Interview mit Alexander Oblinger Eishockey-Profi der Kölner Haie spricht über Krisenzeiten

Köln · Im Interview spricht Eishockey-Profi Alexander Oblinger vom DEL-Club Kölner Haie über die Zeit der sportlichen Krise, der Corona-Krise und die zusätzliche Zeit mit seiner Familie.

Das Okay von seiner Frau   bekam Alexander Oblinger, als Bundestrainer Söderholm anrief.

Das Okay von seiner Frau bekam Alexander Oblinger, als Bundestrainer Söderholm anrief.

Foto: picture alliance/dpa/Marcel Kusch

Die Kölner Haie blicken in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) nach dem Verpassen der Playoffs auf eine schlimme Saison zurück. Einer der wenigen Gewinner war Alexander Oblinger (31), der sich zusätzlich über eine Einladung zur Nationalmannschaft freuen durfte. Tobias Carspecken sprach mit dem Stürmer, der seinen Vertrag bis 2021 verlängert hat.

Herr Oblinger, die vor allem derzeit wichtigste Frage vorab: Wie geht es Ihnen?

Alexander Oblinger: Wir, meine Familie und ich, sind gesund. Uns geht es gut.

Wie erleben Sie diese besondere Zeit?

Oblinger: Es wirkt alles surreal, wie in einem schlechten Film. Wir sind seit zweieinhalb Wochen zu Hause und gehen nur noch für die nötigsten Erledigungen vor die Tür.

Sie sind vor fünf Monaten erstmals Vater geworden. Wie verbringen Sie die Zeit zu dritt?

Oblinger: Wenn die aktuelle Situation etwas Gutes hat, dann sicherlich, dass man viel mehr Zeit mit der Familie verbringen kann. Meine Tochter bekommt den ganzen Tag Aufmerksamkeit, das ist für sie natürlich das Beste. Ich selbst habe mehr Zeit, um für meine Ausbildung an einer Heilpraktikerschule zu lernen, die ich parallel zum Eishockey absolviere.

Die Hauptrunde, nach der die DEL-Saison wegen des Coronavirus abgebrochen wurde, liegt inzwischen einen Monat zurück. Auf welche Weise halten Sie sich fit?

Oblinger: Um abzuschalten und runterzukommen, habe ich in den ersten beiden Wochen eine komplette Pause eingelegt. Das ist für den Körper auch mal wichtig. Seit Montag befinde ich mich wieder im Training. Dazu gehören Läufe, Einheiten auf dem Spinning-Rad sowie Kraft- und Gymnastikübungen. Jetzt werden die Grundlagen für das spätere Eistraining gelegt.

Vermissen Sie das Mannschafttraining?

Oblinger: Ich mag es, in der Gruppe zu trainieren, auch, weil man sich dort gegenseitig pushen kann. Deshalb bin ich froh, wenn das wieder erlaubt sein wird.

Nutzen Sie die zusätzliche Freizeit, um die vergangene Saison zu reflektieren, in der die Haie zum erst dritten Mal in ihrer Vereinsgeschichte die Playoffs verfehlt haben?

Oblinger: Die Zeit, die wir durchlebt haben, war sehr frustrierend. So, wie die Saison verlaufen ist, war das unzureichend. Ich hoffe, dass so etwas nie wieder passiert.

Warum hat das Team unter Mike Stewart nicht funktioniert?

Oblinger: Stewi ist ein super Trainer und Typ, er hatte bei seinen vorherigen Stationen ja auch Erfolg. Wir haben uns aber zu lange gesagt, dass es nur an Kleinigkeiten liegt. Am Ende waren es keine Kleinigkeiten.

Sondern?

Oblinger: Es gab innerhalb der Mannschaft unterschiedliche Auffassungen darüber, wie unser System aussehen sollte.

Was macht Stewarts Nachfolger Uwe Krupp anders?

Oblinger: Uwe lässt uns mehr mit Scheibenbesitz spielen. Die Scheibe wird nicht mehr so häufig tief gespielt. Wenn man selbst die Scheibe hat und nicht hinterherlaufen muss, dann hat man automatisch auch mehr Selbstvertrauen.

Für Sie persönlich lief es dagegen gut. Elf Tore und neun Vorlagen stellten Ihre zweitbeste Hauptrunden-Ausbeute in zehn DEL-Jahren dar.

Oblinger: Das, was von mir erwartet wird, habe ich gemacht. Ich habe mit Zach Sill und Lucas Dumont zwei Reihenkollegen, mit denen es sehr gut läuft. Wir alle drei wissen, was wir zu tun haben: Hart arbeiten, die Checks zu Ende fahren und auf diese Weise ins Spiel kommen.

War Ihre Vertragsverlängerung die logische Konsequenz für Sie?

Oblinger: Meine Familie und ich fühlen uns in Köln sehr wohl. Wir haben hier auch außerhalb der Eishalle Freunde gefunden und genießen die Zeit. Ich bin glücklich und stolz, auch in der kommenden Saison das Haie-Trikot zu tragen.

Hat Ihnen die Einladung zum Deutschland Cup im vergangenen November einen Leistungsschub gegeben?

Oblinger: Es ist für mich eine riesige Ehre, für das eigene Land zu spielen. Darauf habe ich all die Jahre gewissermaßen hingearbeitet und gehofft. Als mich Bundestrainer Toni Söderholm anrief, habe ich mir trotzdem erst noch das Okay von meiner Frau einholen müssen.

Wie kam es dazu?

Oblinger: Die Geburt unserer Tochter fiel genau in die Phase des Deutschland Cups. Das war eine sehr spezielle Woche für mich. Zum Glück habe ich alles unter einen Hut bringen können.

Haben Sie insgeheim auf eine Nominierung für die inzwischen ebenfalls abgesagte Weltmeisterschaft in der Schweiz gehofft?

Oblinger: Ich finde, man sollte große Träume haben.

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