Kommentar zum sportlichen Scheitern Sympathische Verlierer

Meinung · Ein Verlierer: Laut Duden-Online jemand, der in einem Wettkampf besiegt wird. Hört sich erst einmal niederschmetternd an. Die nüchterne Definition kann in ihrer Kürze aber nur unzureichend erfassen, was Verlieren eigentlich bedeutet.

Eddie „the Eagle“, die jamaikanische Bobmannschaft, die holländische Fußball-Nationalmannschaft – sie alle sind mehr oder weniger Verlierer.

Der kurzsichtige Michael Edwards gilt bis heute als der schlechteste Skispringer der Geschichte, erreichte bei den olympischen Winterspielen in Calgary 1988 gerade einmal 55 Meter. Für die jamaikanischen Bobfahrer war die Qualifikation für Olympia im selben Jahr bereits ein Erfolg. Und die holländischen Fußballer haben trotz dreimaliger Finalteilnahme in den Jahren 1974, 1978 und 2010 noch nie eine WM gewonnen.

Was löst das beim objektiven Betrachter aus? Auf gar keinen Fall Neid. Nicht einmal Mitleid. Die putzigen Verlierer wecken Sympathien. Das hat sie für die Sportwelt unverzichtbar – und berühmt gemacht. Über den Kurzflieger Eddie „the Eagle“ und die Jamaikaner gibt es bereits erfolgreiche Verfilmungen. Für die Holländer kann das ja noch kommen.

Auch in der Literatur – fernab des Sports – gibt es berühmte Verlierer. So enden die „bandes dessineés“ über den tapferen Gallier Astérix regelmäßig mit einem militärischen Fiasko für die Römer. Beim Leser bewirkt das nur eins: Julius Caesar und seine eigentlich kriegerisch eingestellten Gefolgsmänner wirken plötzlich possierlich, irgendwie drollig. Und so erobern sie nicht etwa – wie anfangs geplant – das gallische Dorf, sondern die Herzen der Leser. Kurz: Verlierer sind sympathisch.

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