Elfte Niederlage in Folge Kölner Haie halten an Trainer Mike Stewart fest

Köln · Nach der elften Niederlage in Serie halten die Kölner Haie weiterhin an ihrem Trainer Mike Stewart fest. Die Hoffnungen auf eine Playoff-Teilnahme schwinden jedoch mehr und mehr.

  Hat weiterhin das Vertrauen   von Geschäftsführer Philipp Walter: Trainer Mike Stewart (l.).

Hat weiterhin das Vertrauen von Geschäftsführer Philipp Walter: Trainer Mike Stewart (l.).

Foto: dpa/Roberto Pfeil

Philipp Walter sagte kurz „Hallo“, drehte sich um und winkte im Weggehen ab: „Nein, nichts“, antwortete der Geschäftsführer der Kölner Haie auf die Fragen, die nach dem 3:5 gegen die Nürnberg Ice Tigers kommen mussten. Wird es nach der elften Niederlage in Folge personelle Konsequenzen geben? Dürfen Trainer Mike Stewart und Manager Mark Mahon trotz der historischen Negativserie weitermachen? Sie dürfen. So jedenfalls war Walters Nicken zu deuten, bevor er in den Katakomben der LanxessArena verschwand.

Die Situation beim achtfachen deutschen Eishockeymeister sucht ihresgleichen. Jeder Fußball-Kreisligist würde angesichts einer solch beispiellosen Erfolglosigkeit seine sportliche Führung infrage stellen und handeln. Walter hat sich anders entschieden. Der 45-Jährige hat immer betont, dass es ihm um Zusammenhalt und gemeinsame Entscheidungen geht. Wenn es gilt, diese Einheit zu schützen, handelt er. Wie bei einer seiner ersten Amtshandlungen, als er trotz Platz fünf Trainer Peter Draisaitl im Januar 2019 entließ.

Stewart droht dieses Schicksal nicht. Obwohl die Haie 2020 noch ohne Sieg sind und ihnen als Tabellenelfter bei elf ausstehenden Hauptrundenpartien mehr denn je eine Saison ohne Playoffs droht. „Solange wir weiter alle daran glauben, werden wir wieder gewinnen. Und dann kriegen wir die Kurve und sind wieder im Rennen“, kämpfte der 47-jährige Kanadier gegen alles Negative an. Es fehle allein das Gefühl, mal wieder ein Spiel zu gewinnen.

Eine mittlerweile gewagte These, denn die Kölner offenbarten auch am Dienstag alle Attribute einer Mannschaft, die selbst nicht mehr an sich glaubt. Trotz eines dominanten Auftritts (35:18-Schüsse) fehlte es an Effizienz, defensiver Stabilität, einer soliden Torhüterleistung und Überzeugung. Selbst nachdem die vorbildlich kämpfenden Zach Sill und Alexander Oblinger aus einem 0:1 ein 2:1 gemacht hatten, blieben die Haie eine Ansammlung talentierter Individualisten. Ein geschlossenes Team tritt anders auf.

Der stets freundliche Stewart kann einem fast leidtun angesichts der haarsträubenden Versäumnisse, die sich die Spieler unter seiner Anleitung leisten. Eine Alternative zum Credo „wir müssen einfach weitermachen“, sieht er nicht: „Das wäre gruselig. Wir müssen nur alle weiter daran glauben. Es kann im Eishockey schnell wieder in die andere Richtung gehen.“

Nach der dritten Niederlage gegen Nürnberg in neun Tagen war von einem solchen Glauben nichts zu spüren. Die Mannschaft wirkte im letzten Drittel streckenweise schon resigniert. Obwohl es nur 3:4 stand, das Powerplay nach 48 erfolglosen Versuchen wieder ein Tor produziert hatte und alle Möglichkeiten gegen keinesfalls starke Ice Tigers da waren. Eine Resignation, die auch die 11.000 Zuschauer erfasste. Nahezu regungslos und ohne Pfiffe nahmen sie die elfte Pleite hintereinander zur Kenntnis.

Walter wird es nicht entgangen sein. Den Impuls, den er und Mahon mit der Verpflichtung von Justin Fontaine setzen wollten, verpuffte erst einmal, weil der Stürmer am Dienstag krank fehlte. An Wunschtrainer Stewart wird er festhalten. Vielleicht auch, weil dem Geschäftsführer finanziell die Hände gebunden sind. Preiswert wird die Verpflichtung des Wunschtrainers nicht gewesen sein und eine weitere Abfindung plus neuem Coach werden sich die Haie auch kaum leisten können.

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