Kommentar zum Scharapowa-Comeback Zeit zum Schämen

Meinung | BONN · Das Comeback von Maria Scharapowa ist das Thema beim Stuttgarter Tennis-Turnier. Dass die russische Weltklassespielerin eine Wildcard erhalten hat, ist umstritten. An diesem Mittwoch schlägt sie in Stuttgart wieder auf.

 Während ihrer Dopingbeichte am 7. März 2016 in Los Angeles: Maria Scharapowa.

Während ihrer Dopingbeichte am 7. März 2016 in Los Angeles: Maria Scharapowa.

Foto: dpa

Gut, dass Maria Scharapowa vor ihrem Comeback in einer stillen Ecke trainiert. Noch ist es Zeit zum Schämen für die 30-Jährige. Weil sie gedopt hat. Vor allem aber, weil sie das unmoralische Angebot von Wildcards für die Turniere in Stuttgart, Madrid und Rom annimmt.

Andere Spielerinnen müssen durch die Qualifikationsmühle, wenn sie – wie die Russin nach ihrer Sperre – keine vordere Platzierung in der Weltrangliste aufweisen. Der Dopingsünderin aber wird in Stuttgart das Sonderrecht gewährt, just am Tag nach dem Ablauf ihrer Sperre ins Turniergeschehen einzugreifen. Höchst verständlich ist der Aufschrei der Konkurrenz über den Freifahrtschein für Scharapowa. Das sei „respektlos“, urteilt Caroline Wozniacki. Recht hat sie.

Scharapowa hat ihre Strafe verbüßt und selbstverständlich ein Recht auf eine Rückkehr. Aber nicht darauf, sofort wieder ganz oben im Tenniszirkus einzusteigen, von wo sich die ehemalige Nummer eins der Weltrangliste selbstverschuldet verabschiedet hatte. Glaubwürdigkeit lässt sich nicht schlagartig wiedergewinnen – eine Voraussetzung ist Reue. Somit hätte ihr ein Verzicht auf die erstbeste fette Einnahmemöglichkeit gut zu Gesicht gestanden.

Das Stuttgarter Turnier ist der Verlockung höchster Medienpräsenz erlegen und hat eine Causa Scharapowa geschaffen. Dies wirft auch ein Zwielicht auf den Namenssponsor, der seit Jahren die Dienste der glamourösen Markenbotschafterin teuer einkauft – und sich zu ihr bekannte, nachdem die Entrüstungswelle abgeebbt war, die Scharapowas sportrechtlicher Regelverstoß ausgelöst hatte.

Es gibt Argumente dafür, dass der Autobauer aus Stuttgart glaubwürdiger ein paar Sponsoring-Millionen in den Anti-Doping-Kampf stecken könnte als die Zusammenarbeit mit der Russin fortzusetzen. Dessen ungeachtet ist die Art und Weise ihrer Rückkehr ein Akt der Unsportlichkeit. Er spiegelt einmal mehr die im Sportbusiness weit verbreitete Scheinheiligkeit.

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