Skispringen Olympiasieger ohne Punkte: Wellingers Formkrise

Innsbruck · In Pyeongchang trumpfte Andreas Wellinger groß auf. Bei der Vierschanzentournee, die er im Vorjahr noch als Zweiter abschloss, läuft es für den Bayern nun gar nicht mehr. Bundestrainer Schuster hat dennoch Hoffnung.

 War bei den ersten beiden Springen der Vierschanzentournee im ersten Durchgang ausgeschieden: Andreas Wellinger.

War bei den ersten beiden Springen der Vierschanzentournee im ersten Durchgang ausgeschieden: Andreas Wellinger.

Foto: Daniel Karmann

Vom ausgelassenen Weißbier-Zapfer zum Edelfan: Wenn es bei der Vierschanzentournee um die Podestplätze geht, ist Andreas Wellinger derzeit nur noch prominenter Unterstützer von Deutschlands Tournee-Hoffnung Markus Eisenbichler - und nicht mehr Herausforderer.

Für den Olympiasieger, der in Pyeongchang im deutschen Haus vor knapp einem Jahr noch euphorisch feierte und stundenlang Bier ausschenkte, war in Garmisch-Partenkirchen wie schon zuvor in Oberstdorf bereits nach dem ersten Durchgang Schluss.

"Das ist natürlich ein fürchterliches Ergebnis, nach zwei Wettkämpfen mit null Punkten dazustehen", sagte Bundestrainer Werner Schuster. Das Tournee-Vertrauen in den 23-Jährigen hat er aber nicht verloren. Während er seinen früheren Erfolgsgaranten Severin Freund für die zweite Hälfte des ersten Saisonhighlights in Innsbruck und Bischofshofen nicht nominierte, darf Wellinger weiterspringen. "Er hat einfach heuer sehr schwache Leistungen, er kann aber auch in kurzer Zeit viel bewegen", begründete der Trainer.

Das hofft natürlich auch Wellinger selbst, der jedoch zusehends ratlos wirkt. Nach seinem Aus im ersten Durchgang von Oberstdorf hatte er noch gesagt: "Das macht keinen Spaß, aber deswegen geht das Leben trotzdem weiter." Nach dem enttäuschenden 32. Platz von Garmisch sagte Wellinger öffentlich dann gar nichts mehr. Den zweiten Durchgang verfolgte er mit seinen Teamkollegen hinter dem Auslauf, gratulierte Eisenbichler zum zweiten Platz und verschwand anschließend wortlos. Die Lockerheit, die den Ruhpoldinger lange Zeit auszeichnete, scheint weg zu sein.

Im Training sei Wellinger eigentlich "nah dran" gewesen, sagte Schuster über die Performance des Bayern zum Start in die Tournee. Er habe die Lücke nach ganz oben jedoch mit Gewalt schließen wollen. "Das geht aber nie beim Springen. Wenn Unsicherheit reinkommt, dann ist es sehr, sehr schwierig."

Dabei begann die Saison für den Tournee-Zweiten des vergangenen Winters ganz ordentlich. Auf Platz elf zum Auftakt im polnischen Wisla folgten Rang neun und die bisher einzige Podest-Platzierung der Saison als Zweiter in Kuusamo. Danach lief es nur noch vereinzelt gut - und nicht mehr bei zwei Wettkampfsprüngen nacheinander.

Die verbleibenden Tournee-Auftritte in Österreich kann Wellinger nun für die Formsuche nutzen. In der Gesamtwertung hat er ohnehin keine Chancen mehr. Das Hauptaugenmerk liegt nun auf der Nordischen Ski-WM in Seefeld (ab 19. Februar).

"Ich hoffe, dass er in Innsbruck einen Schritt nach vorne kommt", sagte Schuster an Neujahr. Den ganz großen Coup wird er von Wellinger nicht erwarten, auch wenn diesem die Bergiselschanze normalerweise liegt. Zwei Wettkampfsprünge und damit ein paar Weltcup-Punkte wären schon mal ein Anfang. Es muss ja nicht gleich wieder eine Weißbier-Party sein.

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