Kölner Haie Der Morgen nach dem verlorenen Spiel der Haie

Köln · Am Sonntag unterlagen die Kölner Haie ihrem Gegner. Der Morgen danach nahm seinen üblichen Verlauf. Allerdings waren doch einige Dinge alles andere als üblich.

 Am Sonntag verloren die Kölner Haie.

Am Sonntag verloren die Kölner Haie.

Foto: dpa/Uwe Anspach

Am Morgen nach dem vorläufigen Tiefpunkt nahm alles seinen üblichen Verlauf. Mike Stewart versammelte seine Mannschaft für die obligatorische Videoanalyse um sich, ehe es zur Trainingsarbeit aufs Eis ging. Danach standen für den Coach der Kölner Haie noch verschiedene Besprechungen an. Seit der Entlassung von Mark Mahon vor zwei Wochen hat der unverändert mit einer Jobgarantie ausgestattete kanadische Trainer interimsweise auch die Aufgaben des Sportdirektors zu erledigen.

Alles andere als üblich waren dagegen die Vorkommnisse, die am Sonntag die 1:4-Schmach im rheinischen Derby der Deutschen Eishockey Liga (DEL) bei der Düsseldorfer EG begleiteten. Nach der 15. Pleite hintereinander und der bedrohlichen Annäherung an den von den Schwenninger Wilds Wings und dem EHC Freiburg aufgestellten DEL-Negativrekord von 18 Niederlagen in Folge, war das KEC-Team zunächst mit einem gellenden Pfeifkonzert seiner mehr als 1.000 per Partyschiff mitgereisten Fans vom Eis getrieben worden. Ein kleiner Teil der Anhänger war derart aufgebracht gewesen, dass er den Spielern den Weg von der Umkleide zum Mannschaftsbus zeitweise versperrte. Die Haie-Profis mussten etwa eine Viertelstunde im Kabinentrakt warten, erst dann konnten sie unter Begleitung der sicherheitshalber herbeigerufenen Polizei die Abreise antreten.

Der wehrlose Auftritt beim Erzrivalen hatte den Geduldsfaden einiger der wochenlang überraschend zurückhaltenden Kölner Fans reißen lassen und erstmals die für eine tiefe sportliche Krise typischen Begleiterscheinungen greifbar werden lassen. Mike Stewart zeigte Verständnis für den Unmut der leidenden Anhänger: „Ich verstehe den Frust, das ist alles mehr als bitter. Dass so viele von ihnen mit nach Düsseldorf gekommen sind, zeigt, was die Kölner Haie ihnen bedeuten.“

Einem Teil der Spieler scheinen die Kölner Haie dagegen nicht mehr sonderlich viel zu bedeuten. Dass sich Stewart nach dem prestigetechnisch wichtigsten Duell der gesamten Saison dazu genötigt sah, die Einstellung seines inzwischen einem Trümmerhaufen gleichenden Teams zu kritisieren, lässt tief blicken. „Wir brauchen von allem mehr: Mehr Einsatz, mehr Leidenschaft, mehr Überzeugung“, schimpfte der 47-Jährige am Montag. Moritz Müller stellte zudem die Qualität des von Stewart mitzusammengestellten Kaders grundsätzlich infrage: „Wenn man 15 Mal in Folge verliert, muss man ehrlich zu sich selbst sein. Dann ist das kein Pech, dann ist man nicht gut genug, das ist die Wahrheit“, sagte der Kapitän in schonungsloser Offenheit.

Mike Stewart hat vor der bereits am Mittwoch (19.30 Uhr) beim ERC Ingolstadt stattfindenden nächsten Partie die Hoffnung inzwischen aufgegeben, den freien Fall in der bisherigen personellen Konstellation zu stoppen. Nach Rundschau-Informationen sollen hungrige Talente wie Verteidiger Simon Gnyp (18) oder Stürmer Mick Köhler (21) in den bis zum frühen Saison-Aus verbleibenden sieben Hauptrundenspielen die Chance erhalten, weitere Erfahrung auf DEL-Niveau zu sammeln. Welche gestandenen Akteure dafür aus dem Aufgebot gestrichen werden, stand am Montag noch nicht fest.

Der sportliche Absturz hat derweil auch Auswirkungen auf die neue Club-Doku „Unter Haien“, deren nächste Folge auf Ende dieses Monats verschoben werden musste. „Wir sind von der Aktualität überholt worden“, hieß es dazu vonseiten des KEC. Auch abseits des Eises droht also eine echte Horrorserie.

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