Comeback in Sölden? Ski-Star Neureuther mit neuer Linie zu alten Zielen

Sölden · Der Saisonstart in Sölden ist seit Monaten mehr oder weniger offen das Ziel von Felix Neureuther nach seinem Kreuzbandriss und der langen Pause. Unmittelbar vor dem Weltcup-Auftakt am Wochenende ist der Start allerdings in Gefahr - aber nicht wegen des Knies.

Dabei sein ist alles, mit diesem Motto kann Felix Neureuther wenig anfangen. Daran ändert auch der überstandene Kreuzbandriss nichts.

Der erfolgreichste deutsche Skirennfahrer in der Weltcup-Geschichte ist ein bescheidener Mensch, aber sein Ziel vor dem WM-Winter ist ganz klar definiert: Er will wieder gewinnen. "Wenn ich nicht daran glauben würde, würde ich es nicht machen. Ich habe den Glauben noch daran, aber wann und wie und ob das Ganze funktioniert, das wird sich zeigen. Im Kopf ist es bei mir fest verankert", sagt der inzwischen 34 Jahre alte Sportler vor dem Saisonauftakt in Sölden am Wochenende.

Als einer von sieben deutschen Männern ist Neureuther vom Deutschen Skiverband für den Riesenslalom im Öztal nominiert worden - ob er 48 Wochen nach seinem Sturz im Training und der Verletzung im linken Knie im Rennen am Sonntag auf dem Rettenbachgletscher aber wirklich antritt, ist wie bei Fritz Dopfer offen.

Dopfer, der im vergangenen Winter mit den Folgen seines Beinbruchs zu kämpfen hatte und weit vom alten Leistungsvermögen entfernt unterwegs war, plagt sich nun mit Beschwerden an den Adduktoren herum. Beim 13-fachen Weltcup-Sieger Neureuther ist es nicht das Knie, sondern die Dauerbaustelle seiner Karriere: Der Rücken. "Ich musste einige Tage pausieren - was mir in den Wochen vor dem Weltcup-Auftakt entsprechend schwer gefallen ist", berichtet er. Starten will er unbedingt, "die Entscheidung, ob es Sinn macht, kann ich allerdings erst kurz vorher treffen".

Um Hauptsache dabei geht es Neureuther dabei nicht. Steht er im Starthaus, will er gewinnen. Dass es realistisch eher nicht direkt im ersten Rennen nach der langen Pause passieren wird, ist dem Ehemann von Langläuferin Miriam Neureuther bewusst. Aber auf dem Weg dorthin sind die Eindrücke aus einem Wettkampf viel Wert - und ein wichtiger Indikator, ob sich die Herangehensweise in der Pause auszahlt. "Das haben wir als Chance gesehen, das Momentum mitzunehmen, zu sagen: Okay, ich will mich nicht neu erfinden, aber einen neuen Weg finden, wie ich trotzdem schneller sein kann als die anderen", erzählt er.

Aus dem Skifahrer, der gerne die direkteste und frechste Linie zwischen den Stangen gesucht hat, soll ein Routinier werden, der seine ganze Erfahrung paart mit einem neuen Stil. Druck in den Kurven und herausbeschleunigen wie beim Autofahren, so beschreibt Neureuther den Plan und sagt auch: "Das ist ein bisschen kreuzbandschonender."

Geholfen hat dem Vater von Tochter Matilda in schwierigen Phasen, als er sich vor allem im Sommer die Sinnfrage stellte und an seine junge Familie dachte, die Motivation durch Teamkollege Stefan Luitz. Der riss sich nur wenige Wochen nach ihm das Kreuzband. In der Reha bildeten beide eine Wohngemeinschaft. "Der Stefan war sehr, sehr wichtig für mich", sagt Neureuther und berichtet von gemeinsam geschauten Skirennen. "Das sind Momente, die verbinden dich dein Leben lang. Das kann ich schon sagen."

Am Sonntag wollen beide gerne wieder auf einen Fernseher schauen, wenn die Saison in Sölden ihren Anfang nimmt. Allerdings nicht in einem Hotel-, Krankenhaus-, oder Wohnzimmer, sondern auf dem kleinen Monitor vor dem Start. Dort beobachten die Athleten die Fahrten der Konkurrenz. Fährt Neureuther, sehen Luitz und Co. eine neue Linie.

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