Eishockey Krise bei den Kölner Haien

Köln · Nur zwei Siege aus den jüngsten sieben Partien und merkwürdig leblose Auftritte der Mannschaft: Es ist Herbst und die Kölner Haie stecken in der Deutschen Eishockey Liga mal wieder in einer handfesten Krise.

Nach dem 2:3 am Sonntag in Bremerhaven steht der KEC in etwa dort, wo Cory Clouston ihn im Januar 2016 als Trainer vom erfolglosen Niklas Sundblad übernommen hat. Gut möglich, dass der Kanadier in der zehntägigen Länderspielpause bis zum Heimspiel gegen Krefeld (15.11.) seine Koffer packen muss. Doch nicht nur Clouston steht in der Kritik, die Gründe für die Krise sind überall im Club zu finden.

Die Mannschaft

Der neu zusammengestellte Kader hat in Mannheim (6:2), in Ingolstadt (6:1) oder gegen Wolfsburg (5:1) gezeigt, welches Potenzial in ihm steckt. Allerdings hat die Mannschaft ihr Leistungsvermögen nach gutem Saisonstart immer seltener und zuletzt gar nicht mehr gezeigt. Es ist offensichtlich, dass nicht das ganze Team hinter Trainer Clouston steht und auch, dass nicht das ganze Team an einem Strang zieht. Die deutschen Stars wie Felix Schütz, Philip Gogulla, Kai Hospelt, Moritz Müller oder Christian Ehrhoff spielen ebenso unter Form, wie die ausländischen um den derzeit verletzten Torwart Gustaf Wesslau, Shawn Lalonde, Frederik Eriksson oder Ryan Jones. Obwohl Cory Clouston als ausgewiesener Eishockey-Fachmann gilt, folgt die Mannschaft keinem erkennbaren Plan oder will ihm nicht mehr folgen.

Der Trainer

Als Cory Clouston nach Köln kam, hat er den Haien Struktur gegeben, sie in die Playoffs und dort bis ins Halbfinale geführt. Seine wenig kommunikative Art und sein Starrsinn haben dann schon vergangene Saison zu erheblichen Problemen geführt haben. Schon im Oktober soll sich Clouston mit seinem Starspieler Patrick Hager überworfen haben. Hager kritisierte offen das Spielsystem des Trainers, forcierte dann bis November seinen Wechsel nach München, bevor das Problem in schlechten Leistungen und dem Rauswurf des Nationalstürmers im Playoff-Viertelfinale gegen Wolfsburg gipfelte. Im Sommer soll es dann neben Hager einige andere abwanderungswillige Haie-Profis gegeben haben. Der angepeilte Neustart mit einer neuen Mannschaft in dieser Saison gelang nur bis Anfang Oktober. Bislang hat Clouston als Alleinverantwortlicher keine Lösungen für die sportliche Krise gefunden.

Der Sportdirektor

Mark Mahon hat eine gute Mannschaft zusammengestellt, ist als Typ umgänglich und zuvorkommend. Allerdings bildet der Kanadier im sportlichen Bereich kein Regulativ zu Cory Clouston, der deshalb nach Belieben schalten und walten kann. Und in der Öffentlichkeit hält sich der Haie-Sportdirektor lieber zurück, als die unangenehmen Dinge offen anzusprechen. Eines ließ er sich allerdings entlocken: „Ich halte einen Trainerwechsel für den völlig falschen Schritt.“

Die Geschäftsstelle

Frank Gotthardt hat durch die Demission von Geschäftsführer Peter Schönberger wie gewünscht erreicht, dass sich die Geschäftsstelle aus sportlichen Fragen heraushält. Der Hauptgesellschafter ist danach öffentlich nicht mehr in Erscheinung getreten und hat auch keinen genauen Plan für die Zukunft der Haie offenbart. Schönbergers Nachfolger Oliver Müller konzentriert sich ausschließlich um das Marketing des Clubs. Überhaupt scheint in dieser Saison bei den Haien der Erfolg im Marketing über dem sportlichen Erfolg zu stehen. Dem Vernehmen nach soll es intern schon zu erheblichen Spannungen zwischen Müller und seinen Mitarbeitern gekommen sein. Eine seine ersten Amtshandlungen war etwa die Entlassung von Geschäftsstellenleiterin Simone Akin, die seit einem Jahr bei den Haien und davor zwölf Jahre in Krefeld tätig war. Die Haie haben diese Personalie bis heute nicht kommuniziert, was insgesamt ins Bild der nahezu spärlich gewordenen Öffentlichkeitsarbeit passt.

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