Olympischer Stichtag Innsbruck 1964: Dunkle Wolken über den Spielen

Innsbruck · Die Olympischen Spiele schreiben nicht nur Geschichten über Sieg oder Niederlage. In Innsbruck kommt es 1964 zu zwei tödlichen Unfällen. Es werden nicht die einzigen Tragödien bleiben.

Pause heißt es für die Skirennfahrer und Rodler bei den Olympischen spielen in Innsbruck an diesem 1. Februar 1964. Doch an Entspannung ist in den Lagern nicht zu denken. Ein dunkler Schatten liegt über den Winterspielen von Innsbruck. Gleich zwei Todesfälle hat die Olympische Familie zu verkraften.

Für Kazimierz Skrzypecki sind die Winterspiele in Innsbruck ein spätes Glück. Mit 54 Jahren soll er der älteste Teilnehmer der Wettkämpfe sein. Es ist die Premiere des Olympischen Rennrodelns. Und das, obwohl die Sportart auf eine lange Historie zurück blicken kann. Bereits 1883 wurden die ersten Wettbewerbe ausgetragen. Für die Spiele wird eine Bahn in Igls gebaut. Sie wird als wunderschön, aber auch elend schwer beschrieben. Für Skrzypecki möglicherweise zu schwer. Der Brite kommt im Training noch vor den Spielen von der Bahn ab, wird meterweit durch die Luft gewirbelt und stürzt auf eine benachbarte gefrorene Wiese. Dabei bricht er sich unter anderem den Schädel. Am Abend erliegt er seinen Verletzungen.

Es soll nicht der einzige Todesfall der Spiele bleiben. Ross Milne kommt mit einer Mission nach Innsbruck. Der Australier will das Image eines Exoten bei den Spielen widerlegen. Immer wieder wurden die Skifahrer von Down Under belächelt. Sie sollten doch gar nicht erst gegen die starken Europäer antreten, schreiben die Zeitungen im Vorfeld. Der 19-Jährige gilt als großes Talent. Er wird nicht um die Medaillen fahren, aber er soll den Ruf aufpolieren. Doch dazu kommt es nicht. Bei einer Trainingsfahrt prallt Milne gegen einen Baum. Er wird umgehend in die Uniklinik Innsbruck gebracht. Dort wird nur noch der Tod festgestellt. Der Unfall führt zu heißen Diskussionen. "Er war ein schwacher Fahrer, der über seinem Können wetteiferte und sich von der Geschwindigkeit der Topfahrer täuschen ließ", hieß es nach Prüfung der Organisatoren. Milnes Teamkollegen berichteten unterdessen von einer vollkommen überfüllten Trainingspiste, auf der sich bis zu 100 Athleten tummelten. Der junge Skifahrer sei vor dem Sturz einer Gruppe von Passanten ausgewichen. Ross Milnes Bruder Malcolm wurde vier Jahre später in Grenoble 19. 1969 gewann er in Val-d'Isère als erster australischer Skiläufer einen Weltcup - belächelt wurden australische Starter seitdem nicht mehr.

Auch 1992 ziehen dunkle Wolken über den Alpen auf. Während der Spiele im französischen Albertville verunglückt der Schweizer Skifahrer Nicolas Bochatay. Er startet im Demonstrationswettbewerb Geschwindigkeitsfahren. Mehr als 200 km/h bringen die Fahrer auf die Piste. Die Sportart steht schon vor den Spielen in der Kritik. Sie sei zu gefährlich. Bochatay stößt beim Warmfahren mit einer Pistenraupe zusammen. Er verstirbt vor Ort an seinen inneren Verletzungen. Während seine Teamkollegen behaupten, die Pistenraupe sei ohne Warnsignale gefahren, berichten Zeugen, Bochatay, aber auch seine Mannschaftskollegen seien mit überhöhter Geschwindigkeit gesehen worden.

Die Vorbereitungen der Eröffnungsfeier in Vancouver 2010 laufen bereits auf Hochtouren. Nur noch wenige Stunden sind es bis zu den Feierlichkeiten. Im Whistler Sliding Centre findet das Abschlusstraining der Rennrodler statt. Nodar Kumaritaschwili macht sich auf die Strecke. Der georgische Rodler prallt gegen die Innenbahn und wird über die Bande gegen eine Stahlkonstruktion geschleudert. Trotz sämtlicher Reanimationsversuche verstirbt Kumaritaschwili vor Ort. Die Diskussionen lassen auch in diesem Fall nicht lange auf sich warten. Während einige Trainer und Sportler die Bahn als zu schnell erörtern, kann der Internationale Rennrodelverband keine Mängel an der Strecke finden. Viel mehr führt er das Unglück auf die mangelnde Erfahrung des Piloten zurück.

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