Rallye Gruppe B Wahnsinn auf vier Rädern

Vor 30 Jahren fand die letzte Rallye mit Gruppe-B-Autos statt. Die Boliden sind auch in der heutigen Zeit noch ein Mythos, obwohl sie viele Tote gefordert haben.

 Der Tod war allgegenwärtig: Sowohl Zuschauer als auch Fahrer und Beifahrer bewegten sich bei Gruppe-B-Rallyes oft am Limit, so wie hier Walter Röhrl mit Beifahrer Christian Geistdörfer in Portugal 1984.

Der Tod war allgegenwärtig: Sowohl Zuschauer als auch Fahrer und Beifahrer bewegten sich bei Gruppe-B-Rallyes oft am Limit, so wie hier Walter Röhrl mit Beifahrer Christian Geistdörfer in Portugal 1984.

Foto: Audi

Es ist ein kurzes Video im Internet, das den Moment festhält, der das endgültige Ende einer Motorsport-Ära besiegelt: Von einem Amateurfilmer aufgenommen, zeigt es den Tod von Henri Toivonen und seinem Beifahrer Sergio Cresto in einem Flammeninferno bei der Rallye Korsika im Mai 1986.

Sie waren aus nicht rekonstruierbaren Gründen von einer einsamen Straße abgekommen, der Lancia Delta S 4 daraufhin inmitten von Bäumen in Flammen aufgegangen.

Der Automobilsport-Weltverband FIA entschied daraufhin, die erst 1982 ins Leben gerufene Kategorie der Gruppe-B-Wagen nicht fortzuführen.

Dass die Rennserie noch heute Legende ist, obwohl sie zahlreiche Leben von Fahrern und Zuschauern gekostet hat, erklärt sich aus dem PS-Wahnsinn, den die Verantwortlichen damals auf vier Räder und die Fahrer dann auf die Rennpisten von Monte Carlo über Kenia bis nach Skandinavien brachten.

Einer der wenigen Fahrer, die die allradangetriebenen, teilweise mit Turboladern aufgerüsteten, ausschließlich auf Rallyesport getrimmten Boliden mit bis zu 550 PS und einer Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in unter 2,6 Sekunden auf Schotter überhaupt zähmen konnten, war der deutsche Walter Röhrl.

(Unvernünftige) Nähe zu den Zuschauern

Rallye Gruppe B
7 Bilder

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Die Aufnahmen des legendären Audi Sport quattro verdeutlichen den zweiten Grund, der die Faszination der Rennserie ausmacht, die längst zum Mythos geworden ist: Die (unvernünftige) Nähe zu den Zuschauern, die den Geschossen oft erst in letzter Sekunde den Weg freimachten.

Vor 30 Jahren, am 7. Dezember 1986, fand die letzte Rallye-Etappe der Gruppe B statt. Seitdem hat sich vieles geändert, vor allem in Sachen Sicherheit. Walter Röhrl, Weltmeister von 1982, sagt: „Rallye hat vieles verloren, was mal wichtig war. Rallye war einmal eine Prüfung von Mensch und Material auf Schnelligkeit, Zuverlässigkeit, auch auf Cleverness. Ich frage mich wirklich, wo – außer beim Vollgas-Geben – heute noch die Kunst liegen soll.“

Impressionen des Audi Quattro S1 bei der 1000-Seen-Rallye in Finnland:

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