Mitgliederversammlung Konvent mit Brisanz: Denkzettel für DOSB-Chef Hörmann?

Frankfurt/Main · Es rumort im Deutschen Olympischen Sportbund: Präsident Alfons Hörmann dürfte sein Amt wohl behalten. Allerdings muss er bei der Mitgliederversammlung mit spürbarem Gegenwind rechnen.

 Alfons Hörmann wird wohl im Amt bestätigt, muss aber bei der Mitgliederversammlung mit einem Denkzettel rechnen.

Alfons Hörmann wird wohl im Amt bestätigt, muss aber bei der Mitgliederversammlung mit einem Denkzettel rechnen.

Foto:  Friso Gentsch

Die Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) am Samstag in Düsseldorf birgt Brisanz wie selten zuvor.

Eine Opposition aus dem Kreis der Spitzenverbände hatte die Wiederwahl von DOSB-Präsident Alfons Hörmann verhindern wollen, war mit dem Aufstand aber aus Mangel an einem Gegenkandidaten gescheitert. Die Bestätigung des 58-jährigen Unternehmers im Amt gilt deshalb als sicher. Allerdings muss er bei der Wahl mit einem Denkzettel rechnen.

"Dass nach den intensiven Jahren und wichtigen Reformen an der einen oder anderen Stelle Enttäuschungen entstehen, ist unvermeidbar", sagte Hörmann. So ein umfangreicher Prozess wie die Spitzensportreform bringe naturgemäß Unzufriedenheit mit sich. "Insofern lasse ich einfach auf mich zukommen, wie das Ergebnis aussieht. Ich hoffe aber, dass das, was sich bisher als Stimmungslage und Wohlwollen abzeichnet, bei der Wahl für das Präsidiumsteam ersichtlich wird."

Dass es auf offener Bühne zu einer Kontroverse mit seinen Kritikern kommen wird, die ihm zuweilen einen unangemessenen Umgang mit Verbandskollegen vorwerfen, ist unwahrscheinlich. Dennoch rumort es im Dachverband. "Unmut ist zweifellos vorhanden, wenn auch nicht bei jedem Verband und Präsidenten", sagte Dagmar Freitag (SPD), Vorsitzende des Sportausschusses im Bundestag. "Man hätte sich auch eine andere Konstellation an der Spitze des DOSB vorstellen können."

Auch der scheidende Sprecher der Spitzenverbände, Siegfried Kaidel, macht viel Unmut aus. "Ich glaube, dass es viele sehr unterschiedliche Meinungen im DOSB gibt", sagte der Präsident der Ruderer, der selbst mit Hörmann im Zuge der Entwicklung der Reform das eine oder andere Mal aneinander geraten war.

Nachdem die Grundpfeiler der Leistungssportreform gesetzt worden sind, die praktische Umsetzung beginnen kann und der Bund dafür die Sportfördermittel 2019 um rund 70 Millionen auf 235 Millionen Euro erhöht, sieht Hörmann aber die Voraussetzung für einen Stimmungswandel gegeben. "Freude wird entstehen, wenn wir alle erkennen können, dass sich die Reform im Sinne der Athleten bewährt", meinte er. Allerdings erwarte er, dass noch "eine Olympiade plus X ins Land" gehen werde, "bis das neue System vollumfänglich so greift, wie man es sich vorstellt" - nämlich mehr sportlichen Erfolg und Medaillen bringt.

Beim weiteren Vorantreiben der Reform kann Hörmann auf die Unterstützung von Bundesinnenminister Horst Seehofer bauen, der erstmals bei einem DOSB-Konvent sprechen wird. Die Zusammenarbeit mit dem CSU-Politiker habe bisher ebenso "hervorragend funktioniert wie mit dem Vorgänger. "Wir haben über Jahre mit Thomas de Maizière perfekt zusammengearbeitet. Und wir tun es jetzt mit Horst Seehofer", betonte Hörmann. Ein Wegbegleiter wird de Maizière wohl auch bleiben, der in Düsseldorf zum Vorsitzenden der neuen Ethik-Kommission gewählt werden soll.

Bei den Wahlen zum Präsidium wird es zu einigen Neubesetzungen kommen. Die frühere Hockey-Nationalspielerin Uschi Schmitz soll neue Vizepräsidentin Leistungssport werden und dem blassen Judo-Olympiasieger Ole Bischof nachfolgen. Als neue Vizepräsidenten für Breitensport sowie für Finanzen sind Andreas Silbersack und Kaweh Niroomand vorgeschlagen worden.

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