"Mannschaft des Jahres" Bodenständig und authentisch: Eishockey schlägt Fußball

Baden-Baden · Zum ersten Mal überhaupt wird ein Eishockey-Team "Mannschaft des Jahres". Bei Olympia punktete das Nationalteam mit dem Gewinn der Silbermedaille nicht nur auf dem Eis. Nun steht ein Umbruch an.

Am 25. Februar 2018 geschah Bemerkenswertes. Mindestens knapp vier Millionen Deutsche standen um fünf Uhr sonntags in der Früh auf, um ein Eishockeyspiel anzuschauen. Das hatte es seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben.

Das Team, das als erstes Eishockey-Team überhaupt am Sonntag zur "Mannschaft des Jahres" gekürt wurde, begeisterte die deutschen Fans und Sportinteressierten.

Es war nicht irgendein Spiel, es war das Olympia-Finale, in dem der Mannschaft von Trainer Marco Sturm gerade einmal 55,5 Sekunden zu einer der größten Sensationen der deutschen Sportgeschichte fehlten. Alleine die Teilnahme am Endspiel in Südkorea gegen die Olympischen Athleten aus Russland war schon eine große Überraschung, die die Fans rührte. "Wir sind nicht nur als eine Mannschaft zusammengewachsen. Ich denke auch, ganz Deutschland ist zusammengewachsen. Das werden wir als eine Mannschaft auch nicht vergessen", sagte Sturm ergriffen zum Triumph.

Die Wahl am Sonntag erlebte der 40-Jährige nur noch aus der Ferne mit. Im November ging Sturm als Co-Trainer zu den Los Angeles Kings in die NHL. Den notwendigen Umbruch im neuen Jahr muss ein neuer Bundestrainer gestalten, wahrscheinlich der Finne Toni Söderholm.

Schon nach Olympia traten wichtige Routiniers wie Christian Ehrhoff (36), Marcel Goc (35) und Patrick Reimer (36) zurück. Vor allem auch dieses Trio hatte nicht nur auf dem Eis Fachwelt und Öffentlichkeit verblüfft. Abseits der Spielfläche präsentierte sich die DEB-Auswahl als Gegenentwurf zur als unnahbar wahrgenommenen Fußball-Nationalelf, die wenige Monate später schon in der Vorrunde der WM scheiterte.

Alleine Ehrhoff und Goc verdienten in ihrer Zeit als NHL-Spieler teilweise deutlich mehr Geld als viele überdurchschnittlich gute Fußballer, gaben sich aber auch in der Öffentlichkeit sympathisch, bodenständig und authentisch und waren zudem erfolgreich. Sturm impfte seinem Team Glaube und Siegeswillen ein. Beides explodierte vor allem beim 4:3 gegen den großen Favoriten Kanada im Halbfinale, das von Experten als Jahrhundertspiel gewertet wurde.

"Dieses Turnier und diese Mannschaft werde ich mein Leben lang nicht vergessen", sagte Sturm nach dem olympischen Turnier. Die Silbermedaille von Pyeongchang war der größte Erfolg in der Geschichte des Deutschen Eishockey-Bundes.

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