Turn- und Kraftsportvereins Duisdorf Das G-A-Team testet Cheerleading

Duisdorf · GA-Redakteurin Sabrina Bauer ist für einen Tag beim Cheerleader-Training mit den Warriors des Turn- und Kraftsportvereins Duisdorf dabei. So schlägt sie sich bei ihren ersten Stunts.

Trainerin Lizzie Benze zeigt mir den Sicherheitsgriff. Sollte die Hebefigur nicht klappen, muss ich den sogenannten „Flyer“ – die Person, die gehoben wird – am Oberkörper festhalten und ihren Kopf vor einem Sturz schützen. Ich hoffe, dass ich diesen Griff heute nicht anwenden muss – und dass ihn auch keiner bei mir anwenden muss. Für das G-A-Team begebe ich mich an diesem Abend zu den Senior „Warriors“ des Turn- und Kraftsportvereins (TKSV) Duisdorf zum Cheerleading.

Bisher habe ich damit eigentlich nur amerikanische Highschool-Filme, knappe Kostümchen und bunte Pompons in Verbindung gebracht – davon werde ich an diesem Abend jedoch nichts sehen. Als ich die Sporthalle der Ludwig-Richter-Schule in Duisdorf betrete, steht das gesamte Team schon im Halbkreis versammelt. Heute trainiert hier mit den „Warriors“ das älteste und gleichzeitig auch das Wettkampfteam der Truppe. „In welchem Alter fängt man am besten mit dem Cheerleading an?“, frage ich in die Runde. „Mit sechs.“ Gut, das ist in meinem Fall ja nur 21 Jahre zu spät.

„Ok, dann wärmen wir uns jetzt erst einmal auf“, ruft Trainerin Inge Thomas durch die Halle. Kaum schaue ich mich um, stehen alle in Reihen jeweils versetzt hintereinander. „Suchen wir dir mal einen Platz. Lieber erste oder zweite Reihe?“, fragt mich Thomas. Zweite Reihe, keine Frage. Los geht es mit einfachen Aufwärm- und Dehnübungen zur Musik. Die „Warriors“ zählen jeweils laut von „one“ bis „eight“. Wir marschieren auf der Stelle im Gleichschritt. Es folgen Sprünge und komplizierte Choreografien. Ich komme aus dem Takt, muss mir erst die Bewegungsabläufe bei meinen Nachbarinnen abschauen, diese umsetzen und irgendwie zurück in den Takt finden. Teil des Aufwärmprogramm ist auch meine Horrorübung aus der Schulzeit – der Spagat. Zwischen dem Hallenboden und meinen Beinen liegen gefühlt Welten. Sogar die vier Jungs im Team sind gelenkiger als ich.

Heute ist Cheerleading Wettkampfsport

Ursprünglich als Anfeuerung für American-Football-Teams in den USA entstanden, ist Cheerleading heute ein eigener Wettkampfsport. Seit den 1980er Jahren gibt es auch in Deutschland Teams. Bei nationalen und internationalen Turnieren präsentieren die Squads eine zwei- bis dreiminütige Choreografie mit verschiedenen Elementen, die von einem Kampfrichterteam bewertet werden.

Nach dem Aufwärmen geht es an die Akrobatik. Verteilt auf zwei Gruppen und zwei Mattenbahnen üben wir die Grundbewegungen – Radschlag, Handstand, Abrollen, Radwende. Akrobatische Grundfähigkeiten können beim Cheerleading nicht schaden. „Ich bin übers Turnen zum Cheerleading gekommen“, erzählt mir Fabian Jabs bei der Übung. „Wenn du willst, gebe ich dir Hilfestellung“, schlägt er vor. So gelingt mir wenigstens der Handstand. Beim Flickflack muss ich allerdings passen. Während die anderen schon durch die Halle fliegen, schaue ich vom Rand der Matte zu. „Wir können dich auch in den Flickflack heben“, bieten die anderen Männer im Team an. Viel Zeit zum Nein sagen bleibt mir nicht. Ich nehmen Schwung, lasse mich nach hinten fallen, werde gedreht und und stehe schneller als gedacht wieder auf meinen Beinen.

Vorbereitungen auf die Deutschen Meisterschaften

„Berührungsängste sollte man bei dem Sport nicht haben“, sagt auch Benze. Vor allem bei den Stunts. Für die „Warriors“ beginnt jetzt erst das eigentliche Wettkampftraining. Derzeit bereitet sich das Team auf die Deutschen Meisterschaften im Juni vor. Eingeteilt in Viererteams proben wir Hebefiguren. Benze erklärt mir meine Position: Als „Backspot“ hebe ich den „Flyer“ mit an. Dabei unterstützt mich die „Base“, jeweils links und rechts von mir. Bei meiner ersten Übung, dem „Teddy Bear Sit“, wird der Flyer nur im Sitzen nach oben gehoben. Benze zählt five, six, seven, eight, one two, three vor, und wir heben unseren „Flyer“ in die Luft. Als „Backspot“ bin ich dafür verantwortlich, dass nichts passiert. Den Sicherheitsgriff muss ich nicht anwenden.

Wir wiederholen die Übung mehrmals, von Mal zu Mal werden die Bewegungsabläufe routinierter. Aus den Augenwinkeln sehe ich, dass die anderen Teams bereits eine Stufe weiter sind, die ersten „Flyer“ gehen nun wirklich in die Luft und fliegen in Richtung Hallendecke. Auch für mein Stuntteam erhöht Benze die Schwierigkeitsstufe: der „Elevator“. Dabei steht der „Flyer“ am Ende aufrecht, etwa auf Schulterhöhe von Base und Backspot. Wir gehen den Ablauf des Stunts zunächst ohne „Flyer“ durch. Dieses Mal muss die Koordination klappen, um die Person überhaupt soweit nach oben heben zu können. Reagiert ein Teil des Teams zeitversetzt, gerät die Figur ins Wanken. Auch dieses Mal gelingt der Stunt.

Jetzt darf auch ich hoch hinaus. Für meine finale Challenge werde ich selbst zum „Flyer“. „Du musst Körperspannung halten“, rät mir Thomas. Das Team formiert sich um mich herum und zeigt die einzelnen Schritte. Dann zählt der Backspot an, das Team stemmt mich nach oben. Ich selber muss mich eigentlich nur aufrichten, was schwieriger ist als erwartet. Nach einigen Wacklern stehe ich aufrecht – die Challenge ist geschafft. Nach dem Trainingsabend ist mir klar, mit den vermeintlichen Klischees hat der Sport wenig gemeinsam. Wer hier mithalten möchte, braucht ein sehr gutes Körpergefühl, Fitness und Konzentration.

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