Basketball Bonner Baskets vor komplettem Umbruch

BONN · Der Bundesligist reagiert auf das enttäuschende Saison-Abschneiden: Aus Gießen kommen Anthony DiLeo und Yorman Polas Bartolo. Zudem wird keiner der auslaufenden Verträge verlängert.

 Aus Gießen nach Bonn: Anthony „T.J.“ DiLeo.

Aus Gießen nach Bonn: Anthony „T.J.“ DiLeo.

Foto: Marco Kessler I MEDIASHOTS

Gestern Nachmittag änderten die Telekom Baskets das Titelfoto ihrer Facebook-Seite. „Danke für fünf Jahre Baskets-Spirit“, stand da neben dem Foto von Andrej Mangold. Der Bonner Defensiv-Spezialist wird das Dankeschön irgendwo in Thailand gesehen haben, wo er mit Dirk Mädrich sowie den Lebensgefährtinnen im Urlaub ist. Die beiden haben wohl vor ihrer Reise nach Asien gewusst, dass der Basketball-Bundesligist nach der enttäuschenden Saison, in der die Playoffs deutlich verpasst wurden und von besagtem Baskets-Spirit wenig zu sehen war, einen radikalen Umbruch einläutet.

Dabei machen die Baskets auch vor dem Publikumsliebling nicht halt. Der „Verteidigungsminister“ verlässt den Hardtberg. Mangold wurde ebenso wenig ein neues Angebot unterbreitet wie allen anderen Spielern, deren Verträge ausliefen. Lediglich der US-amerikanische Spielmacher Eugene Lawrence und Eigengewächs Florian Koch stehen noch ein weiteres Jahr in Bonn unter Vertrag.

„Wir haben die Reset-Taste gedrückt und wollen auf dem Hardtberg wieder alte Baskets-Tugenden beleben“, sagt Club-Präsident Wolfgang Wiedlich. „Dass wir auch Andrej Mangold nach einem halben Jahrzehnt auf dem Hardtberg keinen neuen Vertrag angeboten haben, ist ein deutliches Zeichen für einen personellen Umbruch, den wir nach der letzten, sehr schwierigen Saison vollziehen. Dies bedeutet konkret, dass kein auslaufender Kontrakt verlängert wird“, so Sportmanager Michael Wichterich. Mangold habe in den letzten Jahren „mit seinem Kampfgeist wie kaum ein anderer Spieler für den Baskets-Spirit“ gestanden. Wichterich: „Auch wenn wir uns auf seiner Position für eine Veränderung entschieden haben, behalten wir ihn in bester Erinnerung.“

Die ersten beiden Puzzleteile der neuen Ausrichtung kommen von den Giessen 46ers: Der Deutsch-Amerikaner Anthony „T.J.“ DiLeo (25) und der Deutsch-Kubaner Yorman Polas Bartolo (30). „Yorman bringt eine konsequente und engagierte Arbeitseinstellung mit und kann auf den Positionen zwei, drei und vier eingesetzt werden“, sagt Headcoach Silvano Poropat. Warum er sich für DiLeo entschieden hat, erklärt der Trainer mit einem Attribut, das bei den Baskets zuletzt schmerzlich vermisst worden war: Mentalität. „T.J. hat sich von einem Rollenspieler am College über einen Leistungsträger in der zweiten Liga bis zum Kapitän in Gießen entwickelt – das sagt viel über seine Mentalität und seinen Charakter“, so Poropat. „Wir sind überzeugt, dass er uns mit seiner Fähigkeit, physisch präsent zu verteidigen, weiterhelfen wird.“

Der ehemalige kubanische Nationalspieler Polas Bartolo bringt einen deutschen Pass und den vielsagenden Spitznamen „El Ciclon“ – der Wirbelsturm – mit. Der athletische Flügelspieler ist vielseitig einsetzbar. In der BBL-Saison 2015/2016 hat er durchschnittlich 9,9 Punkte, 3,9 Rebounds sowie 1,4 Assists pro Spiel gesammelt – und er hat seinen Distanzwurf verbessert. Seine Dreierquote stieg im Vergleich zur Vorsaison von 31,8 auf 39,7 Prozent. Zudem waren seine Qualitäten in der Defensive ein Argument für die Verpflichtung. Er erhält einen Zwei-Jahres-Vertrag.

Für ein Jahr hat DiLeo unterschrieben. „Er ist nicht nur auf die Position des Shooting Guard festgelegt, sondern kann auch den Ball nach vorn bringen und ist damit eine gute Ergänzung unseres Kaders“, sagt Poropat. Der Sohn des ehemaligen Meistertrainers von Saturn Köln, Tony DiLeo, brachte es in der vergangenen Saison, in der Gießen erst in letzter Minute die Playoffs verpasste, auf durchschnittlich 5,6 Punkte, 2,4 Rebounds und 2,2 Assists.

Man will wieder Kampf und Defense sehen im Telekom Dome und habe bei Fans und Sponsoren einiges wiedergutzumachen, erklärt Wiedlich weiter. Nach der zweitschlechtesten Platzierung (11.) in 20 Jahren Basketball-Bundesliga (2010/11: Platz 13) streben die Baskets wieder einen Playoff-Rang an. „Das ist angesichts der gewachsenen sportlichen und wirtschaftlichen Konkurrenz ein durchaus anspruchsvolles Ziel.“

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