Eishockey DEL: Unbekümmerte Jugend - Sturm fordert mehr Mut

Landshut · Bundestrainer Marco Sturm fordert schon lange, dass deutsche Eishockey-Talente in der heimischen Liga mehr Vertrauen bekommen sollen. Zum Saisonauftakt sorgen nun Youngster für Furore. Sturm geht der Umschwung aber nicht schnell genug.

 Baut auf den deutschen Eishockey-Nachwuchs: Bundestrainer Marco Sturm.

Baut auf den deutschen Eishockey-Nachwuchs: Bundestrainer Marco Sturm.

Foto: Arne Immanuel Bänsch

Eishockey-Bundestrainer Marco Sturm geht der bisherige Trend zur Jugend noch lange nicht weit genug.

Unbekümmert haben Talente wie der Mannheimer Moritz Seider (17) und der Düsseldorfer Stefan Reiter (22) ihre Chance zum Saisonstart in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) bislang genutzt und an den ersten vier Spieltagen auf sich aufmerksam gemacht. Sturm jedoch sorgt sich um die Zukunft der Nationalmannschaft als Aushängeschild nach dem sensationellen Silbergewinn von Pyeongchang und fordert von den DEL-Clubs mehr Mut, auf deutsche Talente zu setzen.

"Letztendlich sehe ich, was in der Nationalmannschaft rauskommt, und das ist momentan einfach Mangelware an jungen Spielern", sagte der 40 Jahre alte deutsche NHL-Rekordspieler der Deutschen Presse-Agentur. "Wir müssen in diesem Bereich ein bisschen mehr tun."

Sonst besteht keine Chance, in Zukunft den Platz unter den Top Acht der Weltrangliste zu verteidigen, kritisierte Sturm. Und sonst ist es unmöglich, die ehrgeizigen Ziele des Deutschen Eishockey-Bunds umzusetzen, ab 2026 regelmäßig um Medaillen spielen zu können. Wie schwierig der Umbruch ist und wie wenig Alternativen er hat, musste Sturm bei der vergangenen WM erkennen. In Dänemark verpassten die Deutschen ohne zurückgetretene Führungsspieler wie Christian Ehrhoff und Marcel Goc erstmals unter Sturm das Viertelfinale. Bei Olympia in Südkorea waren elf von 24 Olympia-Zweiten älter als 30.

Dass in der DEL durchschnittliche Spieler aus dem Ausland deutschen Talenten bislang Eiszeit und Kaderplätze wegnahmen, bemängelt auch der Kölner Silbergewinner Moritz Müller. Auch Müller sieht die Liga in der Pflicht, obwohl ab dieser Saison eine neue Regel gilt. Mindestens einen deutschen U23-Spieler müssen die Clubs im Kader haben, wollen sie mit 19 Feldspielern antreten. Bis zur Saison 2023/24 sind mindestens drei U23-Spieler im Aufgebot erforderlich.

Sturm reicht das nicht. "Man muss noch mal eine Regel schaffen", sagte er und drängt: "Ich würde mir wünschen, dass alles ein bisschen schneller geht. Wir können nur vorschlagen, nur helfen. Letztendlich ist es die Liga, die entscheidet." Gerade jetzt nach Olympia-Silber seien Reformen möglich und nötig, betont der DEB.

Nürnbergs Sportdirektor Martin Jiranek kritisiert die Regelung auch - aber aus anderer Perspektive mit anderem Problem: Es gäbe schlicht nicht genug deutsche Talente, auf die selbst der Playoff-Halbfinalist der Vorsaison zurückgreifen kann, prangerte Jiranek in der "Eishockey News an": "Denn wo soll man die Spieler dafür her holen, wenn viele junge Spieler bereits mit 18 für vier Jahre bei einem Top-Club unter Vertrag stehen und damit ausgeschlossen sind?"

Von der neuen Regelung scheinen allerdings auf den ersten Blick einige Talente zu profitieren. In Düsseldorf etwa überzeugte Stürmer Reiter (22). Im Angriff der Iserlohn Roosters erzielte Lean Bergmann (19), zuletzt in Schweden und den USA ausgebildet, in seinen ersten vier DEL-Spielen auf Anhieb drei Treffer.

Sturm schaute indes insbesondere auf die Rolle von Toptalent Seider (17) in Mannheim. "Es ist schön zu sehen, dass ihn die Mannheimer gut einsetzen mit viel Eiszeit", sagte Sturm. "Das zeigt für mich, dass die jungen Spieler bei uns in der Liga spielen können. Das ist das, was ich manchmal nicht verstehe." Verteidiger Seider, ebenfalls schon DEL-Torschütze, gilt jedoch als Ausnahmetalent und wird bereits als künftiger NHL-Spieler gehandelt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort