GA-Sonntagskicker Im Spätherbst der Karriere

Bonn · Zahlreiche altgediente Fußballer um die 40 Jahre sind noch im Amateurbereich in Bonn und der Region aktiv und messen sich mit jüngeren Spielergenerationen.

Sie haben ein gutes Auge, ein perfektes Stellungsspiel und wissen, wie man den Ball abschirmt – die Senioren des Seniorenfußballs, jene, die jenseits der 30 liegen und mit ihrer Erfahrung noch regelmäßig ambitionierte Jungspunde zur Verzweiflung bringen, Kerle wie Thorsten Hanisch vom FV Bonn-Endenich 1908, der mit 39 Jahren in der Landesliga spielt und noch lange nicht ans Aufhören denkt.

„Ich fühle mich fit und solange ich der Mannschaft helfen kann, werde ich das auch tun“, so der Routinier. Vor 34 Jahren hat er in den Bambini mit dem Fußball angefangen. Von seinem ersten Verein, dem SV Menden, ging es zum TuS Oberpleis und von dort zu Viktoria Köln. Weitere Stationen waren der SV Buschdorf, der Bonner SC, der FV Bad Honnef, die Sportfreunde Troisdorf und nun der FV Bonn-Endenich.

Bei Viktoria Köln spielte er eine Zeit lang mit Hans Sarpei zusammen. Besonders gerne erinnert er sich aber an den Moment, als er als junger Spieler des SV Buschdorf das Angebot des damaligen Oberligisten Bonner SC erhalten hatte. „Das war zu dem Zeitpunkt schon eine große Ehre für mich“, erzählt Hanisch. Heute ist er nicht nur Vorbild für seine beiden Söhne, sondern als Routinier auch Stütze für seine jüngeren Mitspieler. „Von meinen Kameraden wird mir viel Respekt entgegengebracht, im Gegenzug versuche ich, meine Erfahrung weiterzugeben.“

Zwar merke er langsam, wie die Beine schwerer werden, aber aufhören wolle es deswegen nicht. „Wenn es für die Landesliga irgendwann nicht mehr reichen sollte, kann ich mir auch gut vorstellen, in der Bezirksliga oder der Kreisliga weiterzuspielen.“ Er glaube fest daran, noch ein paar Jahren kicken zu können. Das liege vor allem an seiner beruflichen Tätigkeit. „Ich arbeite als Gebäudereiniger, da bleibt man körperlich fit.“

"Lommi" gegen Völler und Kirsten

Fit ist auch Jürgen Lommerzheim. Der 46-Jährige ist Torhüter in der dritten Mannschaft des SSV Bornheim. Rund 30 Jahre lang hat er insgesamt für seinen Heimatverein gespielt. Wie Hanisch hat auch Lommerzheim, der auf dem Platz nur „Lommi“ gerufen wird, in seiner langen Karriere einiges erlebt. Sein größtes Erlebnis war ein Freundschaftsspiel mit dem SSV Bornheim gegen Bayer 04 Leverkusen und dessen damalige Superstars Rudi Völler und Ulf Kirsten. Außerdem habe er einmal ein Probetraining beim 1. FC Köln absolviert.

Nun ist er als Torhüter der dritten Mannschaft seines Heimatvereins vor allem dafür verantwortlich, die jungen Spieler „zu formen“. Als Keeper sehe er sehr viel. „Und von einem alten Sack wie mir lassen die Jungs sich auch noch etwas sagen“, berichtet Lommerzheim. Bei einem Torwart spiele die physische Komponente zudem eine geringere Rolle als bei einem Feldspieler. „Heute springe ich natürlich nicht mehr wie ein junger Gott den Bällen hinterher, dafür mache ich jetzt viel mehr mit Auge“, so der Routinier. Während seiner sportlichen Laufbahn sei er meist von Verletzungen verschont geblieben, mittlerweile habe er aber immer mal wieder einen Muskelfaserriss. „Das war früher nicht so.“ Ein bis zwei Jahre wolle er noch spielen, vielleicht schaffe er es sogar noch, mit 50 zu kicken. „Dann ist aber wirklich Schluss“, sagt Lommerzheim. Seine Kollegen kaufen ihm das jedoch nicht ab. „Wenn ich davon spreche, aufzuhören, glaubt mir ja eh keiner“, sagt er und lacht.

An sein Karriereende denkt Younes Tazit bis heute nicht. Der 43-Jährige ist zwar überwiegend als Trainer beim FC Rot-Weiß Lessenich aktiv und trainiert die A-Jugend des FC Blau-Weiß Friesdorf, springt aber immer mal wieder als Feldspieler ein, wenn Not am Mann ist. „Ich bin teilweise noch fitter als einige meiner Schützlinge“, berichtet Tazit stolz.

Erste Liga in Marokko

Als 23-Jähriger ist er damals aus Marokko nach Deutschland gekommen, um eine neue Herausforderung zu suchen, wie er selbst sagt. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er in der ersten Liga seines Heimatlandes gespielt. Seine erste Station in Deutschland war der Bonner SC, bei dem er unter anderem in der Regionalliga spielte. Später heuerte er auch beim VfL Alfter und beim Kaller SC an, um dann doch wieder in Bonn zu landen, wo er den größten Moment seiner Karriere erlebte, als er 2012 mit dem Bonner SC den Aufstieg in die Mittelrheinliga schaffte – zu diesem Zeitpunkt war er 39 Jahre alt.

Fünf Operationen hatte er in seiner sportlichen Laufbahn zu überstehen – einmal am Kreuzband und jeweils zweimal an der Leiste und an der Schulter. Ans Aufhören habe er niemals gedacht. „Ich bin jemand, der immer weiter macht, das ist meine Einstellung“, sagt Tazit. Das verlangt er heute als Trainer auch von seinen Spielern. Jedoch sei er keiner, der nur draußen herumsteht, sondern jemand, der im Training mitarbeitet. „So kann ich viel besser einschätzen, wie ich die Einheiten dosieren muss“, erklärt Tazit. „Und wenn uns irgendwann die Spieler ausgehen sollten, springe ich natürlich wieder ein.“

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