Unzufriedenheit Storl sucht Weg aus Sackgasse: Trennung von Trainer Lang

Berlin · Eine spontane Entscheidung sei dies nicht, sagt David Storl. Mitten in der Saison hat sich der erfolgreichste deutsche Kugelstoßer nach mehr als zehn Jahren Zusammenarbeit von Trainer Sven Lang getrennt. Ein Zeichen seiner Unzufriedenheit.

 David Storl (l) trennt sich von seinem langjährigen Trainer Sven Lang.

David Storl (l) trennt sich von seinem langjährigen Trainer Sven Lang.

Foto:  Hendrik Schmidt

Bei Olympia versagt, bei der WM trotz guter Fitness gescheitert: Der zweimalige Kugelstoß-Weltmeister David Storl sucht in der überraschenden Trennung von seinem langjährigen Trainer Sven Lang den Weg aus der Sackgasse.

"Ich möchte neue Wege gehen, neue Impulse setzen, weil ich bei Olympia oder Weltmeisterschaften wieder auf dem Podium stehen möchte", sagte der Athlet von der SC DHfK Leipzig der "Freien Presse". "Ich habe mir schon die letzten zwei Jahre Gedanken gemacht", räumte der 27-Jährige ein.

Der Zeitpunkt der Entscheidung mitten in der Saison - Storl wird am Sonntag beim ISTAF in Berlin starten und hat sich auch für das Diamond-League-Finale in Brüssel qualifiziert - kommt dennoch sehr überraschend und lässt auf einen gewissen Grad der Verzweiflung beim bisherigen deutschen Vorzeige-Leichtathleten schließen.

Dass er seinen Coach mit seiner genau überlegten Entscheidung enttäuschte, kann indes niemanden überraschen. "Wenn Vertrauen und Ehrlichkeit keine Rolle mehr spielen, dann ist keine konstruktive Zusammenarbeit mehr möglich. Dann ist es die beste Lösung, sich zu trennen", bestätigte Lang, der über zehn Jahre mit Storl ein Erfolgsgespann bildete, der "Freien Presse".

Der Tag der Aufkündigung der Zusammenarbeit hängt mit dem Traditionsmeeting in Thum am vergangenen Freitag zusammen, das Storl nicht durch Trennungs-Schlagzeilen überschattet sehen wollte. Zwei Tage nach Platz zwei in Zürich hatte der Kugelstoß-Recke dort mit 21,42 Metern den Meeting-Rekord nur um sieben Zentimeter verfehlt.

Der Leitende Direktor Sport im DLV, Idriss Gonschinska, war in die Trennungs-Diskussion einbezogen, in denen die "veränderte Betreuungssituation" deutlich geworden sei. Derzeit liefen die Gespräche, wer Storls neuer Trainer wird, bestätigte Gonschinska in einer Erklärung und unterstrich, dass Lang weiter als Bundestrainer "die Disziplinentwicklung des Kugelstoßbereiches" verantworten werde.

Der Coach bemängelte indes, dass Storl und er bei der Auswertung der Saisonergebnisse "grundverschiedener Auffassung" gewesen seien. Auffällig war, dass Storl bei der WM in London schon beim Einstoßen für das Finale die 22-Meter-Marke kratzte, sich dann aber in den entscheidenden Minuten zunächst unerklärliche technische Probleme einschlichen und er als Zehnter mit 20,80 Metern enttäuschte. "Das war einfach ein Scheiß-Wettkampf", fluchte Storl.

Gerade wegen der psychosomatischen Probleme hatte sich Storl in dieser Saison zu dem überraschenden Schritt entschlossen, Matthias Große, den Lebensgefährten von Eisschnelllauf-Olympiasiegerin Claudia Pechstein, als Mental-Motivator zu verpflichten. "Kein Kommentar", hieß es am Montag von Große auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur zur Trennung Storls von seinem Coach. Große wird Storl nun am Sonntag beim ISTAF im Olympiastadion mit einer Trainer-Akkreditierung betreuen. Es ist kein Geheimnis, dass Sven Lang die Verbindung des 125-Kilo-Mannes zu Große stets beargwöhnt hatte.

Storl äußerte unterdessen Verständnis für den Unmut seines Ex-Trainers: "Ich wäre auch enttäuscht. Und ich werde nicht vergessen, was ich Herrn Lang zu verdanken habe, was wir erreicht haben. Aber letztendlich will ich mir nicht irgendwann vorwerfen, nicht alles versucht zu haben."

Bei der WM 2011 in Daegu hatte sich Storl dank Lang mit 21 Jahren zum jüngsten Kugelstoßweltmeister der Geschichte gekrönt. Zwei Jahre später holte der dreimalige Europameister in Moskau seinen zweiten WM-Titel, gewann 2012 in London Olympia-Silber und wurde 2015 in Peking Vize-Weltmeister. Danach war der Sachse - auch wegen heftiger Knieprobleme - nicht mehr an seine Spitzenleistungen herangekommen.

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