Fragen und Antworten Wenn die Achillessehne reißt

Bonn · Risse der Achillessehne sind zwar eher seltene Verletzungen - verantwortlich sind meist schnelle Richtungsänderungen beim Sport -, doch wenn es zu einem Riss kommt, ist Geduld gefragt. Sportmediziner Jochen Müller-Stromberg erklärt Ursachen und Heilungschancen.

Wie kommt es zu einem Achillessehnenriss? Welche Kräfte wirken?
Achillessehnenrupturen sind in der Regel plötzlich auftretende Risse ohne Vorankündigung. Oft geschieht dies beim Sport durch eine schnelle Richtungsänderung. Am häufigsten und klassischerweise tritt diese Verletzung unter anderem beim Badminton, Fußball oder Handball auf. Die meisten Achillessehnenrisse zeigen sich laut Jochen Müller-Stromberg bei Männern im Alter zwischen 30 und 50 Jahren. Die Achillessehnenruptur kann aber auch durch die Einnahme von Medikamenten begünstigt werden, da dadurch das Bindegewebe der Sehne mitunter geschwächt wird. Bei einigen Medikamenten ist die Achillessehnenruptur eine bekannte Nebenwirkung, die im Beipackzettel ausgewiesen ist. In der Zeit der Einnahme sollte man auf genannte Sportarten verzichten. Risse der Achillessehne sind eher seltene Vorkommnisse und betreffen nur etwa zwei Prozent aller Sportverletzungen. In Deutschland sind dies laut Experten im Jahr etwa 20.000 Fälle. Die Kräfte, die zum Achillessehnenriss führen, sind in der Regel Zugkräfte durch die kräftige Wadenmuskulatur. Dadurch kommt es bei einer Überspannung zu einem Riss der Sehne. Oft sind diese Sehnen schon degenerativ vorgeschädigt, ohne dass aber zuvor Beschwerden bestanden.

Wie wird die Ruptur der Achillessehne diagnostiziert?
Die erste Diagnose erfolgt manuell. In der Regel ist oberhalb des Ansatzes zum Fersenbein eine „Lücke“ zu spüren. Zudem ist die betroffene Region nach kurzer Zeit meist erheblich geschwollen. Der Gang auf Zehenspitzen ist unmöglich. Bei einem akuten Verdacht wird der Thompson-Test durchgeführt: Der Patient bäuchlings auf einer Liege, der Arzt drückt die Wadenmuskulatur zusammen. Liegt keine Ruptur vor, streckt sich der Fuß fußsohlenwärts (Plantarflexion). Um die Diagnose abzusichern, wird mit Ultraschall untersucht. Sollte noch immer Unklarheit vorliegen, bringt die Magnetresonanztomografie (MRT) letzte Sicherheit. Eine Röntgen-Untersuchung ist bei Verdacht auf eine knöcherne Beteiligung sinnvoll.

Was wird bei der Operation gemacht?
Bei der Operation werden die ausgerissenen Sehnenenden wieder aneinander gefügt und mit speziellen Fäden und Knotentechniken vernäht. Ist eine starke Degeneration der Sehne gegeben, können zusätzlich noch weitere Verfahren angewendet werden, wie zum Beispiel der Einsatz von Sehnenplastiken, um die Sehnennaht zu verstärken. Dies ist jedoch nur selten erforderlich.

Wie sind die Heilungschancen?
Die Heilungschancen bei regelrechter Ausheilung sind laut den Experten sehr gut. Weit über 90 Prozent der Verletzungen heilen so gut ab, dass der Patient wieder zu seiner Sportart zurückkehren und sie problemlos ausüben kann. Die Rehabilitation nach einem operativen Eingriff sollte nicht zu aggressiv durchgeführt werden, da in den ersten Monaten sonst die Gefahr einer erneuten, also einer Re-Ruptur besteht. Aus diesem Grund ist ein ganz langsames Vorgehen und eine behutsame Wiedereingliederung in den Beruf sowie in den Sport erforderlich.

Welche Risiken gibt es?
Neben den allgemeinen Operationsrisiken können bei Operationen an der Achillessehne vor allem Wundheilungsstörungen auftreten. Die Region des Rückfußes ist in der Regel schlecht durchblutet. Das führt laut Chefarzt Dr. Müller-Stromberg zu einer vorzeitigen Degeneration des Sehnengewebes und kann damit leichter zu einem Riss führen. Bei operativen Eingriffen sei außerdem das Risiko einer Infektion größer.

Wir lange dauert es bis zur Rückkehr in den Sport?
In den ersten Wochen sollte laut Dr. Müller-Stromberg keine Physiotherapie durchgeführt werden, um keinen Zug auf die Sehne auszuüben. Nach Ausheilen der Sehne, was in der Regel in den ersten sechs Wochen geschehen ist, können normale Gehübungen erfolgen. Erst nach drei Monaten ist die Sehne so fest verheilt, dass gezielte krankengymnastische Übungen und Krafttraining begonnen werden können. Nach etwa sechs Monaten können wieder sämtliche Sportarten ausgeübt werden.

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