Fußball in Bonn und der Region Rechtsstreit in Bonner Kreisliga A gefährdet Saisonstart

Bonn · Auch wenige Tage vor Beginn der neuen Spielzeit im Amateurfußball in Bonn ist der Rechtsstreit um die Ligazugehörigkeit nicht beendet. Jetzt sorgt der Antrag auf eine einstweilige Verfügung für neuen Zündstoff.

Genau 441 Tage hat der 1. FC Niederkassel auf diesen Moment gewartet: Nach der enttäuschenden Abstiegssaison 2018 steht für die Mannschaft von Trainer Sven Rasch am Sonntag das erste Saisonspiel nach der viel umjubelten Rückkehr in die Bezirksliga 2 auf dem Programm. Auf dem Niederkasseler Sportplatz ist der SSV Bornheim zu Gast.

Ob es am Sonntag zum ersehnten Saisonstart kommt, ist allerdings fraglich. Denn beim Fußballverband Mittelrhein (FVM) ist eine einstweilige Verfügung eingegangen. Demnach will der FSV Neunkirchen-Seelscheid den für Sonntag anberaumten Spieltag der Bezirksliga komplett verschieben lassen. Aus Sicht des FSV ist nicht vollends geklärt, ob die Bezirksliga mit 16 oder mit 17 Mannschaften spielen soll.

Hintergrund der Aufstockung ist ein vorausgegangener Verhandlungsmarathon, bei dem es um das Duell zwischen den Sportfreunden Ippendorf und dem SV Beuel 06 der Bonner Kreisliga A ging. Wie berichtet, hatten die Ippendorfer bei dem 2:1-Sieg einen Spieler eingesetzt, der wegen einer zwei Spieltage zuvor ausgesprochenen Roten Karte nicht spielberechtigt war. Zum Zeitpunkt des Spiels lag allerdings ein Urteil des Bonner Kreissportgerichts vor, das den Einsatz des Akteurs fälschlicherweise erlaubte.

Beuel siegte per Wertung

Beuel legte Einspruch ein, daraufhin reihte sich eine Verhandlung an die nächste. Am Ende urteilte das Präsidium des Verbandes Mittelrhein, dass die Bezirksliga aufgestockt wird und das Kreisgericht Köln ordnete ein Wiederholungsspiel zwischen Ippendorf und Beuel an. Ippendorf trat nicht an, Beuel siegte per Wertung und steht damit als 16. Team in der Bezirksliga.

„Meiner Meinung nach ist die Entscheidung der Aufstockung nicht für wirksam erklärt worden“, sagt der 1. Vorsitzende des FSV Neunkirchen-Seelscheid Norbert Schneider. „Erst auf Hinweis wurde sie noch schnell für wirksam erklärt. Außerdem ist eine Aufstockung nicht einfach so zulässig. Zudem haben drei Vereine Einspruch gegen die Entscheidung eingelegt.“

Einspruch unter anderem, weil so die Heimspieltage der Vereine mit mehreren Teams „zerpflückt“ würden. „Wir haben alleine zehn Spieltage, an denen unsere erste Mannschaft dann nicht parallel zur Zweiten spielen würde. Das sind finanzielle Einbußen für uns“, sagt Schneider. Ein Einwand, den auch Marc Pfister vom 1. FC Niederkassel versteht. „Natürlich ist das ärgerlich und kann nicht sein“, sagt er. „Den FSV und den SC Uckerath trifft es da schon besonders hart.“

Ausgerechnet der durch das Urteil erst aufgestiegene 1. FC Niederkassel hatte bei der Erstellung des neuen Spielplans Glück. Die Heimspiele der Mannschaften werden meistens am gleichen Spieltag ausgetragen und auch die Spiele unter der Woche halten sich im Rahmen. „Das ist natürlich ärgerlich und hat so gesehen ein kleines Geschmäckle. Aber wir können ja nichts für die Planung und sind außerdem jederzeit bereit, Spiele zu verlegen“, sagt Pfister. „Wenn diese ganze Farce doch früher verhandelt worden wäre, hätten wir die Problematik jetzt nicht.“

Entscheidung hat auch Auswirkung auf Kreisligen

Ob das Verbandsgericht dem Einspruch und/oder der einstweiligen Verfügung stattgibt, ist fraglich. „Ich kann das ehrlich gesagt nicht mehr einschätzen“, sagt Schneider. „Aber wenn wir am Sonntag spielen, nehmen wir Verletzungen und Sperren in Kauf, ohne zu wissen, ob dieses Spiel überhaupt gewertet wird.“ Besonders brisant: Die Entscheidung hat auch Auswirkung auf die Kreisligen. So sind von der Aufstiegsregelung auch der SSV Kaldauen (A-Liga) und Adler Meindorf (B-Liga) betroffen. Sollte deren Aufstieg revidiert werden, wären die Spielpläne in A-Klasse, beiden B-Klassen und einer C-Klasse nichtig. „Ich kann nicht nachvollziehen, warum der Verband die Einspruchsfrist auf einen Termin nach dem ersten Spieltag anberaumt hat“, erklärt Schneider. „So kann der erste Spieltag nicht stattfinden.“

Die Mannschaften bereiten sich wie gewohnt auf den ersten Spieltag am Sonntag vor. Nicht nur im Kreis Sieg. „Ich wüsste nicht, warum nicht gespielt werden sollte“, sagt der Vorsitzende des Kreises Bonn Jürgen Bachmann. „Beuel hat die Wertung aus der Partie gegen Ippendorf erhalten und der Verband hat die Liga aufgestockt.“ Doch auch in Bonn regt sich Widerstand. Die Sportfreunde Ippendorf haben eine Nichtzulassungs-Beschwerde eingereicht. Das Bezirksgericht I hatte eine Revision abgelehnt, das halten die Sportfreunde für falsch. „Wir sehen uns da schon ein wenig in der Pflicht, dass so etwas nicht nochmal passiert“, sagt Sebastian Grohs, 1. Vorsitzender der Sportfreunde. „Wir brauchen endlich ein Endurteil, das auch für die Zukunft gilt.“

In Niederkassel bereitet man sich nun auf das erste Heimspiel in der Bezirksliga vor. Aber: „Wenn es nicht alles so unglaublich traurig wäre, wäre es fast schon wieder zum Lachen“, sagt Pfister.

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