Europameisterschaft Oldie Abele holt sich in Berlin die Zehnkampf-Krone

Berlin · Deutschland hat wieder einen König der Leichtathleten. Der Ulmer Arthur Abele krönt sich zum ältesten Zehnkampf-Europameister der Geschichte. Im Dezember stoppte ihn noch eine Gesichtslähmung. Umso größer sein Triumph im Hitze-"Ofen" von Berlin.

 Zehnkämpfer Arthur Abele feiert seinen Triumph bei den Europameisterschaften.

Zehnkämpfer Arthur Abele feiert seinen Triumph bei den Europameisterschaften.

Foto: Michael Kappeler

Mit einer Pappkrone auf dem Kopf und der Deutschland-Fahne um die Schultern gelegt startete Arthur Abele seine triumphale Ehrenrunde. Völlig entkräftet und mit Tränen in den Augen ließ sich der Zehnkampf-Oldie als neuer König der Athleten feiern.

In überlegener Manier holte der 32-Jährige aus Ulm das erste Gold für die deutschen Leichtathleten bei der EM in Berlin. Der 32-Jährige verteidigte am Führung im abschließenden 1500-Meter-Rennen und ist damit der älteste Zehnkampf-Europameister der Geschichte. "Ich bin einfach sprachlos", rief er den Fans über das Stadionmikrofon zu.

Wenig später erhielt er einen kräftigen Schulterklopfer von Robert Harting und sagte nur: "Es ist hammergeil." Abele setzte sich mit 8431 Punkten mit 110 Zählern Vorsprung auf den unter neutraler Flagge startenden Russen Ilja Schkurenjow durch. Dritter wurde der Weißrusse Vitali Schuk mit 8290 Punkten. Der frühere Junioren-Weltmeister Niklas Kaul kam auf einen starken vierten Platz.

"Ich bin der beste Läufer in der Welt. Das ist nicht die schlechteste Ausgangsposition", hatte Abele selbstbewusst vor dem Abschluss gesagt - und ließ Taten folgen. Schon vor dem 1500-Meter-Lauf stellte das Kraftpaket sieben Saisonbestleistungen im Weitsprung, Hochsprung, Diskuswurf, über 400 Meter, 110 Meter Hürden und im Speerwurf auf.

Abele ist nach Hans-Heinrich Sievert (1934), Werner von Moltke (1966), Joachim Kirst (1969/1971) und Pascal Behrenbruch (2012) der fünfte deutsche Zehnkampf-Europameister.

"Das ist einfach eine unglaubliche Leistung von Arthur", bejubelte Bundestrainer Rainer Pottel den Auftritt. "Er war von 2008 bis 2013 fast fünf Jahre lang raus, so etwas gibt es eigentlich gar nicht." Immer wieder wurde Abele in seiner Karriere von Verletzungen gebremst, nach Olympia 2008 in Peking konnte er ein halbes Jahrzehnt keinen Zehnkampf absolvieren.

Auch später warf ihn noch beispielsweise ein Achillessehnenriss zurück, im vergangenen Dezember wurde er nach einem Infekt von einer Gesichtslähmung gestoppt. Als seine Teamkollegen im Frühjahr ins Trainingslager flogen, musste er selbst mit Kortison behandelt werden. "Er besitzt definitiv die notwendige Härte gegen sich selbst", schwärmt Pottel von seinem Vorzeigeathleten. "Das ist der Urwille, der Urtrieb. Dieser Liebe zum Sport kann man einfach nicht nachgeben", beschreibt Abele selbst seine Einstellung.

Und auch in der Hitzekammer Olympiastadion zeigte er seinen Kampfgeist. Nachdem Abele "noch ein paar Körner" gespart hatte, ging er als Zweiter in den zweiten Tag und holte sich im Diskuswerfen erstmals die Führung. Der Weltmeister Kevin Mayer aus Frankreich und Abeles Vereinskollege Mathias Brugger waren da schon nicht mehr im Rennen: Beide schafften am ersten Tag keinen gültigen Weitsprung.

Abele warfen Patzer nach seiner überwundenen Einstiegshöhe von 4,60 Metern im Stabhochsprung in der sengenden Mittagshitze zunächst auf Rang drei zurück. "Es ist brutal, wir haben extrem viel mit Kühlwesten und Kältetüchern gearbeitet", sagte Abele zu den Bedingungen bei knapp 40 Grad. "Es ist wahnsinnig warm, da muss man schauen, dass man nicht so extrem aufhitzt. Da unten ist ein ganz schöner Ofen."

Mit der Tagesbestweite von 68,10 Metern holte sich der Sportsoldat die Spitzenposition in der neunten Disziplin wieder zurück - und verteidigte den Punktevorsprung über die 1500 Meter souverän.

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