Tennis Kerber beißt sich in Melbourne durch - Herren schwach

Melbourne · Fast hätte Angelique Kerber in Melbourne wieder ein böses Erwachen erlebt. Doch mit Kampf und Glück kam die deutsche Nummer eins weiter. Erfolgreich waren auch Sabine Lisicki und Julia Görges. Die deutschen Herren verpassten dagegen Überraschungen.

 Angelique Kerber hat sich den Sieg über die Japanerin Misaki Doi redlich erkämpft.

Angelique Kerber hat sich den Sieg über die Japanerin Misaki Doi redlich erkämpft.

Foto: Mast Irham

Angelique Kerber ließ sich nach ihrem Zittersieg erschöpft und erleichtert in den Sessel fallen, Sabine Lisicki verließ nach ihrem Auftakterfolg beschwingt die Anlage.

Die deutschen Tennis-Damen haben am zweiten Tag der Australian Open gleich als Sextett die zweite Runde erreicht, vor allem Kerber musste für ihr Weiterkommen aber erst einmal die Dämonen der Vergangenheit besiegen. "Ich habe das Spiel vom letzten Jahr noch gespürt, war total verkrampft", sagte die deutsche Nummer eins nach ihrem hart erkämpften 6:7 (4:7), 7:6 (8:6), 6:3 gegen die Japanerin Misaki Doi.

Dabei hatte die Kielerin im Tiebreak des zweiten Durchgangs sogar einen Matchball gegen sich, drehte einen Tag nach ihrem 28. Geburtstag aber mit großer Willensstärke die Partie. "Mein Kampfeswille war der Schlüssel zum Sieg", sagte Kerber.

Im vergangenen Jahr war die Weltranglisten-Sechste in Melbourne bereits in der ersten Runde gescheitert, überhaupt lieferte Kerber bei den vier Grand Slams 2015 enttäuschende Resultate ab und kam nicht einmal über die dritte Runde hinaus. Diese Saison soll nun alles besser werden, mit der Aussage, es bei den großen Turnieren "krachen lassen" zu wollen, hatte sie sich selbst unter Druck gesetzt.

Anfangs sah es gegen Doi so aus, als würde Kerber ihren großen Worten Taten folgen lassen. Sie führte schnell mit 4:0 und hatte die Partie gegen die Asiatin im Griff. "Aber dann war plötzlich mein Rhythmus völlig weg und ich habe die Bälle wieder nur reingespielt", analysierte Kerber.

Aber irgendwie bekam sie ihre Nerven wieder in den Griff und ließ sich auch von leichten Rückenproblemen nicht stoppen. "Jeder hat während eines Grand Slams ein schlechtes Spiel, ich hatte es gleich zu Beginn", sagte Kerber. Um vor dem Zweitrunden-Duell gegen die Rumänin Alexandra Dulgheru am Donnerstag endgültig wieder positive Gedanken zu haben, will sie sich einfach ein Video von einem ihrer guten Spiele anschauen. Und dann vor allem relaxen. "Ich würde am liebsten gleich sitzen bleiben", sagte Kerber nach der Presserunde.

Ihre Fed-Cup-Kollegin Sabine Lisicki musste beim 6:4, 6:4 gegen die Tschechin Petra Cetkovska deutlich weniger Aufwand betreiben. "Ich bin sehr zufrieden", sagte die Berlinerin, die seit den US Open wegen einer Knieverletzung vier Monate hatte pausieren müssen. "Daher war ich heute ein bisschen nervös", gestand Lisicki, die zu Beginn des Jahres beim Hopman Cup alle drei Partien verloren hatte. "Das war natürlich frustrierend. Ich weiß aber, dass es ein Prozess ist und ich glaube daran - auch wenn ich nicht so geduldig bin."

Außer Kerber und Lisicki schafften auch Julia Görges (6:3, 6:4 gegen Andreea Mitu aus Rumänien), Annika Beck (6:0, 6:3 gegen Priscilla Hon aus Australien), Tatjana Maria (6:4, 6:3 gegen die Bulgarin Olga Goworzowa) und Laura Siegemund (6:4, 7:5 gegen die Niederländerin Kiki Bertens) den Sprung in die zweite Runde, die am Montag bereits Anna-Lena Friedsam erreicht hatte. Von den zehn gestarteten deutschen Damen sind daher nur Andrea Petkovic, Mona Barthel und Carina Witthöft raus.

Die Bilanz bei den Herren fällt dagegen wieder deutlich schlechter aus. Aus einem Quintett blieb nur Qualifikant Daniel Brands über. Das Aus kam am Dienstag dagegen für Zukunftshoffnung Alexander Zverev. Der Weltranglisten-Zweite Andy Murray war für den Hamburger beim 6:1, 6:2, 6:3 eine Nummer zu groß. Lediglich im letzten Satz konnte Zverev mithalten. "Gegen viele andere Gegner hätte ich so gewonnen", sagte Zverev. Von Murray gab es ein dickes Lob. "Er ist einer der besten jungen Spieler auf der Tour und wird noch lange dabei sein."

Chancenlos war Qualifikant Peter Gojowczyk beim 4:6, 4:6, 2:6 gegen den Spanier David Ferrer. Auch Benjamin Becker schied durch ein 1:6, 3:6, 6:2, 2:6 gegen Dudi Sela aus Israel aus. Für die erste große Überraschung des Turniers sorgte der Spanier Fernando Verdasco, der seinen an Nummer fünf gesetzten Landsmann Rafael Nadal mit 7:6 (7:5), 4:6, 3:6, 7:6 (7:4), 6:2 bezwang. Bei den Damen schied die an Nummer zwei gesetzte Simona Halep gegen die chinesische Qualifikantin Zhang Shuai mit 4:6, 3:6 aus.

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