„Unsere Generation ist mit ihm aufgewachsen“ Baskets-Spieler TJ DiLeo schreibt zum Tod von Kobe Bryant

Bonn · Telekom-Baskets-Kapitän TJ DiLeo schreibt zum Tod von Kobe Bryant. Vater Tony DiLeo trainierte den Superstar, ehe der einer war.

TJ DiLeo, der Teamkapitän der Telekom Baskets.

TJ DiLeo, der Teamkapitän der Telekom Baskets.

Foto: Jörn Wolter

Ich war gerade mit dem Abendessen fertig, als meine Mutter anrief. Ich dachte, sie wollte mit mir – wie üblich – über das Spiel der Baskets sprechen. Aber sie platzte mit dem heraus, was sie gerade in den USA in den Nachrichten gehört hatte. Normalerweise erzähle ich ihr eher Neues, dieses Mal war es anders herum. Ich konnte nicht glauben, was ich hörte. Kobe Bryant? Tot? Ich hatte noch Hoffnung, dass es vielleicht nicht wahr ist und aktualisierte pausenlos meinen Twitter-Account, in der Hoffnung auf die Meldung eines Missverständnisses.

Kobe bedeutete sehr viel für die Basketball-Spieler meiner Generation. Wir sind mit ihm aufgewachsen, haben all die Unglaublichen Dinge gesehen, die er auf dem Feld machte. Wir erlebten seine Größe vom Beginn seiner Karriere bis zu ihrem Ende.

 Tony DiLeo wollte Kobe Bryant zu den Philadelphia 76ers holen. Es klappte nicht, aber DiLeo blieb immer ein Bryant-Fan.

Tony DiLeo wollte Kobe Bryant zu den Philadelphia 76ers holen. Es klappte nicht, aber DiLeo blieb immer ein Bryant-Fan.

Foto: imago sportfotodienst

Die Liebe vieler Menschen zu unserem Sport entstand nur durch Kobe und die Art wie er spielte. Er unterschied sich von allen anderen durch seinen Arbeitsethos und seine Mentalität – die Dinge, die jeder auf sich übertragen kann, in jeder Situation des Lebens. Nicht nur im Basketball. Deshalb war Kobe so beliebt.

Kobe Bryant ist in der Gegend von Philadelphia zur High School gegangen und hatte so auch immer eine Verbindung zu meiner Heimatregion. Mein Vater liebte Kobe. Er hat ihn einige Male trainiert kurz bevor er gedraftet wurde (Anmerkung der Redaktion: Die Draft ist das Auswahlverfahren der NBA, bei dem sich die Clubs in einer bestimmten Reihenfolge Talente sichern können). Mein Vater wollte, dass die Philadelphia 76ers Kobe an erster Stelle wählen, weil er wusste, dass er ein außergewöhnlicher Basketballer werden würde. Aber die Sixers wählten schließlich Allen Iverson.

Aber mein Vater war seit dieser Zeit ein großer Kobe-Fan. Immer hat er gesagt, dass er auf einem anderen Level spielt und die Details des Spiels besser beherrscht als jeder andere – außer Michael Jordan. Als ich zehn Jahre alt war und mein Bruder Max sieben, haben es die 76ers ins Playoff-Finale geschafft. 

Diese Zeit hat den Basketball-Sport für mich zu etwas Speziellem gemacht. Ganz ehrlich: Das war die beste Zeit meiner Kindheit. Die 76ers spielten im Finale gegen die LA Lakers mit Kobe. Und ich konnte dank meines Vaters die Spiele live sehen. Leider verloren die Sixers die Serie und ich war sehr enttäuscht.

Rückwirkend betrachtet, bin ich ein Glückspilz, dass ich live dabei sein konnte, als Kobe eine Meisterschaft gewann. Ich habe auf der größten Bühne gesehen, wie großartig er war. Man kann einfach nur den Hut vor ihm ziehen. Es tut richtig weh.

TJ DiLeo spielt seit 2016 für die Telekom Baskets Bonn. Zurzeit ist der Mannschaftskapitän verletzt. Geboren wurde er am 22. Juni 1990 in Düsseldorf. Sein Vater Tony trainierte nach Engagements bei den Bundesliga-Damen von Agon Düsseldorf und der deutschen Frauen-Nationalmannschaft damals den Bundesligisten Saturn Köln. Seit 1992 und bis heute arbeitet er in verschiedenen Positionen bei den Philadelphia 76ers: als Scout, Co-Trainer, im Vorstand und auch als Interimscoach, der das Team 2008 in die Playoffs führte. Die DiLeos wohnen in Cinnaminson, einer Kleinstadt in der Nähe von Philadelphia. DiLeos Mutter Anna war Nationalspielerin, sein jüngerer Bruder Max spielt in der Bundesliga bei Rasta Vechta.

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