Nach Erfolg in Nürnberg Gute Stimmung bei den Kölner Haien

Nürnberg · Faxen im Kabinentrakt und Hühnchen mit Gemüse. Die Stimmung bei den Kölner Haien hätte am Mittwochabend nach dem 4:1-Sieg im ersten Spiel der Playoff-Viertelfinalserie bei den Nürnberg Ice Tigers kaum besser und lockerer sein können.

1:0 in dem auf maximal sieben Partien angesetzten Duell in Führung gegangen, den favorisierten Franken zum Auftakt der Serie das Heimrecht abgenommen und taktisch ein dickes Ausrufezeichen gesetzt: Der Plan von Haie-Coach Peter Draisaitl war vor rund 6500 Zuschauern in der Nürnberger Arena aufgegangen.

„Wir haben kompakt im Fünfer-Block gearbeitet und sehr gut verteidigt. Es tut gut, in der Serie 1:0 in Führung zu gehen“, lobte Draisaitl sein Team. Seine Spieler hatten die Vorgaben des 52-Jährigen nahezu perfekt umgesetzt und die Ice Tigers so vor eigenem Publikum erst frustriert und dann hilflos aussehen lassen. „Die Mischung aus taktischer Disziplin und Kampfgeist hat den Ausschlag gegeben. Wir haben es geschafft, die Scheibe immer wieder gut durch die neutrale Zone zu bringen“, freute sich KEC-Sportdirektor Mark Mahon.

Den Kölnern kam außerdem zugute, dass ihre drei Olympiateilnehmer auf dem stabilen, taktischen Gerüst zur Bestform aufliefen. Kapitän Christian Ehrhoff erzielte nach Nichals Tops Ausgleich (10.) das wichtige 2:1 kurz vor Ende des ersten Drittels und bereitete zwei weitere Tore vor. Felix Schütz traf zum 1:0 (3.) und 4:1 (60.) und legte Ehrhoff das 2:1 auf (20.). Moritz Müller gab die Vorlage zum 4:1 und verteidigte mit der Souveränität und dem Selbstbewusstsein eines Silbermedaillengewinners. Auch deshalb kompensierte der junge Dominik Tiffels an seiner Seite den Ausfall von Frederik Eriksson, als wäre es eine Selbstverständlichkeit. Von Playoff-Nervosität war bei dem 22-Jährigen jedenfalls nichts zu sehen. „Wir haben kaum Fehler gemacht, sind über 60 Minuten als Einheit aufgetreten und haben die Tore zum richtigen Zeitpunkt erzielt“, erklärte Christian Ehrhoff. Erfolgreiches Eishockey kann so einfach sein.

Mit Spielidee und Auftreten raubten die Kölner den Ice Tigers die Illusion von einem gelungenen Playoff-Auftakt vor den eigenen Fans. Die Nürnberger ließen sich inklusive ihres Trainers Rob Wilson leicht aus der Fassung bringen, verschwendeten so viel Energie abseits des Spielgeschehens und enttäuschten insbesondere offensiv. „Es ist uns gelungen, sie zu provozieren. Ich denke, Nürnberg liegt uns“, gab Sebastian Uvira schmunzelnd Einblick in ein weiteres Detail der Haie-Strategie.

Der in die dritte Reihe und durch Justin Shuggs Ausfall ins Powerplay aufgerückte Stürmer besorgte das entscheidende 3:1 (30.), als er von der Strafbank kam und eine Ehrhoff-Vorlage eiskalt verwertete. Es blieb übrigens die einzige Strafzeit des KEC im gesamten Spiel. Ein weiteres Indiz für den disziplinierten Auftritt.

So kamen die Hausherren nach Uviras 3:1 nur noch zu einer Torchance durch Yasin Ehliz in Unterzahl (38.). „Das dritte Drittel sah vielleicht etwas passiv von unserer Seite aus, war taktisch aber perfekt“, sagte Mark Mahon. Peter Draisaitl entlockte das Defensivspiel vor dem souveränen Torwart Gustaf Wesslau (97,30 Prozent Fangquote/36 Saves) seines Teams ein Extralob: „Das war diese Saison unser bisher bestes Drittel hinter der Scheibe.“

Dann widmete sich der Haie-Coach erst seinem Hühnchen und dann der Vorbereitung auf Spiel zwei der Serie am Donnerstagabend (19.30 Uhr, LanxessArena). Neben der Taktik dürfte entscheidend sein, welches der beiden Teams mit den Strapazen von zwei Partien innerhalb von 24 Stundenbesser zurechtkommt. In der Vorbereitung wählten Nürnberger und Kölner jedenfalls einen anderen Ansatz. Während die Haie direkt nach dem Spiel in einen Charterflieger Richtung Heimat stiegen, fuhren die Ice Tigers am Donnerstag um 9 Uhr mit dem ICE 726 nach Deutz, wo sie um 12.45 Uhr und nicht allzu gut gelaunt eintrafen.

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