufall zu überlassen. Allein der Sicherheitsdienst kostet wegen des Feiertagszuschlags 40 000 Euro. Ein Minus wird der FVM aber definitiv nicht machen. Das Finale ist gut zu vermarkten, außerdem essen viele Zuschauer auch viele Bratwürste. Im vergangenen Jahr wurden sogar insgesamt 65 000 Euro an die beiden Finalisten Viktoria und Fortuna Köln ausgeschüttet. Reich wird ein FVM-Pokalsieger somit nicht. Aber er bekommt eine Plattform, um seine Bekanntheit zu steigern, und er kann in der ersten DFB-Pokalrunde dann richtig verdienen. Nicht jeder bekommt Bayern München zugelost, doch schon die Garantiesumme betrug im vergangenen Jahr 155 000 Euro.

Was daraus entstehen kann, machte in der Saison 2016/17 der FC Astoria Walldorf vor. Der Regionalligist aus dem Südwesten schlug erst Zweitligist VfL Bochum, dann Bundesligist Darmstadt 98 und scheiterte erst im Achtelfinale nach Elfmeterschießen an Zweitligist Arminia Bielefeld. So gelangt ein unterklassiger Verein auf die Fußball-Landkarte.

Elf Kassen sollen den Andrang abwickeln

Für die Partie am Donnerstag im Sportpark Nord waren bis gestern 3700 Karten im Vorverkauf abgesetzt. Das lässt tatsächlich auf einen noch größeren Andrang schließen als vor zwei Jahren. Damals kamen 6193 Zuschauer zum Finale des BSC gegen Viktoria Köln – und standen an den Kassenhäuschen zeitweise bis weit auf die Kölnstraße Schlange. Der FVM hatte nicht mit diesem Interesse gerechnet und zu wenige Ticketschalter geöffnet. Damit das nicht noch einmal passiert, wurde Vorsorge getroffen: An elf Kassen können am Donnerstag ab 15 Uhr Karten gekauft werden, drei Stadioneingänge stehen zur Verfügung. Der Verband weiß inzwischen, was er an seinem Endspielort Bonn hat und verlängerte die Vereinbarung bis 2021.

Mindestens bis dahin bleibt Bonn ein bisschen Berlin.

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