Abschied Norwegens Langlauf-Ass Petter Northug hört auf

Petter Northug hat es getan. Nach fast 13 Jahren im Hochleistungs-Skilanglauf hat der Norweger seine Karriere beendet. Eine Karriere, die von großen Erfolgen genauso geprägt war wie von Negativ-Schlagzeilen.

 Petter Northug bei der Pressekonferenz in Trondheim.

Petter Northug bei der Pressekonferenz in Trondheim.

Foto: Ole Martin Wold/NTB scanpix

Trondheim (dpa) – Zum Abschluss einer großen Karriere flossen die Tränen. Der große Petter Northug, der mit seinen Konkurrenten jahrelang in der Langlaufloipe gespielt hatte, hat unmittelbar nach dem Saisonstart aufgehört.

"In den letzten Wochen habe ich gemerkt, dass es nicht ausreicht, um auf dem Niveau zu sein, das für den Kampf um die Weltmeisterschaft erforderlich ist. Mein Körper kann mit der Belastung nicht mehr umgehen", sagte Northug bei einer Pressekonferenz in Trondheim.

Northug - dieser Name stand für Erfolg, aber auch für eine gewisse Arroganz. Ein Name, der polarisierte. Zweimal Olympia-Gold sowie 13 WM-Titel sprechen für die unumstrittenen Fähigkeiten des heute 32-Jährigen. Er gewann alles, was man im Langlauf gewinnen kann, seit er 2005 sein Debüt im Weltcup gab. 20 Einzel-Weltcup-Erfolge stehen in seiner Chronik, die Gesamt-Weltcup-Siege 2010 und 2013, der Tour-de-Ski-Erfolg 2015. Wenn Northug am Start war, galt er als Mitfavorit. "Es war ein Abenteuer. Ich hatte den Traum, als ich ein kleiner Junge war, ein guter Skiläufer zu sein. Ich bin stolz auf das, was ich erreicht habe", sagte er im Rückblick.

Aber: der Norweger war unbeliebt. Bei der Konkurrenz verscherzte er es sich, da er nur selten Führungsarbeit leistete, sich vielmehr im hinteren Teil des Feldes aufhielt, im Windschatten lief und dabei Kräfte sparte, die er dann vornehmlich auf dem letzten Kilometer mit unnachahmlichen Antritten ausspielte. Zudem ließ er es sich nicht nehmen, bei großen Siegen aufreizend vor der Ziellinie zu warten, bis die Konkurrenten da waren, um dann kurz vor ihnen den entscheidenden Schritt zu machen.

Schlagzeilen machte Northug nicht nur in der Loipe, sondern mit fortschreitender Zeit auch im normalen Leben, aus dem man lange Zeit relativ wenig von ihm erfuhr. Northug galt als schüchtern. 2010 wurde seine Poker-Begeisterung bekannt. Er zockte bei großen Turnieren und gewann nicht unerhebliche Preisgelder. Besonders negativ fiel er 2014 auf, als er unter Alkoholeinfluss einen Verkehrsunfall verursachte. Den versuchte er, seinem verletzten Beifahrer anzulasten. Northug wurde zu 50 Tagen Haft, fünf Jahren Führerscheinentzug und einer hohen Geldstrafe verurteilt. Die Haft verbüßte er mit einer elektronischen Fußfessel aber in Freiheit.

Nach diesem Vorkommnis wirkte der Norweger geläutert. Er ging viel mehr als früher auf andere ein, seine Statements wirkten reifer und gewählter. Sportlich war er aber nur noch einmal der ganz Große: Bei der WM in Falun krönte er sich mit vier Titeln zum Ski-König. Danach suchte er vergeblich nach einer konkurrenzfähigen Form. "Langlauf war über so viele Jahre mein Leben. Es ist schwer, das aufzugeben. Gleichzeitig fühlt es sich auch gut an", sagte Northug. Er habe gemerkt, dass der Körper so eine Belastung nicht mehr toleriere und dass der Kopf voll ist von dem, was in früheren Saisons passiert ist. Deshalb nun das Ende einer großen Karriere.

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