Roland Garros Mies träumt vom Titel in Paris

Ein Niederkassler sorgt bei den French Open in Paris für Furore. Zusammen mit seinem Partner Kevin Krawietz steht Andreas Mies im Doppel-Halbfinale des Grand-Slam-Turniers. Johannes Thielen sprach mit dem 28-Jährigen über Träume, Partnerschaft und das mediale Interesse am Doppel.

1993 stand letztmals mit Goellner/Prinosil ein deutsches Duo im Doppelfinale in Paris. Sie sind auf bestem Wege, das zu wiederholen. Macht Sie das Stolz?

Andreas Mies: Das wusste ich gar nicht. Aber wenn man so etwas hört, die Geschichte dieses Turniers, dann macht das einen schon stolz. Da wollen wir natürlich auch den nächsten Schritt gehen.

Anfang 2018 waren Sie beiden noch auf der Challengertour unterwegs, dann kam in Wimbledon mit dem Achtelfinale der Durchbruch. Nun stehen Sie bei Ihrem dritten Grand Slam im Halbfinale. Wie fühlt sich so ein kometenhafter Aufstieg an?

Mies: Es ist echt alles ziemlich schnell gegangen. Wir haben Ende 2017 schon mal einen Challenger zusammen gespielt und gleich gewonnen. Da haben wir gemerkt, dass es geklickt hat. Unser Spiel hat sich seitdem immer weiter verbessert. Es fühlt sich manchmal an, wie ein kleiner Traum. Wir ernten jetzt die Früchte unserer harten Arbeit und tollen Partnerschaft. Aber es ist immer noch Luft nach oben.

Bei Challenger-Turnieren steht man wenig im Fokus und verdient auch wenig. Wie groß war der Druck, zur ATP-Tour zu kommen?

Mies: Wir haben uns nie groß Druck gemacht. Natürlich wollten wir so schnell wie möglich auf die ATP-Tour kommen, weil man im Doppel nur da Geld verdienen kann. Auf Challenger-Turnieren machst du im Doppel eigentlich eher Minus. Aber wir wussten, dass wir so viel Qualität haben, dass wir uns durchsetzen werden. Das hat sehr schnell geklappt.

Angefangen hat bei Ihnen alles in Niederkassel. Haben Sie noch Kontakt zu ehemaligen Mitspielern?

Mies: Richtig, da habe ich ja gewohnt. Mit neun Jahren bin ist zu RW Troisdorf gegangen, mit 13 dann nach Marienburg. Kontakt habe ich zu den Tennisleuten aber nicht mehr. Aber ich habe vor kurzem ein kleines Turnier in Troisdorf gespielt und da viele Bekannte von früher wiedergetroffen und viel Unterstützung bekommen.

Sie mussten Ihre Einzelkarriere wegen Verletzungsproblemen aufgeben. Wann haben Sie gemerkt, dass es auch im Doppel nach ganz oben gehen kann?

Mies: Ich habe immer Einzel gespielt, wollte Einzelprofi werden. Dann bin ich nach Amerika ans College gegangen. Da habe ich erst so richtig Doppelspielen gelernt, in Deutschland trainiert man das gar nicht richtig. 2013 hatte ich eine schwere Knieverletzung. Danach hat es im Einzel nicht mehr gereicht. Da habe ich mir gesagt, vielleicht ist es besser, Doppel zu spielen, da kann ich ganz nach oben kommen. Jetzt ist es echt geil zu sehen, dass sich das auszahlt.

In den Medien wird kaum über Doppel berichtet. Können Sie mit Ihren Erfolgen dafür sorgen, dass das Doppel in Deutschland populärer wird?

Mies: Es wäre toll, wenn mehr Doppel im Fernsehen gezeigt würden. Aber am Ende entscheidet die Nachfrage. Deshalb zeigen sie nur die Finals bei Masters- und Grand-Slam-Turnieren. Wir müssen spektakulär und ansehnlich spielen, um den Zuschauern Spaß am Doppel zu vermitteln.

Im Halbfinale geht es nun am Donnerstag gegen Guido Pella/Diego Schwartzmann, zwei ausgewiesene Einzelspieler.

Mies: Generell ist die Herangehensweise gegen Einzelteams immer ähnlich: Sie viel ins Doppelspiel verwickeln, viel ans Netz holen, zu Volleys zwingen, wo sie sich nicht so wohl fühlen. Man muss sie aus ihrer Komfortzone herauslocken und verhindern, dass sie ihre starken Crossschläge spielen können.

Was überwiegt: Aufregung oder Vorfreude?

Mies: Ich bin gerade recht entspannt. Ich bin hier mit meiner ganzen Familie, wir sind zu Acht. Aber die Vorfreude steigt so langsam an. Wir haben beide richtig Bock auf dieses Match.

Träumen Sie bereits vom ganz großen Coup?

Mies: Natürlich erwischt man sich schon mal bei dem Gedanken: Es wäre doch cool, mal einen Titel zu gewinnen. Aber wenn du anfängst, zu sehr abzuschweifen, verlierst du den Fokus aufs Wesentliche. Das haben wir bisher gut hingekriegt. Klar träumen wir davon, den Titel zu holen. Aber das ist noch ein weiter Weg.

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