Ein historisches Finale: Murray will dem Terror trotzen

Gent · Ein bisschen mulmig ist Andy Murray vor seinem größten Finale seit dem Wimbledon-Triumph 2013 schon zumute. In Gent spielt die Nummer zwei der Tennis-Welt mit seinen britischen Teamkollegen an diesem Wochenende gegen Gastgeber Belgien um den Davis-Cup-Sieg.

 Die Briten um Topstar Andy Murray spielen in Belgien um die wichtigste Trophäe im Mannschafts-Tennis. Foto: Facundo Arrizabalaga

Die Briten um Topstar Andy Murray spielen in Belgien um die wichtigste Trophäe im Mannschafts-Tennis. Foto: Facundo Arrizabalaga

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In einer Stadt nur rund 60 Kilometer entfernt von Brüssel, wo nach den Anschlägen von Paris immer noch die höchste Terrorwarnstufe herrscht. Ein "bisschen besorgniserregend" sei die Situation gewesen, räumte Murray ein. Aber seit das Team angekommen und sich umgeschaut habe, würden sich alle viel wohler fühlen. "Nun sind wir hier. Wir trainieren. Alles wie gewohnt", meinte der Olympiasieger.

Auch wenn sich der 28-Jährige der sensiblen Thematik stellen muss - er will sich nicht ablenken lassen auf dem Weg zu einem der bedeutendsten Titel im Tennis, der ihm noch fehlt. Doch die Furcht vor dem Terror nimmt auch auf das Endspiel des prestigeträchtigen Mannschaftwettbewerbs Einfluss. Erhöhte Vorkehrungen und strenge Kontrollen sichern das Duell zweier Außenseiter-Nationen ab, in dem Großbritannien erstmals seit 79 Jahren und Belgien seinen ersten Triumph im Davis Cup überhaupt feiern will.

Die 13 000 Zuschauer werden verstärkt kontrolliert, bevor sie in die Halle dürfen. Taschen und Rucksäcke müssen draußen bleiben. "Hier in Gent scheint alles in Ordnung zu sein", schilderte Murray zwar seine Eindrücke, bekannte aber trotzdem: "Ich kann es natürlich verstehen, wenn sich Fans umentscheiden, wegen dem, was in Brüssel passiert."

Auf Murray ruhen ab Freitag die Hoffnungen der Briten. Wie die Auslosung am Donnerstag ergab, bekommt Murray es am ersten Tag im zweiten Spiel mit dem Weltranglisten-108. Ruben Bemelmans zu tun. Zuvor stehen sich zum Auftakt (13.30 Uhr) der belgische Topspieler David Goffin und der britische Davis-Cup-Debütant Kyle Edmund gegenüber. Für das Doppel am Samstag wurden die beiden Murray-Brüder Andy und Jamie sowie Kimmer Coppejans und Steve Darcis nominiert. Ehe spätestens im vierten Einzel eine Entscheidung fällt, eröffnet das Duell der beiden Spitzenspieler Murray und Goffin den Sonntag.

Murray, der frühere US-Open-Sieger und Anführer des britischen Teams, hat stets betont, wie wichtig ihm nach Siegen über die USA, Australien und Frankreich ein finaler Erfolg ist. Der Schotte spielte gar mit dem Gedanken, die ATP Finals dafür sausen zu lassen. Und am Rande der Tennis-WM wurde dann diskutiert, ob Murray am Ende einer ermüdenden Saison beim Hartplatz-Turnier in London Kräfte für den roten Sand in Gent spart.

In allen Davis-Cup-Runden dieses Jahres trat Murray an, nicht unbedingt üblich für einen Topspieler wie ihn. Er gewann alle sechs Einzel, dazu zwei Doppel gemeinsam mit seinem Bruder Jamie - und ebnete so den Weg zum ersten Finale der Briten seit 37 Jahren. Nun kann Murray wieder Sport-Geschichte schreiben. Wie im Sommer vor zwei Jahren, als er sich zum ersten britischen Wimbledon-Sieger seit dem legendären Fred Perry 1936 kürte.

1936 ist auch das Jahr, in dem sich Großbritannien bis dato letztmals den Davis-Cup-Pokal sicherte. Die Auswahl um Murray gilt gegen Belgien mit David Goffin als Spitzenspieler als favorisiert. Doch natürlich wollen sich auch die noch titellosen Gastgeber eine historische Chance nicht entgehen lassen. Und wegen der Terrordrohungen geht es für sie auch darum, für positive Schlagzeilen zu sorgen. "Ich denke, dass das gesamte Land hinter uns stehen wird", sagte der Teamkapitän Johan van Herck.

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