GA-Sportler des Monats Handballer Michael Rieder hat die Nase vorn

Bonn · Ein bisschen Wahnsinn – und viel Akribie: Michael Rieder, Handballtorwart der TSV Bonn rrh., ist von den Lesern des General-Anzeigers zum Sportler der Monate September und Oktober gewählt worden.

GA-Sportler des Monats: Handballer Michael Rieder hat die Nase vorn
Foto: dd

Es gibt Tage, da kann ein Handballtorhüter machen, was er will. Er hält keinen Ball. Auch Michael Rieder kennt das. Als der Routinier der TSV Bonn rrh. am vergangenen Samstag gegen Ratingen zehn Minuten lang nur die Bälle aus dem Netz geholt hatte, ging er zur Bank und bat Trainer David Röhrig um seine Auswechslung. Auch das ist eine Qualität. Da Rieder aber noch viele andere Qualitäten besitzt und in den Wochen zuvor überragend gehalten hatte, wurde er zum GA-Sportler der Monate September und Oktober gewählt.

„Ich merke selbst, wenn's nicht läuft“, sagt der 33-Jährige. „Ich komme über die Emotion, muss mich in Trance spielen. Gelingt das nicht, gehe ich raus.“ Am Samstag war nicht sein Tag, aber die deutliche Niederlage gegen den Aufstiegsfavoriten Ratingen ist längst verdaut. Und die Auszeichnung durch die GA-Leser entschädigt ein wenig. „Echt, das freut mich riesig“, sagt Michael Rieder. „Ich bin ja im Gegensatz zu den anderen Kandidaten nur auf regionaler Ebene unterwegs.“ Und das schon ziemlich lange. Man kennt ihn hier in der Szene.

Geboren in Bonn und handballerisch aufgewachsen in Köln, kam er über die Stationen Dormagen, Niederpleis, HSG Siebengebirge und Pulheim vor der laufenden Saison zur TSV. „Ich hätte ihn gerne schon früher geholt“, erzählt Röhrig, „zumal er ja in Beuel arbeitet.“ So gesehen, ist die aktuelle Konstellation auch für Rieder optimal: „Mein Versicherungsbüro ist praktisch neben der Halle. Ich nehme mir nur die Tasche und gehe rüber zum Training.“

Extreme Vorbereitung

Der lange Mann mit den schnellen Reflexen ist einer, der sich wirklich mit seinem Hobby auseinandersetzt. Vielleicht mehr als andere. „Er bereitet sich extrem auf die Gegner vor und arbeitet viel mit Wurfbildern“, weiß Röhrig. „Wenn wir donnerstags Videoschulung machen, ist Michael immer schon im Bilde.“ Das geht, weil die Regionalligisten ihre Spiele auf einem Videoportal hochladen müssen.

Dass Rieder Torwart wurde, war logisch. Schon der Vater stand in der Regionalliga zwischen den Pfosten. Der Sohn brachte es früh auf drei Bundesligaeinsätze für Bayer Dormagen, wechselte aber dann einige Ligen tiefer, weil er regelmäßig spielen wollte.

Bei der TSV ist das natürlich gewährleist, obwohl Rieder und sein Kollege Jan Schäper ungefähr gleich viele Spielanteile bekommen. Rieder ist hinter 6-0-Deckungen aufgewachsen und eher der Mann für Würfe aus dem Rückraum. Schäper wurde durch offensive Abwehrreihen wie die der TSV sozialisiert und hat früh gelernt, sich auch Kreisläufern entgegenzustellen. Als Trainer ist Röhrig froh, dass er auf derart unterschiedliche Typen zurückgreifen kann: „Die beiden ergänzen sich super und haben großen Anteil daran, dass wir an der Tabellenspitze stehen. Außerdem verstehen sie sich gut und sind nicht etwa wie früher Kahn und Lehmann.“

Mannschaftsspieler und "ein bisschen Wahnsinn"

Wobei der Typ Rieder ohnehin weder als Kahn noch als Lehmann durchginge. Er ist weder mürrisch noch zynisch, stattdessen sehr redselig. „Michael ist ein positiver Typ, ein Mannschaftsspieler“, so Röhrig. „In der Kabine kann er dich totquatschen, auf der Platte sorgt er für Stimmung. Ein bisschen Wahnsinn ist immer dabei.“

Apropos Tabellenspitze. Auf die alten Tage hätte Rieder durchaus Lust, sich noch einmal eine Liga höher zu beweisen: „Unsere jungen Spieler entwickeln sich klasse. Die 3. Liga würde mich schon reizen.“ Dieses Ziel aber ist, um es mit den Worten seines Trainers zu sagen, „ein bisschen Wahnsinn“.

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