Sportler des Jahres Baldé: Über New York und London zur Sportlerwahl

Bonn · Der Rennrollstuhlfahrer freut sich über die "Plattform auch für Randsportarten" und die Möglichkeit, andere Sportler kennenzulernen. Im nächsten Jahr will er nicht nur bei der WM angreifen.

Alhassane Baldé in Rio.

Alhassane Baldé in Rio.

Foto: dpa

Alhassane Baldé befindet sich mitten im Training für den Marathon in New York Anfang November. Dennoch fand der Rennrollstuhlsportler die Zeit, zur Ehrung des GA-Sportlers des Jahres in Hennef zu kommen. Er ist ein Fan der Veranstaltung: "Ich finde es gut, dass der General-Anzeiger das ausrichtet und auch Randsportarten auf eine Plattform gehoben werden. Man ist das ganze Jahr über so viel unterwegs und hat hier die Möglichkeit, andere Sportler kennenzulernen und zu sehen, wie sie trainieren."

Dass er dieses Jahr nicht zu den Nominierten gehörte, stört ihn nicht. "Ich finde es schön, den Abend aus dieser Perspektive zu sehen. Auch mal für die anderen Sportler zu klatschen", sagt der Bonner Leichtathlet. "Und ohne große Nervosität auf die Platzierungen zu warten", sagt er und lächelt.

Baldé ist seit seiner Geburt aufgrund eines Arztfehlers, der in seinem Geburtsland Guinea passierte, querschnittsgelähmt. Im Alter von neun Monaten kam er erstmals zu seinem in Düsseldorf lebenden Onkel, damit er dort untersucht und behandelt werden konnte. Seit seinem vierten Lebensjahr lebt er in Deutschland, sein Onkel adoptierte ihn.

In Kontakt mit seinem Sport kam er 1991, als er auf einer Messe einen kleinen Rennrollstuhl sah. Zu seinem sechsten Geburtstag erhielt er eine Sonderanfertigung von den Herstellern. Inzwischen gehört Baldé zu den Besten seines Fachs. Er hält mehrere deutsche Rekorde und nahm im September in Rio de Janeiro an seinen dritten Paralympischen Spielen teil.

Obwohl er sein Ziel dort - drei Finalteilnahmen - nicht ganz erreichte, kann Baldé mit dem Verlauf dieser Saison gut leben. Er sei "im Großen und Ganzen zu 80 Prozent zufrieden". Von dem dritten Paralympics-Finale trennte ihn nur eine einzige Position in einem Vorlauf. Zwei Platzierungen unter den ersten Acht können sich dennoch gut sehen lassen. Viele seiner Konkurrenten sind Vollprofis, während der 30-Jährige in der Großkundenberatung der Bundesagentur für Arbeit komplett berufstätig ist.

Auf Rio schaut Baldé gerne zurück. "Es war sehr spannend und ich habe gesehen, wie eng es in der Weltspitze zugeht. Ich bin da ganz dicht dran, auch an den Medaillenplätzen", reflektiert er.

Doch auch abseits der guten Ergebnisse war er von Brasilien angetan. "Es wurde sehr viel Negatives berichtet. Das war für mich nicht so, die Menschen waren freundlich und enthusiastisch. Sie haben alle Sportler unterstützt und nicht nur die eigenen." Er hob außerdem die vollen Stadien hervor: "Es ist das Größte für einen Sportler einer Randsportart, in ein Stadion zu kommen, das picke-packe-voll ist."

Für die Zukunft hat er sich einiges vorgenommen. "Mein nächstes Ziel sind die Weltmeisterschaften in London nächstes Jahr." Die Hauptstadt des Vereinigten Königreichs hat für ihn eine besondere Note. "Ich habe 2012 versucht, noch zu den Paralympics zu kommen und es leider um zwei Hundertstel verpasst", blickt Baldé zurück. Jetzt ist er optimistisch: "Die Zeichen stehen gut, dass es nächstes Jahr klappt."

Ob er kommendes Jahr ein Nominierter bei der Sportlerwahl ist und wieder nervös auf die Bekanntgabe der Ergebnisse warten darf, steht noch in den Sternen. In den sozialen Medien ist Baldé während der vergangenen Monate aktiver geworden. Dass dies eine gute Basis für eine Abstimmung wie die Wahl zum Sportler des Jahres ist, weiß er. "Es liegt hauptsächlich daran, dass man ein großes Netzwerk hat, um viele Stimmen zu bekommen."

Wenn dafür gesorgt ist, hängt eine weitere Nominierung nur noch von seinen Leistungen ab. Er selbst findet: "Ich glaube, ich war sportlich noch nie so gut drauf wie im Moment. Und wer weiß, vielleicht bin ich nächstes Jahr wieder bei der Wahl mit dabei."

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