Nach WM-Aus Rummenigge rügt DFB: "Durchsetzt von Amateuren"

München · Eigentlich stand nur die Eröffnung einer Ausstellung zu Ehren von Jupp Heynckes an. Dann lässt es Karl-Heinz Rummenigge krachen. Der Bayern-Vorstandschef holt nach dem WM-Debakel zum Rundumschlag gegen den DFB aus. Der Verband sei "durchsetzt von Amateuren".

 Hat keine gute Meinung vom DFB: Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge.

Hat keine gute Meinung vom DFB: Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge.

Foto: Britta Pedersen

Frisch aus dem Urlaub zurück hat Karl-Heinz Rummenigge in einer Grundsatzkritik die DFB-Spitze abgewatscht und die Verbandsführung in schärfstem Ton sogar als Amateure gerügt.

Mit Dreitagebart und satter Bräune holte der Vorstandschef des FC Bayern München nach dem WM-Desaster als erster Bundesligavertreter öffentlich zu einem Rundumschlag gegen DFB-Boss Reinhard Grindel aus.

"Mir fehlt da ein bisschen im Moment einfach die klare professionelle Handhabung der Krisenbewältigung. Es wundert mich allerdings auch nicht, weil der DFB ist eigentlich nur noch durchsetzt von Amateuren", ätzte Rummenigge in München.

Eigentlich sollte am Freitag in der Erlebniswelt des FC Bayern in der Allianz Arena nur eine Sonderausstellung zu Ehren der abgetretenen Trainer-Ikone Jupp Heynckes eröffnet werden. Der 73-Jährige stand auch zunächst im Mittelpunkt - zum Erlebnis wurde dann aber die Generalabrechnung Rummenigges mit einer aus seiner Sicht völlig überforderten Verbandsspitze um Grindel.

"Ich bin ein Stück irritiert und auch erstaunt über das, was man beim DFB so als Krisenbewältigung versteht, weil mir da so ein bisschen die Fußballkompetenz fehlt", sagte Rummenigge und fühlte sich an das Jahr 2000 erinnert, als die Nationalmannschaft bei der EM schon in der Vorrunde gescheitert war. In der Folge habe aber damals ein "Profi" wie Gerhard Mayer-Vorfelder als DFB-Boss mit "klugen Schachzügen" beim Nationalteam wieder "die Kurve gekriegt".

Grindel wurde von Rummenigge nicht als "Profi" tituliert. Dem Boss der Münchner missfällt so einiges bei der Krisenbewältigung des DFB - unter anderem dieses: Nach den missbilligenden Äußerungen des sächsischen Verbandschefs Hermann Winkler zur Vertragsverlängerung von Bundestrainer Joachim Löw kurz vor der WM bekamen dessen Kollegen aus den weiteren Landesverbänden freundlich, aber bestimmt einen Maulkorb verpasst. Die Landesfürsten seien offensichtlich erstmal mit "viel Valium beruhigt" worden, bemerkte Rummenigge süffisant.

Dies verwundert den 62-Jährigen aber offensichtlich nicht besonders. "Ich stelle nur fest, dass beim DFB komplett Amateure das Geschehen übernommen haben und da spielen auch Leute wie (Vizepräsident Rainer) Koch und andere Landesfürsten eine Rolle", kritisierte Rummenigge.

"Es ist eine Krise des DFB und der DFB muss sich fragen, ob er in dieser Krise die richtigen Lösungsansätze sieht oder eben nicht. Ich bin da ein Stück zumindest irritiert, mit welchem Engagement man versucht, im Moment diese Dinge zu lösen", monierte Rummenigge. "Ich bin nicht überzeugt, dass am Ende des Tages die richtigen Ansätze gefunden werden mit diesen Leuten, wie das da gerade abläuft."

An Löw als Bundestrainer trotz des blamablen WM-Vorrundenaus in Russland festzuhalten, hält der 62-Jährige indes für richtig. Den Neustart traut ihm Rummenigge gleichwohl zu. "Man sollte Jogi Löw die Chance geben, er hat zwölf Jahre lang einen überragenden Job gemacht", sagte Rummenigge über den Mann, der Deutschland 2014 in Brasilien noch auf den Gipfel geführt hatte.

"Einem solchen Mann ist man dann trotzdem auch ein Stück weit zur Dankbarkeit verpflichtet und deshalb ist es in dieser Richtung die richtige Entscheidung, Jogi Löw weiterhin mit der Betreuung zu beauftragen", meinte Rummenigge.

Der DFB braucht seiner Ansicht nach nun dringend externe Hilfe. "Ich halte Philipp Lahm und seinen Berater Roman Grill als perfekt passend für den DFB, weil Philipp diese Qualität hat, möglicherweise für einen Verband zu arbeiten. Das wäre vielleicht eine interessante Lösung", sagte Rummenigge über den Weltmeisterkapitän von 2014. Eine Stelle als Vizepräsident sei für ihn denkbar, "um dem Präsidium ein Stück mehr Professionalität zu geben".

Zuletzt hat sich der Ehrenspielführer mit Ratschlägen an Löw als möglicher Unterstützer eines Reformprozesses beim DFB in Stellung gebracht. Löw solle künftig einen strafferen Führungsstil pflegen, war eine der Forderungen des 34-Jährigen. Der Nationaltrainer fand die "Art und Weise" jedoch wenig erfreulich.

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