Kommentar zu Handball-Nationalmannschaft Am Lagerfeuer

Meinung | KÖLN · Die deutschen Handballer entfachen bei der WM Begeisterung im Land. Nun gilt es, daraus etwas Nachhaltiges für die Sportart zu entwickeln. Ein Kommentar von GA-Redakteur Gert auf der Heide.

 Dank an die Fans: Deutschlands Handballer jubeln mit Fabian Wiede, Hendrik Pekeler, Jannik Kohlbacher, Kai Häfner und Torwart Andreas Wolff (von links).

Dank an die Fans: Deutschlands Handballer jubeln mit Fabian Wiede, Hendrik Pekeler, Jannik Kohlbacher, Kai Häfner und Torwart Andreas Wolff (von links).

Foto: dpa

Wenn Alt-Philologen plötzlich über die Vorzüge der 3:2:1- gegenüber der 5:1-Deckung schwadronieren, Söhne später mal Fabian Wiede werden wollen und sportabstinente Ehefrauen „den Prokop so süß finden“, dann ist etwas passiert mit dem Handball. In gewisser Weise hat er seine Grenzen gesprengt und Menschen erreicht, die ihn sonst ignorieren. Täuscht nicht alles, ist das der Nationalmannschaft durch ihre sympathischen und vor allem erfolgreichen Auftritte bei der WM im eigenen Land gerade gelungen.

Handball ist eigentlich ein regionales Phänomen. Gewinnt der THW Kiel die Champions League, flaut das Interesse südlich von Hamburg deutlich ab. Das geht allen Mannschaftssportarten so, außer dem Fußball. Will der Handball auch mal Lagerfeuer sein, also große Teile des Landes versammeln, klappt das nur über die Nationalmannschaft.

Man weiß allerdings: Die Begeisterung der Laufkundschaft ist flüchtig. Ein schlechtes Turnier – und es gibt jedes Jahr eine EM oder WM –, dann wenden sich die Teilzeit-Handballer wieder ab. Hin zur nächsten außergewöhnlichen Leistung in einer anderen Sportart. Um aus dieser WM etwas Nachhaltiges zu machen, müssen die Handballer deshalb jetzt handeln. Unmittelbar nach dem Finale am Sonntag.

Sich fester in der Bevölkerung zu verankern, also vor allem mehr Nachwuchs zu gewinnen, ist teuer. Es braucht Köpfe, Konzepte und Kreativität. Weil irgendetwas oder alles fehlte, ist schon manche Chance vertan worden. Dabei sind Mitglieder doch die einzige Existenzberechtigung von Verbänden. Die „Höhner“ würden singen: Wenn nicht jetzt, wann dann.

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