Deutschland-Tour in Bonn Die Adenauerallee in Bonn wird zur Sprintermeile

BONN · Wenn die Radprofis am 23. August in der Bundesstadt Station machen, feiert die Stadt ein ganztägiges Radsport-Fest. Am 24. August nimmt der Tour-Tross die zweite Etappe nach Trier vom Poppelsdorfer Schloss aus in Angriff.

 Viel los auf dem Münsterplatz: Im Jahr 2000 führte die Deutschland-Tour von Bonn nach Berlin.

Viel los auf dem Münsterplatz: Im Jahr 2000 führte die Deutschland-Tour von Bonn nach Berlin.

Foto: Ronald Friese

Das Ende auf der Ludwig-Erhard-Allee kam abrupt und auf polizeiliche Anweisung. Auf der Schlussetappe der Deutschland-Tour 1999 von Wiesbaden nach Bonn wunderten sich Zehntausende in der Bonner Rheinaue über den frühen Zielsprint. 40 Kilometer vor der Ankunft des Pelotons hatte die Polizei die Teams informiert, dass die Schlussrunde zwischen Regierungsviertel und Gotenstraße gestrichen werden muss.

Unbekannte hatten angekündigt, an diesem 3. Juni um 17 Uhr im Maritim-Hotel eine Bombe hochgehen zu lassen. Falscher Alarm, wie sich später glücklicherweise herausstellte. Auf die Entscheidung des Rennens hatte die Drohung keinen Einfluss. Jens Heppner gewann die Gesamtwertung, das Team Telekom um Jan Ullrich, Rolf Aldag und Erik Zabel feierte damit einen Heimsieg in der Stadt des Hauptsponsors, die ein Jahr später ein erneutes Rendezvous mit der Rad-Elite hatte. Bonn war Startort der 24. Auflage. Vom Münsterplatz ging es über acht Etappen nach Berlin. 2008 wurde die Rundfahrt schließlich eingestampft. Die Dopingaffäre um die deutschen Stars, der Ausstieg der ARD und das schlechte Image des Radsports trugen zum unrühmlichen Ende des Klassikers bei.

Zehn Jahre nach der letzten Austragung gibt es nun die Neuauflage, diesmal unter der Leitung der Amaury Sport Organisation (A.S.O.) aus Frankreich, die auch für die Organisation der Tour de France zuständig ist. Die wiederbelebte Tour führt vom 23. bis 26. August über 743 Kilometer von Koblenz über Bonn, Trier, Merzig und Lorsch nach Stuttgart. Fünf Bundesländer werden durchquert.

Vom Startort Koblenz kommend, wird die Karawane am 23. August (Donnerstag) die Bonner City über die Südbrücke ansteuern. Nach 154 Kilometern könnte es auf der Adenauerallee dann eine packende Sprintentscheidung geben. Die flache, zwei Kilometer lange Zielgerade ist für die Männer mit den schnellen Beinen wie Marcel Kittel oder André Greipel wie gemacht. Der Zielbereich liegt am Koblenzer Tor. Einen Tag später startet die zweite Etappe am Poppelsdorfer Schloss und führt über Ippendorf und Röttgen nach Meckenheim. Dann verlässt das Peloton die Region und macht sich auf der Königsetappe der Tour über 212 Kilometer auf in Richtung Trier.

Die genaue Streckenführung wurde am Freitag in Frankfurt vorgestellt, im Beisein von Vertretern der Etappenstädte. Von der Stadt Bonn nahmen Sport- und Kulturdezernent Martin Schumacher sowie der Leiter des Sport- und Bäderamtes, Stefan Günther, teil. „Wir sind von der Idee sofort begeistert gewesen. Die Deutschland-Tour ist eine ideale Ergänzung zu unseren sportlichen Großereignissen, dem Marathon und dem Triathlon. Die Tour wird das sportliche Ansehen Bonns weiter steigern“, sagt Stefan Günther.

Anfang 2017 war die A.S.O. auf die Stadt mit der Idee zugekommen, im Mai 2017 fiel der Ratsbeschluss, sich zu bewerben, doch erst vor wenigen Tagen gab die Stadt ihre endgültige Zusage. Natürlich spielte dabei die Finanzierung eine entscheidende Rolle. Auf rund 100.000 Euro, inklusive der Lizenzgebühren für den französischen Veranstalter, belaufen sich die Kosten für das Radsport-Spektakel aus Bonner Sicht. Auch wenn der sportliche Wert und die internationale Bedeutung nicht zu vergleichen sind, lohnt sich doch ein Blick in die Landeshauptstadt: 15,8 Millionen Euro gab die Stadt Düsseldorf für den prestigeträchtigen Start der Tour de France im vergangenen Juli aus. 1,2 Millionen begeisterte Zuschauer säumten die Strecke am Rhein, weniger erfreut war der Kämmerer, der auf einem Defizit von 7,8 Millionen Euro sitzenblieb. Andere Dimensionen.

In Bonn wird alles ein paar Nummern kleiner, aber großen Anklang dürfte der Besuch des Tour-Trosses dennoch finden. Die Stadt lädt zum ganztägigen Radsport-Fest ein. „Wir wollen ganz Bonn in Bewegung bringen“, so Sportamtsleiter Günther. Im Zielbereich am Hofgarten wird es eine große Expo-Fläche rund ums Fahrrad geben, ein umfangreiches Bühnenprogramm ist in Planung, und vor der Ankunft der Profis dürfen auch Kinder und Hobbyfahrer ihr Können auf der Strecke zeigen.

Die Stadt hofft auf mehrere Zehntausend radsportbegeisterte Zuschauer. Weniger erfreut dürften viele Autofahrer sein: Sie müssen im Berufsverkehr mit erheblichen Beeinträchtigungen rechnen.

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