HSV vor Partie in Sandhausen Titz: Reiseleiter bei Rückkehr in die heimatliche Provinz

Hamburg · Der HSV schnuppert jetzt erst richtig 2. Liga. Am Sonntag gastiert der Club im kleinsten Unterhaus-Spielort. Trainer Titz kennt die Gegend bestens.

 Für Trainer Christian Titz und das Hamburger Team geht es am zweiten Zweitligaspieltag gegen den SV Sandhausen.

Für Trainer Christian Titz und das Hamburger Team geht es am zweiten Zweitligaspieltag gegen den SV Sandhausen.

Foto: Axel Heimken

Bisher hat der Hamburger SV die 2. Liga nur als Bundesliga light empfunden, jetzt aber kommt der Absteiger richtig an im deutschen Fußball-Unterhaus.

Sandhausen heißt das Ziel am Sonntag (13.30 Uhr) zu ungewohnter Mittagszeit. Mit 14.500 Einwohnern ist das Städtchen in der kurpfälzischen Provinz der kleinste Spielort der 2. Liga. Immerhin: Alle Einwohner würden komplett ins Stadion am Hardtwald (15.414 Plätze) passen. Alle kommen aber nicht. Deshalb darf der HSV mehr Fans mitbringen: 3300 statt nur der Hälfte.

Da Gegner und auswärtige Fans Schwierigkeiten haben, das beschauliche Örtchen im Rhein-Neckar-Kreis zu finden, leistet der SV Sandhausen Lebenshilfe. Der Verein ließ am Hamburger Hauptbahnhof Plakate aufhängen, auf denen der Weg per Zug mit allen Umsteige-Bahnhöfen beschrieben ist. HSV-Trainer Christian Titz schmunzelt: "Ziemlich gut." Allerdings kann der 47-Jährige selbst als Reiseführer dienen: "Ich bin darin Experte. Ich habe in der Jugend für Sandhausen gespielt. Allen, die den Weg nicht finden, kann ich es erklären."

Der schwere Gang nach der 0:3-Auftaktpleite gegen Holstein Kiel eine Woche zuvor wird für Titz durch Heimatgefühle gelindert. Der Coach ist knapp 20 Kilometer entfernt in der Gemeinde Edingen-Neckarhausen aufgewachsen. "Auf das Spiel freue ich mich sehr, denn da geht es zurück in meine alte Heimat", sagt er. Für die Partie hat er sechs Tickets erworben. Seine Eltern kommen und auch Freunde.

Ihnen wie auch den Kritikern will Titz zeigen, dass in der jüngsten Mannschaft des deutschen Profi-Fußballs wesentlich mehr steckt als beim Saisonstart zu sehen war. Zwar steht dem Fußballlehrer der spielintelligente Kapitän Aaron Hunt wegen Verletzung erneut nicht zur Verfügung, dafür hat Titz einen Neuen im Mittelfeld: den 20 Jahre alten Belgier Orel Mangala vom VfB Stuttgart. Nach "etwas Wuchtigem" habe der Verein schon lange Ausschau gehalten, versichert Titz.

"Wir haben mit Stuttgart in der Vorbereitung da gespielt. Sandhausen hat eine gute Mannschaft, die schwer zu bespielen ist. Sie ist gut im Pressing und bei Kontern", warnt Mangala. Zweiter Neuer im Team ist der Schweizer Leo Lacroix vom französischen Erstligisten AS Saint-Etienne. "Ich mag mich nicht festlegen, ob er spielt", sagte Titz am Freitag. Zunächst will er das Training am Samstag abwarten. Lacroix und Rick van Drongelen könnten das neue Duo in der Innenverteidigung bilden.

Der HSV muss verhindern, dass nach der Startpleite Zweifel und Verunsicherung um sich greifen. Denn damit kann das junge Team noch nicht umgehen. Für Titz ist klar: "Fußball ist ein Psychospiel." Erst Tore, dann Sicherheit, dann Selbstvertrauen - lautet die Ereigniskette beim Coach. Klappt das nicht, tritt das ein, was Ex-Nationalspieler Andreas Brehme schon vor 22 Jahren wusste: "Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß!"

In Sandhausen lässt man sich von den Bedenken der Norddeutschen nicht den Feiertag vermiesen. "Das ist ein absolutes Highlight für den SVS", bekennt Geschäftsführer Otmar Schork. Der HSV sei "ein Stück weit" der attraktivste Zweitligagegner, den der "Dorfverein" (Schork) je hatte. Nette Sprüche gibt es sicherlich, wenn die Mannschaften bei Ankunft in die Kabine gehen - und dabei an den Fans vorbei müssen. Titz sieht in dem Rivalen in jedem Fall "keine graue Maus". Er lobt die starke Defensive, die hohe Variabilität sowie Gegenpressing und Körperlichkeit der Rheinpfälzer. "Wir wissen genau, was uns erwartet", meint der Trainer.

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