NFL-Finale New England Patriots sind Dauergast im Super Bowl

Bonn · Die New England Patriots stehen zum dritten Mal in Folge im Super Bowl. Im NFL-Finale trifft das Team um Quarterback Tom Brady auf die Los Angeles Rams. Es ist auch das Duell der Taktiker auf den Trainerbänken.

Die New England Patriots polarisieren. Die Fans lieben das Team aus der Nähe von Boston. Alle anderen Football-Begeisterten sind mindestens genervt oder empfinden eine tiefe Abneigung gegen die Pats. Grautöne sind fast nicht vorhanden. Und das hat sich der Club um Trainer Bill Belichick und Quarterback Tom Brady redlich verdient – mit fortwährenden Erfolgen. Wenn New England in der Nacht zu Montag (Kick-off: 0.40 Uhr, live auf ProSieben) im Super Bowl in Atlanta auf die Los Angeles Rams trifft, dann bestreiten die Patriots das dritte Finale in der US-Profi-Liga in Folge. Für das Duo Belichick und Brady ist es gar das neunte gemeinsame Endspiel in 17 Jahren. Fünf Mal konnten sie am Ende die Vince-Lombardi-Trophäe in die Höhe strecken.

Fast zwei Jahrzehnte prägen die Patriots mit Belichick und Brady nun die NFL. Eine Erfolgsgeschichte, die ihresgleichen sucht und die systembedingt eigentlich kaum möglich sein sollte. Denn durch den jährlichen NFL-Draft sollen die Kräfteverhältnisse in der Liga ausgeglichen werden. Konkret: Wer in der Saison schlechter abschneidet, darf bei der jährlichen Verteilung der Talente zuerst aussuchen und sich so die besten Nachwuchsspieler aus College- und High-School-Mannschaften sichern. Da es zudem eine Gehaltsobergrenze gibt, können die Clubs auch nicht beliebig gute Spieler von anderen Teams oder mit auslaufenden Verträgen verpflichten.

Doch die Patriots, die regelmäßig am Ende der Draftliste auftauchen, scheint das nicht zu interessieren. Während andere Teams über die Jahre immer wieder Aufs und Abs erleben, agieren die Pats auf gleichbleibend hohem Niveau. Ein Schlüssel: Brady. Der mittlerweile 41-Jährige gilt als bester Quarterback aller Zeiten. Auch im Alter agiert er immer noch auf einem extrem hohen Level.

Manchmal unterschätzt, aber mindestens genauso wichtig: Belichick und sein Trainerstab, der in großen Teilen über die Jahre unverändert geblieben ist. Gemeinsam entwickeln sie einzelne Spieler und die Mannschaft insgesamt weiter. Während der Saison wird das Team immer besser, in den Playoffs erreicht es oft seine Bestform. Zudem gilt der 66-jährige Belichick als gewiefter Taktiker. Er versteht es wie kaum ein anderer, den Gegner seiner Stärken zu berauben. Gleichzeitig attackiert er mit einem ausgeklügelten Matchplan die Schwächen des Kontrahenten, die er über die Saison hinweg beobachtet hat. Auch dabei hilft Brady, der als einer der wenigen Spielmacher in der Lage ist, alle Anforderungen seiner Trainer umzusetzen. Er liest das Spiel und den Gegner, kann auf dem Feld auf jede Verteidigung reagieren. Überhaupt eine Stärke der Patriots: Läuft es mal mit der vorbereiteten Taktik nicht, kann der Trainerstab während des Spiels Anpassungen vornehmen und den Gegner vor neue Herausforderungen stellen. Auch das gehört zum Erfolgsrezept.

Auch im Super Bowl werden sich die Patriots wieder einiges einfallen lassen müssen. Denn mit den Rams kommt Cheftrainer Sean McVay, mit 33 Jahren jüngster Coach in einem Super Bowl. McVay gilt als offensivtaktisches Genie; er hat Los Angeles in zwei Jahren von der Lachnummer der Liga mit dem schlechtesten Angriff zum Titelkandidaten gemacht. Unter ihm entwickelte sich Jared Goff, 2016 im Draft von den Rams als erster Spieler ausgewählt, zum Top-Quarterback. Dazu verpflichtete das Team von der Westküste insbesondere in diesem Jahr weitere Hochkaräter, insbesondere für die Verteidigung. Der Plan ging auf: Mit dem besten Angriff der NFL und einer Defensive, die mit Aaron Donald den besten Verteidiger der Liga in ihren Reihen hat, marschierten McVay und Co. in den Super Bowl.

Und während das für Los Angeles eine neue Erfahrung ist, könnte sich für Belichick und Brady ein Kreis schließen: 2002 holte das Duo mit New England seinen ersten Titel. Gegner damals: Die St. Louis Rams, die heute wieder in LA zu Hause sind. Eigentlich ein perfekter Zeitpunkt für ein Karriereende eines 41-Jährigen. Doch Brady hat das schon ausgeschlossen. Es gebe „null“ Chance für einen Rücktritt. „Ich habe mir selbst das Ziel bei 45 (Jahren) gesetzt“, sagte er dem Internetportal ESPN. Die Patriots-Fans werden es lieben. Alle anderen eher nicht.

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