GA-Sportlerwahl Alois Gmeiner zum Trainer des Jahres gewählt

Bonn · Premiere bei der GA-Sportlerwahl: Zum ersten Mal wurde auch der Trainer des Jahres ausgezeichnet. Freuen durfte sich darüber Alois Gmeiner von den SSF Bonn.

Alois Gmeiner ist bei der GA-Sportlerwahl zum Trainer des Jahres gewählt worden.

Alois Gmeiner ist bei der GA-Sportlerwahl zum Trainer des Jahres gewählt worden.

Foto: Benjamin Westhoff

Eigentlich sollte Annika Zeyen nach ihrem Fußbruch gerade bei der Physiotherapie sein. Ist sie aber nicht, die frischgebackene Handbike-Weltmeisterin sitzt mit operiertem Fuß am Friedensplatz bei der Sportlerwahl - auf der Bühne. Dort hält sie eine kurze Laudatio für ihren Trainer Alois Gmeiner. Was der 69-Jährige zu diesem Zeitpunkt nicht ahnt, der ehemalige Sportlehrer des Collegiums Josephinum wird kurz darauf als GA-Trainer des Jahres ausgezeichnet.

Seit 2012 trainiert Gmeiner den Rennrollstuhlfahrer Alhassane Baldé. Erst bei den SSF Bonn, mittlerweile in der internationalen Spitze. Baldé gewann unter Gmeiner Medaillen bei Welt- und Europameisterschaften, fährt im November zu der WM in die Emirate und ist ein Medaillenkandidat bei den Paralympics im kommenden Jahr in Tokio. Dabei hat alles mit einer Zufallsbegegnung begonnen. "Ich wollte 2011 ausprobieren, ob ich mit dem Leistungssport weitermache, und habe so meine Runden im Sportpark Nord gedreht", sagt Baldé. "Alois trainierte gerade seine Schüler." Baldé fragte den Lehrer, ob er für ihn eine Runde stoppen könne. Das machte Gmeiner. "Ich kann mich an seine Worte noch genau erinnern: ,Das ist eine 49er, das ist gar nicht so übel'", sagt Baldé. Sie setzten sich zusammen und 2012 übernahm Gmeiner das Training des inzwischen 33-Jährigen. "Es ist nicht selbstverständlich, dass sich ein Leichtathletiktrainer auf eine ganz neue Sportart in diesem Ausmaß einlässt", sagt Baldé. "Er ist absolut offen für Sportler mit Behinderung." Und das über die Grenzen Bonns hinaus. So trainierten schon mehrfach Sportler aus den Emiraten mit Gmeiner und Baldé im Sportpark.

Aus dem Duo ist mittlerweile eine Trainingsgruppe geworden. Ihr gehören Yannis Honnef und eben auch Annika Zeyen an. Bis 2016 spielte die heute 34-Jährige Rollstuhlbasketball. Erfolgreich: Sie gewann bei den Paralympics 2012 in London Gold, in Rio 2016 und in Peking 2008 jeweils Silber. Dann wollte sie einen Tapetenwechsel. Bei Gmeiner kam sie unter, probierte ihr Glück im Rennrollstuhl. "Er tut einfach alles für uns", sagt sie. "Wenn ich aus terminlichen Gründen um 6.30 Uhr trainieren will, dann ist er da."

Das Training zahlt sich aus. Denn auch Zeyen feierte schnell Erfolge im Rennrollstuhl. Dann machte ihr eine Verletzung einen Strich durch die Rechnung. Es stand sogar das Karriereende auf dem Programm. Um fit zu bleiben, trainierte sie mit dem Handbike. "Alois hat mir geraten, es einfach damit zu probieren. Ich sei so gut in Form", sagt Zeyen. Gesagt, getan. Und wie. Bei der WM in den Niederlanden gewann Zeyen Bronze in der Staffel und wurde Sechste im Zeitfahren. "Alois hat mir dann Mut gemacht für das Straßenrennen. Er war so optimistisch, obwohl ich dachte, ich sei im Zeitfahren besser", sagt Zeyen. "Das hat mich beflügelt." Die 34-Jährige fuhr im Straßenrennen zu Gold. "Meines Wissens Annikas erster WM-Titel und meiner auch", schrieb Gmeiner stolz in den sozialen Medien.

Mittlerweile ist Gmeiner Blocktrainer für Rennrollstuhl im Deutschen Behindertensportverband und als solcher verantwortlich für alle Rennrollstuhlfahrer. In Bonn will er den Leistungsstützpunkt errichten und die Fahrer alle vier bis sechs Wochen zum Training bitten. Handbike steht nicht in der Jobbeschreibung. Doch Zeyen bleibt ihrem Trainer treu. "Ich habe gesagt, entweder mit Alois oder gar kein Handbike mehr", so Zeyen. Sie beschreibt ihren Trainer als lustig, aber auch als konsequent. "Ich habe ihn aber noch nie wirklich böse erlebt", sagt Zeyen.

Baldé schon: "Er hat es nicht so mit meiner afrikanischen Pünktlichkeit. Er ist so strukturiert deutsch", sagt der Rennrollstuhlfahrer. "Er mag es nicht, wenn ich zu spät komme. Ach ja, er ist Bayern-Fan. Er kann nicht akzeptieren, dass Bayer Leverkusen eigentlich die bessere Mannschaft ist."

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