Dritter Erfolg bei der Leser-Wahl Max Rendschmidt ist Sportler des Jahres

Hennef · Max Rendschmidt hat zum dritten Mal die GA-Wahl zum Sportler des Jahres gewonnen. Der Kanute setzte sich vor der Rennrollstuhlfahrerin Annika Zeyen sowie Badmintonspieler Marc Zwiebler durch. Team des Jahres wurde der 1. BC Beuel.

 Max Rendschmitt, Rennrollstuhlfahrerin Annika Zeyen und Badmintonspieler Marc Zwiebler.

Max Rendschmitt, Rennrollstuhlfahrerin Annika Zeyen und Badmintonspieler Marc Zwiebler.

Foto: Benjamin Westhoff

Es ist ein kurzer Moment der Stille in der Meys Fabrik in Hennef, bevor der Name Max Rendschmidt fällt. Obwohl sich die Überraschung in Grenzen hält, ist der anschließende Jubel unter den 150 Gästen groß, genauso wie das Strahlen des Siegers. Der Doppel-Olympiasieger von Rio 2016 ist erneut Sportler des Jahres. Seit 2014 lässt der General-Anzeiger die Leser den Sportler des Monats und anschließend gemeinsam mit einer Fachjury die Sportler des Jahres wählen. Rendschmidt macht nach 2015 und 2016 nun das Triple voll. „Ich bin super happy, dass es zum dritten Erfolg gereicht hat“, sagt Rendschmidt. „Es war für mich aber auch ein sehr erfolgreiches Jahr.“

Rendschmidts Erfolg fällt überraschend knapp aus, ist aber ein Favoritensieg und vor allem ein verdienter Triumph. Beim Heim-Weltcup Ende Mai in Duisburg gewann er im Vierer-Kajak und im Einer und sicherte sich damit das WM-Ticket. Im Anschluss wurde der 24-Jährige zum fünften Mal zum GA-Sportler des Monats gewählt. Bei der EM reichte es zwar nur zu Bronze, für den erfolgshungrigen Kader-Athleten aber kein Beinbruch. Er konzentrierte sich auf die WM im August und wurde belohnt: Gold im Viererkajak, Silber im Einer. Die beiden Medaillen brachten ihm nicht nur die nächste Nominierung ein, sondern auch den sechsten Monatssieg und letztendlich den Jahres-Hattrick. Im vergangenen Jahr reichte es für den Ausnahme-Athleten „nur“ zu Rang zwei hinter Konstanze Klosterhalfen.

"Ein Sieg der Kontinuität"

Gegen 21 Uhr reckt Rendschmidt zum dritten Mal die Siegestrophäe in die Höhe. „Sein Erfolg ist ein Sieg der Kontinuität: Er ist ein Athlet, der über viele Jahre herausragende Leistungen zeigt“, sagt Bernd Seibert, Geschäftsführer des Stadtsportbundes Bonn. „Es hat Signalwirkung und ist Motivation für alle aufstrebenden Nachwuchsathleten der Region, dass man es mit harter Arbeit über Jahre nach ganz oben schaffen kann.“

Für die jungen Athleten wie Thea Scheidl und Jacinta Caspari vom Bonner THV reicht es in diesem Jahr noch nicht fürs Podest. Das ist den Routiniers vorbehalten. Knapp hinter Rendschmidt landet Annika Zeyen. „Das ist ein toller Erfolg“, sagt die Rennrollstuhlfahrerin stolz. Im November 2017 fuhr sie beim New-York-Marathon auf Rang sechs, nachdem sie zuvor beim Berlin-Marathon deutsche Meisterin geworden war. 2012 hatte Zeyen bei den Paralympics in London Gold mit den Rollstuhl-basketballerinnen gewonnen.

2016 sattelte sie auf den Rennrollstuhlsport um. Umso erstaunlicher ihre herausragenden Ergebnisse. „2017 war ein gutes Jahr“, sagt sie mit einer Spur Wehmut. Wehmut, denn aktuell muss sie verletzungsbedingt pausieren. „Es tut gut zu wissen, dass viele gerade in einem schweren Jahr an einen denken“, sagt sie lachend. „Annika ist eine herausragende Repräsentantin für den Sport der Region“, so Wolfgang Müller, Präsident des Kreissportbundes Rhein-Sieg. „Auch, weil sie eine echte Sympathieträgerin ist.“

Dritter Platz für Marc Zwiebler

Der dritte Platz geht an einen weiteren Sympathieträger: Marc Zwiebler. Der Badmintonspieler wurde mit dem 1. BC Beuel deutscher Vizemeister und gewann mit den deutschen Herren bei der EM Team-Bronze. „Schön, dass die Leser mich zum Ende meiner Karriere so weit nach vorne gewählt haben“, sagt der 34-Jährige, der für den BC aber noch immer den Schläger schwingt.

