Nach WM-Stress Heintz hat wieder Spaß am Schwimmen: "Fass war voll"

Glasgow · Bei der Schwimm-EM will Philip Heintz mit Spaß angreifen. Die Probleme der WM des letzten Jahres sind ausgeräumt. Die Europameisterschaften in Glasgow vor der Brust denkt der Lagenspezialist jedoch auch schon an die etwas fernere Zukunft.

 Hat wieder Spaß im Becken: Schwimmer Philip Heintz.

Hat wieder Spaß im Becken: Schwimmer Philip Heintz.

Foto: Klaus-Dietmar Gabbert

Die Freude ist zurück. Gold, Silber oder Bronze soll her und einen Rekord will er auch brechen. Lagenspezialist Philip Heintz ist ein Jahr nach seinem enttäuschenden siebten Platz bei der WM die sportliche Aufbruchstimmung anzumerken.

"Ich habe wieder Spaß daran, im Wasser zu sein", sagt der 27-Jährige und erklärt mit Blick auf die EM in Glasgow selbstbewusst: "Ich habe mir eine Medaille vorgenommen. Ich denke, dass ich in der Lage bin, meinen deutschen Rekord zu brechen."

Die Körpersprache ist eine andere als bei den Weltmeisterschaften in Budapest im Juli 2017, zu denen Heintz als Weltjahresbester angereist war. Heintz lächelt viel, wirkt aufgeräumt. "Vor der WM hatte sich mental viel angestaut", erklärt der Heidelberger. "Das Fass war schon voll, bevor ich dahin gefahren bin. Da hat nichts mehr reingepasst."

Der meinungsfreudige Athlet war mit dem Qualifikationszeitpunkt bei den deutschen Meisterschaften rund fünf Wochen vor dem Saisonhöhepunkt nicht einverstanden, ärgerte sich über Chefbundestrainer Henning Lambertz. Das zu verdrängen, sich einfach aufs Schwimmen zu konzentrieren, war nicht mehr möglich.

Der Qualifikationsmodus des Deutschen Schwimm-Verbands (DSV) ist nun ein anderer. Drei Monate hatten die Sportler Zeit, sich für die EM zu qualifizieren. "Das kommt mir sehr entgegen", sagt Heintz. Und die Probleme mit Lambertz? Die sind ausgeräumt. "Wir sind jetzt wieder soweit, dass wir höchstprofessionell miteinander arbeiten können." Nach der WM habe man viele Gespräche geführt und festgestellt, dass man jahrelang aneinander vorbei geredet habe. "Jetzt ist das Fass komplett leer."

Zur Entspannung trug zudem eine ungewohnte Auszeit bei. "Nach der WM habe ich zehn Tage komplett Urlaub gemacht und war surfen", sagt Heintz. Für ihn war es der erste Urlaub seit 2012. Danach habe er sich wieder gut motivieren können.

Mit vollem Akku kann das Lagen-Ass einiges erreichen. Das sieht auch Lambertz so. "Philip Heinz hat die Qualität, international Medaillen zu gewinnen." Mit Blick auf den ehemaligen deutschen Schwimm-Star Paul Biedermann, der nach Olympia in Rio den Janeiro 2016 seine Karriere beendet hatte, sagt der Chefbundestrainer über Heintz: "Er kann auch so ein Vorbild sein wie Paul."

Große Fußstapfen wären das, nun steht für Heintz aber erstmal die EM an. Ob es tatsächlich für eine Medaille reicht, zeigt sich am Sonntag und Montag. Dann steht seine Paradestrecke 200 Meter Lagen auf dem Programm. Im Hinterkopf hat er schon die Olympischen Spiele 2020. "Oberstes Ziel ist Tokio", sagt Heintz. Eine EM-Medaille sei ein "Nebenziel". Aber das sei ja kein Problem: "Das eine schließt das andere ja nicht aus." Sein deutscher Rekord steht bei 1:55,76 Minuten.

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