Prüfung bestanden Hannibal Weitzmann überzeugt bei den Kölner Haien

Köln · Bei der knappen 0:1-Niederlage gegen Mannheim im ersten Playoff-Halbfinale überzeugte Back-up-Goalie Hannibal Weitzmann. Die Haie starten mit viel Zuversicht in die zweite Begegnung.

Hannibal Weitzmann hatte gut gegessen und ausgezeichnet geschlafen. Vor allem die unproblematische Mittagsruhe im Hotel gab dem Back-up-Goalie der Kölner Haie ein gutes Gefühl für die Aufgabe, die am Abend auf ihn wartete. „Da wusste ich, dass ich nicht zu nervös sein werde und es gut laufen würde“, berichtete der 23-Jährige. Dabei wäre es nur allzu nachvollziehbar gewesen, dass ihm etwas die Flatter geht. Immerhin hatte Weitzmann erst am Dienstagmorgen um 9 Uhr erfahren, dass er im ersten Spiel der Playoff-Halbfinalserie um die deutsche Eishockey-Meisterschaft bei den Adlern Mannheim den erkrankten Gustaf Wesslau im KEC-Tor zu vertreten hatte.

Als die 60 Minuten gespielt waren, kürte die Deutsche Eishockey Liga (DEL) Weitzmann als besten Kölner Spieler der Partie. Zu Recht, denn der im Kölner Nachwuchs ausgebildete Goalie hatte eine famose Playoff-Premiere aufs Eis gelegt und den Haien bei der unglücklichen 0:1-Niederlage bis zur letzten Sekunde die Chance gegeben, das Spiel noch zu drehen. „Ich habe nichts anderes erwartet“, sagte Teamkollege Fabio Pfohl so selbstverständlich, dass kein Zweifel übrig blieb.

Dabei wären Zweifel berechtigt gewesen. Immerhin blickt der gebürtige Berliner, der sich zu „100 Prozent“ als Kölner fühlt, auf die Erfahrung von nur fünf DEL-Einsätzen. Das liegt vor allem daran, dass die Nummer eins Gustaf Wesslau zum Typus Goalie zählt, der am liebsten immer spielt. „Man konnte sehen, dass mir die Spielpraxis ganz offensichtlich nicht fehlt. Ich kenne das Gefühl, einfach ins kalte Wasser geschmissen zu werden“, antwortete Weitzmann keck auf die entsprechende Frage. 21 Mannheimer Schüsse hatte er abgewehrt und dabei viel Ruhe ausgestrahlt.

„Hannibal geht schon die ganze Saison über professionell mit seiner schwierigen Situation um. Jeder im Team weiß, dass wir immer 110 Prozent Leistung von ihm bekommen“, lobte Pfohl den Keeper. Beim frühen Gegentor nach nur 43 Sekunden durch Ben Smith war der Goalie, dessen Maske das Antlitz des Schauspielers Anthony Hopkins als „Hannibal Lecter“ in das „Schweigen der Lämmer“ ziert, absolut machtlos. „Ich hatte Probleme, den Schussauslöser zu finden, und dann wurde der Puck auch noch abgefälscht“, beschrieb die Nummer 67 den spielentscheidenden Moment.

Weitzmann beeinträchtigte das 0:1 aber ebenso wenig, wie seine Vorderleute. „Das war natürlich ein schlechter Start, aber wir sind danach nicht eingebrochen“, sagte der Torhüter und erklärte auch warum: „Wir sind hier selbstbewusst angereist. Wir wollen ins Finale kommen und nicht nur unseren Urlaub rauszögern.“ Coach Dan Lacroix hatte sein Team gut eingestellt. Die Haie raubten dem torgefährlichsten DEL-Angriff mit einem klar strukturierten Plan den Schwung. „Das war eine taktisch disziplinierte Leistung. Ich fand, dass wir die bessere Mannschaft waren“, sagte KEC-Sportdirektor Mark Mahon. Hätte Adler-Torwart Dennis Endras nicht einen Glanztag erwischt und mit einer spektakulären Parade einen Schuss von Ryan Jones noch an den Pfosten gelenkt (56.), die Haie wären wohl als Sieger aus dem ersten Spiel der „Best-of-seven“-Serie gegangen. „Es war eine Bestätigung für das, was wir erwartet haben: ein enges Spiel und eine enge Serie“, erklärte Weitzmann.

Der KEC tankte jedenfalls reichlich Zuversicht für das zweite Duell am Freitag in Köln (19.30 Uhr, Lanxess Arena). Die zeitweise hilflos wirkenden Mannheimer dürfen sich in ihrer Annahme bestätigt fühlen, auf einen schweren, willensstarken und geschlossen auftretenden Gegner zu treffen. „Wir müssen uns steigern und wir werden uns steigern“, versprach der unzufriedene Adler-Coach Pavel Gross für Spiel zwei. Hannibal Weitzmann wird dann wohl gesund auf die Bank zurückkehren.

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