Nicht nur die Leser stimmten für das Top-Trio, auch die Fachjury mit der FC-Ikone Wolfgang Overath und der zweifachen Hochsprung-Olympiasiegerin Ulrike Nasse-Meyfarth sowie Wolfgang Müller, Präsident des Kreissportbundes Rhein-Sieg, und Seibert sah die drei weit vorne. „Die sportliche Leistung ist das eine. Die Frage, in welchem Gesamtkontext Leistungen zustande kommen, ist das andere“, sagt Seibert. „Etwa, wie ein berufstätiger Spitzensportler es schafft, das Training in seinen Alltag zu integrieren.“ So wie Radfahrer Simon Happel, der neben dem Beruf rund 20 000 Kilometer im Jahr auf seinem Rad abspult.

"Gegen Olympioniken hast du eigentlich keine Chance"

„Die Sportlerwahl des General-Anzeigers ist in dieser Form, wie es sie heute gibt, einzigartig. Jeden Monat haben junge Talente die Chance, in den Blick der Öffentlichkeit zu kommen“, sagt Wolfgang Schmitz, Vorstandsmitglied der Kreissparkasse Köln, die gemeinsam mit der Sparkasse KölnBonn die GA-Sportlerwahl unterstützt. „Jeden Monat wird abgestimmt und die Leistung der jungen Sportler gewürdigt.“

Und davon gibt es im Verbreitungsgebiet einige. Zum Beispiel Maja Klingenberg. Die Handballerin des TSV Bonn rrh. gewann die Wahl im April. „Maja hat mit ihren 147 Treffern maßgeblichen Anteil am Aufstieg der TSV-Handballerinnen in die 3. Liga“, so Seibert. An einen Sieg wollte die Beuelerin vor der Jahreswahl nicht glauben. „Gegen Olympioniken hast du eigentlich keine Chance“, sagte sie. „Ich finde es schon super, dass ich die Monatswahl gewonnen habe.“ Dass es dennoch hoch hinaus gehen kann, zeigt Konstantin Harting. Der Vielseitigkeitsreiter landet auf einem guten fünften Rang, knapp hinter Scheidl, aber vor dem Rollstuhlbasketballer Thomas Becker.

Größte Überraschung bei den Mannschaften

Die große Überraschung des Abends ist aber den Mannschaften vorbehalten. Zum zweiten Mal wird in diesem Jahr das Team des Jahres geehrt. Hier setzen sich überraschend die Amateur-Vereine gegen die Profi-Clubs durch. „Die bunte Vielfalt der zur Wahl stehenden Sportler, Sportarten und Leistungsklassen zeigt gewissermaßen das breit aufgestellte Sportangebot in der Region – ein tolles Format, das wir nur zu gerne im vierten Jahr unterstützen“, so Volker Schramm, stellvertretendes Mitglied des Vorstandes der Sparkasse KölnBonn. „Wir sind stolz, als größter nicht staatlicher Förderer dadurch einen aktiven Beitrag zur Steigerung der Attraktivität unserer Region zu leisten.“

Sportlich attraktiv ist das Siegerpodest der Mannschaften allemal. Auf Rang drei landen die Bonn Capitals, die mit ihrer unglaublichen Erfolgsserie von 40 Siegen in Folge bis ins Finale um die deutsche Meisterschaft vorgeprescht sind. Dieses startet erst am heutigen Mittwoch – vielleicht wäre nach dem Endspiel eine andere Platzierung möglich gewesen. Der zweite Platz geht an die Hockey-Damen des BTHV, die mit zehn Siegen in zehn Spielen den Bundesliga-Aufstieg in der Halle feierten. Die Mannschaft des Jahres heißt allerdings 1. BC Beuel. Nur knapp scheiterten die Beueler Badminton-Spieler im Endspiel um die deutsche Meisterschaft – nicht nur sportlich ein besonderer Erfolg. Denn das Team hatte während der Saison einen grausamen Schicksalsschlag erlitten.

Emotionaler Höhepunkt

Im November 2017 verstarb Beuels Kapitän Erik Meijs. Der 26-Jährige erlitt bei einem Autounfall schwerste Verletzungen und erlag diesen noch am selben Abend. „Der tragische Tod unseres Kapitäns hat die Mannschaft enger zusammengeschweißt. Die auf Eriks Tod folgende Anteilnahme war riesig und ist es bis heute“, so Andreas Kruse, Sprecher des 1. BC Beuel. „Anders lässt es sich für mich nicht erklären, dass wir gegen Zuschauermagneten wie die Baskets oder den Bonner SC eine Chance hatten. Wir freuen uns sehr.“ Es ist der emotionale Höhepunkt des gelungenen Abends.

Auch im kommenden Jahr soll es wieder die Sportlerwahl geben. Für den Triple-Sieger Rendschmidt ein neues Ziel. „Es ist das Quali-Jahr für die Spiele 2020. Da will ich wieder überzeugen“, sagt der 24-Jährige. „Die Sportler-Ehrung ist ja immer auch ein Zeichen, dass man erfolgreich war. Insofern dürfen noch viele Ehrungen folgen.“

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