Handball-EM "Henk gegen Holland" - Bundestrainer gegen sein Heimatland

Nancy · Nach der Niederlage gegen Ungarn sind die Halbfinal-Chancen der deutschen Handballerinnen bei der EM in Frankreich gesunken. Nun gilt die Konzentration dem finalen Spiel gegen die Niederlande. Diese Partie dürfte gerade für den Bundestrainer eine besondere Note haben.

 Henk Groener ist der Bundestrainer der deutschen Handballerinnen.

Henk Groener ist der Bundestrainer der deutschen Handballerinnen.

Foto: Marco Wolf

Jetzt kommt es also zum Spiel "Henk gegen Holland". Am Mittwoch (21.00 Uhr) trifft Bundestrainer Henk Groener mit den deutschen Handballerinnen bei der EM in Frankreich auf die Niederlande.

Das Duell mit seinem Heimatland wird für den 58-Jährigen zu einem emotionalen Wiedersehen. Denn die Niederländerinnen hatte Groener von 2009 an quasi aus dem Nichts bis ins WM-Endspiel 2015 und ins Olympische Halbfinale 2016 geführt. Eine ähnliche Erfolgsgeschichte möchte er nun auch gerne mit den deutschen Frauen einleiten. Dafür braucht es gegen das Team von Groeners Nachfolgerin Helle Thomsen im Hauptrunden-Finale zunächst mal zwingend einen Sieg.

Die Niederländerinnen sind bei der EM die einzige noch ungeschlagene Mannschaft, haben in ihrem ersten Hauptrundenspiel am Sonntagabend Rumänien 29:24 bezwungen und aktuell 6:0 Punkte auf dem Konto. Kurz zuvor hatten Groener und sein neues Team eine bittere 25:26-Niederlage gegen Ungarn kassiert - ohne Schützenhilfe können mit aktuell 4:4 Zählern weder das Halbfinale noch das Spiel um den fünften Platz erreicht werden, was gleichbedeutend mit den Plätzen zwei und drei in der Gruppe B ist. Die Niederländerinnen könnten dagegen bereits am Dienstagabend mit einem Sieg gegen Norwegen das Halbfinalticket buchen.

Groener sieht der Partie locker entgegen: "Das ist ein ganz normales Spiel für mich, auch wenn das Interesse von außen natürlich sehr groß ist. Aber wir bereiten uns genauso vor wie auf jede andere Partie." In Groeners Trainerstab steht in Debbie Klijn eine weitere Niederländerin. Die 42-Jährige war viele Jahre Nationaltorhüterin, spielte aber fast ihre gesamte Karriere in Deutschland (Frankfurt/Oder, Leverkusen, Buxtehude) und ist heute in Buxtehude und beim DHB Torwarttrainerin. "Wir wollen den Niederländerinnen das Leben so schwer wie möglich machen. Aber auch für mich ist diese Partie ein Spiel wie jedes andere auch", sagte sie.

Fast alle Niederländerinnen spielen oder spielten in der Bundesliga. Eine, die dort ihre internationale Karriere begann, ist Lois Abbingh. Die 26-Jährige hatte ihre erste Auslandsstation beim VfL Oldenburg, läuft nun für den russischen Topclub Rostow am Don auf. Sie feierte unter Groener ihr Debüt im Nationalteam, wurde bei der WM 2017 als zweitbeste Torschützin ins All-Star-Team gewählt. "Henk kennt unsere Mannschaft bestens, wir wissen, wie Henk spielt - daher glaube ich nicht, dass am Mittwoch eine Seite einen Vorteil hat. Angesichts unserer Ergebnisse in den vergangenen Jahren sind wir eher in der Favoritenrolle als Deutschland", meinte sie.

Rio 2016 war nach sieben Jahren der krönende Abschluss von Groeners Zeit als Nationaltrainer seines Heimatlandes. Im September 2016 endete die Ära, seit Januar 2018 ist der 58-Jährige für die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) zuständig. Groeners Nachfolgerin, die Dänin Thomsen, übernahm ein bestelltes Feld, führte die Niederlande bei der EM 2016 erneut ins Finale - und wie schon 2015 gab es eine Niederlage gegen Norwegen. Bei der WM 2017 in Deutschland kam es bereits im Halbfinale zu diesem Duell, erneut verloren die Niederländerinnen, sicherten sich am Ende aber Bronze.

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