Eishockey-Profiliga NHL: Draisaitls Aufstieg in die Weltklasse

Edmonton · Er trifft und legt vor: Eishockey-Torjäger Leon Draisaitl ist der NHL auf Rekordkurs und gehört zu den Top-Scorern der gesamten Liga. Wenn nur seine Edmonton Oilers etwas erfolgreicher wären.

 Leon Draisaitl (r) von den Edmonton Oilers erzielte gegen die Arizona Coyotes einen Treffer.

Leon Draisaitl (r) von den Edmonton Oilers erzielte gegen die Arizona Coyotes einen Treffer.

Foto: Ross D. Franklin/AP

Selbst 100 Punkte pro Saison in der besten Eishockey-Liga der Welt scheinen für Leon Draisaitl keine Utopie mehr zu sein. Er trifft, er legt vor - und hat sich inzwischen sogar unter die Top-Ten der Welt-Elite in der NHL geschossen.

Mit 51 Punkten aus 40 Spielen rangiert Deutschlands bester Eishockey-Spieler derzeit deutlich vor den Superstars Sidney Crosby oder Alex Owetschkin. "Er ist noch reifer geworden", sagte Ex-Bundestrainer Marco Sturm der Deutschen Presse-Agentur über den Stürmer-Star der Edmonton Oilers.

Am Mittwochabend war wieder so ein Draisaitl-Moment. Nur kurz ballte der 23 Jahre alte Kölner die Faust, als er mit seinem Treffer in der 23. Minute beim 3:1 in Arizona das Spiel drehte. Elf Minuten später brachte er mit der Torvorlage zum 2:1 seines Sturmpartners Connor McDavid die Oilers endlich wieder und endgültig auf Erfolgskurs. Trotz Draisaitls persönlicher Erfolgsserie hatte der Ex-Champion zuvor sechs Mal verloren.

Tore gehören für Draisaitl inzwischen zum Allag, entsprechend emotionslos nahm der immer noch recht junge Stürmer sein 22. Saisontor zur Kenntnis. Mit zudem 29 Vorlagen ist der 23 Jahre alte Sohn des Kölner Trainers Peter Draisaitl auf dem besten Weg, seine 77 Scorer-Punkte (29 Tore und 48 Vorlagen) aus der vorletzten Rekord-Saison deutlich zu übertreffen.

Sturm erlebt den endgültigen Aufstieg Draisaitls in die Weltklasse als Co-Trainer der Los Angeles Kings hautnah mit. "Bei so einem jungen Spieler merkt man einfach jedes Jahr. Er ist selbstbewusst wie noch nie. Wenn man dann auch noch mit einem Spieler wie McDavid zusammenspielen kann, ist das schon was tolles", sagte der deutsche NHL-Rekordspieler über Draisaitl.

Draisaitl selbst kommentierte seinen Lauf gewohnt nüchtern: "Es läuft ganz gut, ich habe eine gute Phase." In den vergangenen zwölf Partien landete der Puck neunmal nach Draisaitl-Berührung im Netz, auch McDavid traf neunmal in den vergangenen zwölf Matches. "Es ist wahrscheinlich eines der stärksten Pärchen in der Liga, und das zeigen sie auch", sagte Sturm.

Schon seit einiger Zeit wird das aktuelle Oilers-Duo mit Edmontons Ikone Wayne Gretzky und dem Finnen Jari Kurri verglichen, die dem Team in den 1980er Jahren vier Stanley-Cup-Titel bescherten. Von Titeln sind die Oilers in dieser Spielzeit aber weit entfernt. Während Draisaitl in Topform ist, haben die Oilers nach der Hälfte der Vorrunde vier Punkte Rückstand auf die Playoff-Ränge.

Auch unter dem neuen Trainer Ken Hitchcock, der Ende November Todd McLellan ablöste, läuft es nicht rund. Immerhin gelang in Arizona endlich wieder ein Sieg. "Der tat richtig gut", sagte Draisaitl, der zusammen mit McDavid aus dem Oilers-Kader herausragt. "Sie müssen die Spiele alleine gewinnen", beschrieb die kanadische Zeitung "The Provence" das Dilemma in Edmonton.

Das Problem: McDavid (jährlich 11 Millionen Euro) und Draisaitl (7,5) haben hoch dotierte Verträge. Durch die NHL-Gehaltsobergrenze (rund 70 Millionen Euro) können sich die Oilers kaum weitere Stars leisten. In Edmonton heißt es bereits: "McDavid, Draisaitl und dann beten, dass jemand anderes etwas tut." Auch Nationalteamskollege Tobias Rieder ist mit sieben Vorlagen in 27 Partien nur Mitläufer.

Ganz im Gegensatz zu Draisaitl. Für das Allstar-Wochenende am 25. und 26. Januar hätte er eigentlich im festen Kader der Pacific Division stehen müssen. "Draisaitl ist ein Opfer der Umstände", schrieb das Fachmagazin "Hockey News". "Würde das Spiel an einem anderen Ort als San Jose ausgetragen werden, wäre er dabei gewesen." Da mit Joe Pavelski ein Spieler von Gastgeber San Jose gesetzt ist, muss Draisaitl nun auf die Fans hoffen. Die können ihn per Voting als "Last Men In" noch zu seinem Allstar-Debüt verhelfen. Als letzter Deutscher war Sturm 1999 beim Treffen der Besten dabei.

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