Rick Zabel will aus Vaters Schatten treten

Valkenburg · Für besondere Erfordernisse des Geschäfts hatte er schon früh Verständnis. "Wir sind neben den Champs Elysées in ein Dixieklo gegangen, meine Mutter hat mir grüne Klamotten angezogen und die Haare gefärbt", erzählt Rick Zabel.

 Rick Zabel bei der Präsentation des Rabobank Continental Teams 2011. Foto: Michael Kooren

Rick Zabel bei der Präsentation des Rabobank Continental Teams 2011. Foto: Michael Kooren

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In den 90er Jahren war es eine Art Markenzeichen seines berühmten Vaters Erik, seinen passend zum Anlass präparierten Filius bei der Ehrung für das Grüne Trikot bei der Tour de France mit aufs Siegerpodest zu nehmen. In Valkenburg ist der 18-Jährige an diesem Samstag zum ersten Mal bei der U23-WM am Start.

Bei den Titelkämpfen in den Südniederlanden versucht der frisch gekürte deutsche U23-Meister, aus dem großen Schatten des Vaters zu treten. "Ich habe auch meinen eigenen Kopf", sagte der Junior, der seit dieser Saison im Rad-Nachwuchsteam der niederländischen Rabobank fährt. "Aber meine Eltern spielen eine große Rolle - wir entscheiden alles zusammen", sagt Rick Zabel, der sich nicht so gerne an die unangenehme Abi-Diskussion zu Hause erinnert: "Ich habe einen Realschulabschluss - sogar einen ganz guten."

Seit diesem Jahr setzt der Fünfte der Junioren-WM 2011 alles auf den Radsport. Für das 161 Kilometer lange U23-Rennen am Samstag will er aus Höflichkeit "kein eigenes Ziel formulieren". Aber das noch bei seinen Eltern in Unna lebende Talent hofft, "dass einer von uns fünf vorne mit reinfahren kann. Vielleicht habe ich auch selber Chancen." Sein Fernziel und Traum ist wie wahrscheinlich bei jedem Radsportler "natürlich die Tour und dann das Podium".

Sein sportliches Vorbild ist "mein Papa", der mit sechs gewonnenen Grünen Trikots noch immer einen Tour-Rekord hält. Für Mark Cavendish und Tom Boonen schwärmt er als Fan. Profi will er "vielleicht in drei Jahren" werden und damit sinnvollerweise länger warten, als es beispielsweise Björn Thurau tat. Der Sohn des einstigen deutschen "Tourhelden" Dietrich Thurau wurde schon mit 18 Profi, stagnierte bald danach und muss jetzt um die Vertragsverlängerung beim französischen Europcar-Team bangen.

Die öffentliche TV-Dopingbeichte seines Vaters, der als Sportlicher Leiter in Diensten des russischen Katusha-Teams steht, erlebte er 2007 als 13-Jähriger. "Das hatte er mir vorher im Vertrauen gesagt. Ich habe dafür großen Respekt vor ihm. Das hätten sich nicht viele getraut - ich bin stolz auf meinen Papa", sagte Rick Zabel zwei Tage vor seinem Rennen.

Das Reizthema hält er sich vom Leib. "Professionelles Doping in den Teams ist ausgestorben. Das Thema gibt es heutzutage nicht mehr", meint Zabel junior, der in einem Team beschäftigt ist, in dem gerade versucht wird, die dunkle Vergangenheit aufzuarbeiten. Nicht immer auf ganz logische Weise, scheint es. Zum neuen Teamchef der Rabobank-WorldTour-Mannschaft wurde Ex-Sprinter Jeroen Blijlevens benannt, der 1998 in den großen Tour-Skandal verwickelt war.

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