Der lange Weg zur roten Boje Das G-A-Team testet Wakeboarden

Brühl · Den Hitzerekord hat das Jahr schon geknackt, GA-Mitarbeiter testen daher Sportarten mit Kühleffekt. Den Anfang macht Volontärin Nathalie Dreschke beim Wakeboarden auf dem Bleibtreusee in Brühl.

Der See liegt friedlich vor mir. Ich nehme einen tiefen Atemzug und genieße die Ruhe. Die Ruhe vor der nächsten Herausforderung. Für das G-A-Team teste ich heute auf dem Bleibtreusee in Brühl Wakeboarden – eine Mischung aus Wasserski und Surfen. Festgeschnallt an einem Brett lässt man sich dabei an einem Seil über die Wasseroberfläche ziehen.

Auf der Wasserskianlage mit etlichen Rampen und Kurven startet ein Wakeboardfahrer vor mir und fliegt mit einem Salto über die Hindernisse. Bei ihm sieht es kinderleicht aus. Saltos stehen für meinen ersten Versuch allerdings nicht auf dem Programm. An der Anlange wartet bereits Betreiber Milan Robinet auf mich. In der Hand hält er Neoprenanzug und Anfängerbrett. Mich erinnert das Brett an ein Snowboard. Nicht, dass das ein Vorteil für mich wäre, denn Snowboard fahren kann ich ebenso wenig wie Wakeboard fahren.

Bevor Robinet mir eine Einweisung in die Wassersportart gibt, stehe ich vor der ersten Herausforderung des Tages: den Neoprenanzug anziehen. Ich zerre an dem schwarzen Stoff, der sich schließlich wie eine zweite Haut an mich schmiegt. Darüber kommt noch eine Schwimmweste. Mit rotem Kopf und erhöhtem Puls trete ich aus der Umkleidekabine. Viel anstrengender kann es bestimmt nicht werden, denke ich mir.

Gemeinsam mit Robinet laufe ich zum Übungsparcours. „Der Start ist kompliziert“, warnt er. Meine Hände soll ich mitsamt der Startleine auf meinen rechten Oberschenkel legen: „Ganz wichtig: Körperspannung halten, langsam aufstehen und die Arme seitlich lang ausstrecken.“ Das sind ziemlich viele Anweisungen auf einmal und ich bin froh, dass er die Geschwindigkeit des Starts am Übungsparcours selbst steuern kann. Vorsichtig zieht mich das Seil auf den See, aber noch bevor ich weiß, was mit mir geschieht, liege ich schon im Wasser. Prustend tauche ich auf, schnappe mir das Brett und schwimme in Richtung Steg. „Da hat die Körperspannung gefehlt“, analysiert der Experte. Versuch Nummer zwei: Langsam fährt das Wakeboard an, ich richte mich auf und erinnere mich an die Körperspannung. Von weitem höre ich Robinet noch rufen: „Arme lang!“ – und schon liege ich wieder im Wasser. Verdammt.

„Wakeboard ist eine Stufe schwieriger als Wasserski“

Während ich im Wasser paddle, bemerke ich, dass ich es nicht einmal an den ersten roten Bojen vorbei geschafft habe. Erneut schwimme ich zurück zum Steg – dank Neopren und Schwimmweste ist es schwerer als sonst. Keuchend ziehe ich mich aus dem Wasser und bleibe erschöpft auf dem Steg liegen. „Wakeboard ist eine Stufe schwieriger als Wasserski“, meint Robinet, um mich aufzumuntern.

„Anfängern empfehle ich, mit Wasserski zu beginnen und dann erst aufs Wakeboard umzusteigen.“ Na toll, da habe ich mir ja die richtige Sportart ausgesucht. Robinets Optimismus steckt mich jedoch an. Doch auch sieben Versuche später liege ich nur im Wasser – natürlich jeweils vor der roten Boje. Mit jedem weiteren Versuch freunde ich mich mehr mit dem Gedanken an, dass Wakeboarden einfach nicht meine Sportart ist. Meine Arme zittern bereits vor Anstrengung. „Morgen gibt das schönen Muskelkater“, kommentiert Robinet. Über möglichen Muskelkater will ich gar nicht nachdenken.

Dass ich an diesem Abend eher nicht mehr die große Runde mit den Rampen fahre, habe ich mir bereits eingestanden. Um nicht als Totalversagerin die Wasserskianlage zu verlassen, möchte ich wenigstens einmal an den roten Bojen vorbeifahren.

Ein letztes Mal erklärt Robinet mir geduldig, worauf ich beim Fahren achten muss. Ich hole tief Luft, platziere die Leine auf meinem rechten Oberschenkel und spanne jeden erdenklichen Muskel in meinem Körper an. Robinet startet die Anlage. Vorsichtig stehe ich auf und strecke die Arme seitlich von meinem Körper aus. Ich traue mich kaum zu atmen. Ich komme meinem Ziel, den roten Bojen, näher und näher – und ehe ich mich versehe, bin ich an ihnen vorbeigefahren. Ich freue mich so sehr, dass ich natürlich prompt ins Wasser falle. Egal – Robinet und ich verbuchen diese Fahrt als Erfolg.

Ein letztes Mal schwimme ich mit meinem Board zurück an den Steg und ziehe mich an Land. „Nächstes Mal schaffst du auch die große Runde“, sagt Robinet. Ich habe da meine Zweifel. Trotz der etlichen Stürze hat das Wakeboarding Spaß gemacht und bei den sommerlichen Temperaturen ist ein Sturz in den See überhaupt nicht schlimm. Mit wackelnden Knien laufe ich zur Verleihstation zurück. Ich reiche Robinet das Brett, hole tief Luft und sammel noch einmal alle meine Kraftreserven zusammen. Denn irgendwie muss ich mich nun aus dem klatschnassen Neoprenanzug schälen.

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