Sportlerwahl ASV-Rollstuhlbasketballer Thomas Becker ist GA-Sportler des Monats

Bonn · Rollstuhlbasketballer Thomas Becker vom ASV Bonn ist GA-Sportler des Monats März. Er freut sich über die Auszeichnung, sie passe gerade jetzt, da er nach dem Aufstieg seine Karriere als Spieler beendet hat.

 Vater des Erfolgs: Spielertrainer Thomas Becker (Mitte) mit den ASV-Rollis.

Vater des Erfolgs: Spielertrainer Thomas Becker (Mitte) mit den ASV-Rollis.

Foto: Wunderl

Sportliche Meriten, Ehrungen, Glückwünsche – nach all diesen Annehmlichkeiten steht Thomas Becker in diesen Tagen nicht der Sinn. Er muss seinen Kopf freibekommen. Freibekommen von jenen Gedanken, die ihn trotz des großen Erfolgs mit dem ASV Bonn nicht loslassen. Der Aufstieg in die 1. Rollstuhlbasketball-Bundesliga, der war natürlich schön, aber nicht wesentlich in diesen Tagen, in der die Fügung Tragisches bereithielt für die Bonner um Spielertrainer Becker. Kurz vor Ende der Meisterschaft wurde der Tod von Mitspielerin Miriam Palm bekannt. „Plötzlich“ sei sie gestorben, teilte der Verein mit, „unerwartet“. Die Trauer griff um sich. Auch Becker, natürlich, musste mit dieser Situation erst mal klarkommen. Und die Gedanken daran haben ihn bis heute, mehrere Wochen danach, nicht losgelassen.

Dennoch kommt ein wenig Freude bei dem 172-maligen Nationalspieler auf, als er die Nachricht erhält, zum Sportler des Monats März gewählt worden zu sein. Diese Ernennung sei „sehr nett“, sagt er spontan. Und sie passe auch gerade jetzt, da er nach dem Aufstieg seine Karriere als Spieler beendet hat. Sein Körper funktioniere nach all den Jahren Leistungssport eben „nicht mehr so wie erforderlich“. Seine Handgelenke machen nicht mehr mit. Kein Wunder: „Die Vier steht ja auch schon vorn.“ Dann betont er noch: „Zum Abschluss ist diese Wahl sehr schön.“ Etwas Balsam für die Seele wenigstens.

Den Abschluss dieser gelungenen Saison, an deren Ende die Rückkehr in die höchste deutsche Spielklasse nach einjähriger Abstinenz stand, hatte sich der 40-Jährige natürlich anders gewünscht – trotz des Erfolgs. Er müsse „den Verlust von Miri noch verarbeiten“.

Aus diesem Grund hat er sich eine persönliche Auszeit genommen. Die Planungen für die neue Saison? Ganz weit weg. Zumal kurz danach auch noch seine Mutter Ursula schwer stürzte. Die gute Seele des ASV Bonn brach sich mehrere Knochen. Derzeit sitzt sie im Rollstuhl. Um sie muss er sich jetzt verstärkt kümmern. Ausreichend Zeit, die nächste Saison in der Erstklassigkeit schon in den Fokus zu rücken, bleibt da nicht.

Ganz loslassen kann der in Königswinter geborene Becker dennoch nicht. In seiner Bilanz der Saison, die sein Team vor dem härtesten Konkurrenten RSC Osnabrück abschloss, überwog natürlich das Positive. „Wir haben uns sehr gut entwickelt, in allen Bereichen gesteigert“, meint Becker. Das Vorhaben, aus einer aggressiven Deckung das schnelle Spiel nach vorn zu suchen, ist in die Tat umgesetzt worden. Junge Spieler wie Tim Kremer sind aufgerückt. „Als Team haben wir gut funktioniert.“

Doch der Bonner gibt auch zu bedenken, dass es gegen Hamburg und Warendorf zwei knappe Spiele gab. Einen „faden Beigeschmack“ hatte die Saison für ihn, weil die Meisterschaft letztlich am grünen Tisch entschieden wurde. Die Osnabrücker waren aus witterungsbedingten Gründen nicht zum Hinspiel in Bonn angetreten. Ein Wiederholungsspiel wurde nicht angesetzt.

Das Saisonfinale in Osnabrück, das mit 70:34 sehr deutlich an die Gastgeber ging, hatte keine Bedeutung mehr im Titelkampf. Zumal für die Bonner nicht, die kurz zuvor von Miriam Palms Tod erfahren hatten. Ein Spiel voller Emotionen. „Alles war da zweitrangig“, sagt Becker. „Dass wir aber angetreten sind, hätte sich Miriam gewünscht.“

Antreten wird der ASV künftig wieder in der Eliteklasse. Klar, die Kabine des Fahrstuhls wollen die Bonner nicht mehr betreten. Klassenerhalt lautet das erklärte Ziel. „Wir müssen uns verstärken und zwei Mannschaften hinter uns lassen“, betont Becker. Als Spieler, das steht schon jetzt fest, wird er dabei fehlen.

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