Alte Konflikte Reit-WM: Becker vs. Beerbaum - Millionen oder Medaillen

Tryon · Geld oder Ehre? Diese Frage stellen sich die Springreiter immer häufiger. Bei der deutschen Nationalmannschaft hat die Antwort darauf einen alten Konflikt wieder neu aufflackern lassen.

 Springreiter Ludger Beerbaum (l) und Otto Becker.

Springreiter Ludger Beerbaum (l) und Otto Becker.

Foto: Uwe Anspach

Philipp Weishaupt kann sich die Weltmeisterschaft in den USA nur im Fernsehen anschauen. Der Springreiter hatte zwar eine Zusage von Bundestrainer Otto Becker für einen festen Platz im deutschen WM-Quartett.

Doch der Coach stellte eine Bedingung, die Weishaupts Boss Ludger Beerbaum nicht erfüllen wollte. Becker und Beerbaum, die alten Kontrahenten, sind in diesem Konflikt wieder einmal aneinander geraten.

Es ging um die Frage, ob der bei Beerbaum angestellte Weishaupt mit dem Beerbaum gehörenden Pferd Convall beim Millionen-Turnier in Calgary und schon kurz danach bei der WM in Tryon reiten darf. Becker sagte: "Beides geht nicht."

Beerbaum klagte hingegen im WDR, Becker habe erst kurzfristig "eine unheimliche Hürde aufgebaut, obwohl es den ganzen Sommer klar war, dass Philipp in Calgary startet". Den aus der Nationalmannschaft zurückgetretenen Beerbaum ärgert nun, "dass der Eindruck entsteht, dass ich verhindere, dass Philipp zum Championat geht. Ganz ehrlich, das geht gar nicht." Aus seiner Sicht sei das "völlig unverständlich". Alles andere sei "ein Märchen".

"Wir mussten entscheiden, und wir haben entschieden", sagte der Bundestrainer. Die WM sei "das Hauptereignis", betonte Becker. Das schwere Turnier in Calgary sei "nicht die optimale Vorbereitung". Es sei eine "unglückliche Situation, die wird es auch bleiben". Peter Hofmann, der Vorsitzende des Spring-Ausschusses, sagte dazu: "Das war früh klar, beides geht nicht."

Der Streit zwischen Becker und Beerbaum, der Zwist zwischen den ehemaligen Kontrahenten und Kollegen, die gemeinsam Medaillen gewannen, ist wieder entbrannt. "Das wird so bleiben, solange die beiden im Sport sind", kommentierte Hofmann.

Beerbaum schickte Weishaupt also nach Calgary, wo es im Großen Preis drei Millionen kanadische Dollar (rund 1,98 Millionen Euro) zu verdienen gab. Und das Turnier gehört außerdem zum Grand Slam, bei dem es zusätzlich bis zu zwei Millionen Euro als mögliche Prämie gibt. Doch Weishaupt kassierte im Großen Preis kein Geld, sondern zwei Abwürfe und landete auf Rang 21.

"Ludger war der Meinung, dass man mit einem Pferd Calgary und die WM reiten kann", sagte Marcus Ehning: "Ich bin anderer Meinung." Der Profi aus Borken ritt in Calgary mit Cornado, wenngleich noch weniger erfolgreich als Weishaupt. Und bei der WM sattelt Ehning in dieser Woche Pret A Tout.

"Ich habe den Vorteil, derzeit mehrere Toppferde zu haben", sagte Ehning. Weishaupt hatte hingegen kein anderes Pferd als Convall für die WM und ist nun Zuschauer. "Für Philipp tut es mir leid", sagte der Bundestrainer.

Weishaupt konnte nicht selber entscheiden, andere Reiter haben aber die gleiche Wahl wie dessen Boss getroffen. So müssen die Briten ohne ihre seit Jahren erfolgreichsten Reiter bei der WM antreten. Scott Brash und Ben Maher konzentrieren sich auf die mit insgesamt rund 38 Millionen dotierte Global Champions Tour. Maher ist seit dem Sieg in Rom vor zwei Wochen bereits vorzeitiger Sieger der Millionen-Serie - und er schaut die WM nun ebenfalls im Fernsehen.

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