Der Weg nach Rio „Ich bin einfach nur superhappy“

Ostrau · Konstanze Klosterhalfen aus Königswinter-Bockeroth läuft in Ostrau persönliche Bestzeit über 1500 Meter und schafft die Olympia-Norm.

 Die derzeit dominierende deutsche Mittelstrecklerin ist erst 19 Jahre alt und kommt aus Königswinter: Konstanze Klosterhalfen.

Die derzeit dominierende deutsche Mittelstrecklerin ist erst 19 Jahre alt und kommt aus Königswinter: Konstanze Klosterhalfen.

Foto: picture alliance / dpa

Als erste deutsche Mittel- und Langstrecklerin hat Konstanze Klosterhalfen die Olympianorm erfüllt. Die 19-Jährige aus Königswinter-Bockeroth gewann am Freitagabend im tschechischen Ostrau das 1500-Meter-Rennen beim World-Challenge-Meeting in persönlicher Bestzeit von 4:06,91 Minuten.

„Es ist doch Wahnsinn, dass ich sozusagen im gleichen Wettbewerb bin, wie Usain Bolt“, dachte Konstanze Klosterhalfen am Freitagmorgen. Etwas schüchtern und heimlich machte sie beim Frühstück im Athletenhotel in Ostrau ein Foto vom 100-Meter-Weltrekordler. Abends stand sie wie der sechsfache Olympiasieger ganz oben auf dem Siegerpodest des Golden-Spike-Meetings und bekam ein Bild mit Bolt: zwei Sieger nebeneinander.

Etwas nervös, beeindruckt, aber trotzdem fokussiert ging Klosterhalfen in ihr erstes Rennen bei einem Weltklasse-Sportfest im Ausland. Nachdem bekanntgegeben wurde, dass die beiden Tempomacherinnen die ersten 400 Meter in 66 Sekunden anlaufen sollten, habe sie nur gedacht: „Da lauf ich mit.“

Doch als die Uhr nach der ersten Runde 1:03,37 Minuten zeigte, war außer Klosterhalfen niemand mehr dabei. „Wir sind mit der Einstellung, ein Rennen haben zu wollen nach Ostrau gefahren. Dass die Konkurrenz so weit hinter Konstanze läuft, hätte ich nicht gedacht“, zeigt sich Trainer Sebastian Weiß überrascht, dass sein Schützling zeitweise 15 Meter vor dem Feld herlief.

Sich an die Tempomacherinnen zu hängen, war aber genau die richtige Entscheidung. Die Olympianorm (4:07,00) sei ihr aber erst 200 Meter vor dem Ziel wieder in den Sinn gekommen, erzählt Klosterhalfen: „Ich habe die Uhr gesehen und dachte: Wenn ich jetzt alles gebe, könnte es klappen.“

Dass sie neun Hundertstelsekunden unter der geforderten Zeit blieb, überraschte sie aber nicht so sehr. Immerhin war sie bei ihrem U-20-Hallen-Europarekord im Winter in 4:08,38 Minuten nur knapp 1,5 Sekunden langsamer. Die große Überraschung war der Sieg: „Ich war einfach so glücklich, ich kann es gar nicht beschreiben. Die Atmosphäre war so toll.“

Trotzdem: Mit der Olympianorm und der wahrscheinlichen Teilnahme an den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro (das letzte Wort bei der Nominierung hat der DOSB) geht ein Traum für Klosterhalfen in Erfüllung. „Es ist irgendwie komisch. Dass es zu den Olympischen Spielen geht, ist noch nicht so ganz bei mir angekommen“, sagt sie.

Obwohl natürlich auch für die Europameisterschaften qualifiziert, werde Klosterhalfen im Juli in Amsterdam wahrscheinlich nicht starten, erklärt Weiß. Aber die schon vor der Saison angepeilte Medaille bei der U-20-Weltmeisterschaft in Polen (19. bis 24. Juli) stehe weiter auf dem Plan.

Am kommenden Freitag geht es aber erst einmal in Deutschland, beim Meeting in Dessau weiter. „Die Zeit stabilisieren und vielleicht noch etwas drauflegen. Ich traue ihr noch mehr zu“, sagt Trainer Weiß. Druck verspürt Klosterhalfen als zurzeit dominierende deutsche Mittelstrecklerin angesichts der unvermeidlichen Favoritenrolle aber nicht: „Ich bin einfach nur superhappy.“

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