Syndesmosebandriss bei Bonner Eishockeyspieler Bei Richard Schöneseiffen streikte der Körper

Bonn · Eishockey war viele Jahre die Leidenschaft von Richard Schöneseiffen. Ein Syndesmosebandriss bedeutete das sportliche Aus.

 Richard Schöneseiffen erlitt einen Syndesmosebandriss.

Richard Schöneseiffen erlitt einen Syndesmosebandriss.

Foto: Knauth

Langsam füllt sich das Foyer. Immer mehr Männer schleppen ihre Sporttaschen in Richtung Umkleidekabine. "Acht Euro bitte", sagt eine laute Stimme durch die kleinen runden Löcher einer Plexiglasscheibe. Die trainierten Oberkörper verraten, dass hier Sport getrieben wird. Nicht irgendein Sport, sondern die schnellste Mannschaftssportart der Welt: Eishockey. Mit dabei an diesem Nachmittag ist Richard Schöneseiffen. "Das ist genau mein Klima", sagt der 30-jährige Bonner, der als Prokurist im Familienunternehmen arbeitet. Bei 28 Grad Außentemperatur ist es in der Halle winterlich. Auf der Eisfläche ziehen gut gepolsterte Hobbyspieler ihre Runden. Ab und an knallt es, wenn einer von ihnen den Puck gegen die Bande schießt.

Schöneseiffen kommt mit seinem Trikot und der restlichen Ausstattung aus der Kabine. Eher vorsichtig betritt er die Eisfläche. "Ich war seit November nicht mehr drauf", sagt der Bonner. Es zeigt sich schnell, dass er eine gute Ausbildung durchlaufen hat. Bremsen, beschleunigen, drehen - alte Bewegungsabläufe funktionieren schnell wieder. Dabei ist es nicht selbstverständlich, dass Schöneseiffen wieder auf dem Eis steht. Nach seiner Jugendzeit machte der Bonner einen Schnitt und hing die Schlittschuhe an den Nagel - vorerst. Nach einigen Jahren packte ihn wieder die Lust. Die Aussicht, mit alten Freunden zu spielen, brachte ihn zurück auf das Eis. Der Spaß soll im Vordergrund stehen.

Bei seinem alten Jugendclub, dem EHC Neuwied, startete er in der Regionalliga Rheinland-Pfalz. Im ersten Saisonspiel in Bitburg kam bereits die Ernüchterung: Der Spieler aus Neuwied fuhr eine enge Kurve. Ein Ruck ging durch sein Knie, und es wurde ihm schwarz vor Augen. "Mir war direkt klar, dass es etwas Schlimmeres sein muss. Vielleicht ein Kreuzbandriss oder Ähnliches", erinnert sich Schöneseiffen. Die Diagnose nach einer Magnetresonanztomographie (MRT) in Bonn brachte Klarheit: Syndesmosebandriss. "Die Entstehung des Syndesmosebandabrisses ist durch eine komplexe Drehbelastung des Sprunggelenks bedingt", sagt Dr. Dieter Altmann, Chefarzt im Verbundkrankenhaus Linz-Remagen. "Hierbei wird das Sprungbein gegen den Außenknöchel gedrückt und die Knöchelgabel durch die gleichzeitige Dorsalflexion des Fußes so weit aufgeweitet, dass die Syndesmose stark unter Spannung gerät." Dadurch ist das Band noch nicht gerissen. "Die Innendrehung im Unterschenkel führt dann zum Riss des Bandkomplexes", so Altmann weiter.

Schöneseiffen unterzog sich, nach Absprache mit seinem Arzt, einer OP. Die Operation ist nicht ungefährlich und der Heilungsprozess langwierig - Probleme können entstehen. Für den Eishockeyspieler folgte mit acht Wochen eine lange Zeit auf Krücken. Fernseher und Spielekonsole wurden zum neuen Lebensinhalt. Gegen Ende der verschriebenen Zwangspause beging der Fan des Bonner SC einen typischen Fehler: Er stieg deutlich zu früh ins Training ein. "Ich habe die Wundheilung nicht abgewartet und stand viel zu früh auf dem Eis", erklärt der Bonner. Sein Ziel war das letzte Saisonspiel. Im Training drehte er einsam seine Kreise, um sich langsam wieder an Belastung zu gewöhnen. Gelegentlich ließ er sich zu mehr hinreißen - Manöver, die einfach noch nicht möglich waren. "Nach der operativen Behandlung wird nach sechs bis spätestens acht Wochen die Schraube entfernt, der 'return to sport' erfolgt ab der zwölften Woche", so Altmann.

Aufhören wollte der Bonner nicht - noch nicht. In der darauffolgenden Sommerpause arbeitete Schöneseiffen sehr hart: Muskeltraining, Kondition, alles für ein erfolgreiches Comeback. Doch der Körper wollte nicht. Schöneseiffen fällte die Entscheidung - sein Beruf und der zeitliche Aufwand mit den körperlichen Problemen waren für ihn Grund, die Bremse zu ziehen. "Es war absolut keine leichte Entscheidung, aber der Körper wollte noch nicht so wie ich", sagt Schöneseiffen. "Es ist eigentlich noch zu früh zum Aufhören."

Das wird ihm auch an diesem sommerlichen Nachmittag in der Eishalle bewusst. "Ich bräuchte noch ein paar Eiszeiten, um wieder sicher zu sein. Dann könnte ich mir vorstellen, zumindest in einer Hobbymannschaft ab und an zu spielen", sagt Schöneseiffen. "Es gab eine Phase, da hatte ich keine Lust mehr. Nach der Verletzung hätte ich aber gerne mit Freunden, einfach aus Spaß, noch etwas gespielt." Beim Verlassen der Eishalle folgt nur noch ein wehmütiger Blick in Richtung Spielfeld.

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